Um einen Fahrrad-Showroom reicher

Es kann nur eines bedeuten: Die Temeswarer lieben Räder

„Die Pegas-Radler-Community in Temeswar ist die stärkste aus ganz Rumänien, die Temeswarer sind Spitzenreiter, was die Anzahl der Online-Käufe betrifft“, so hat Andrei Botescu, Mitbegründer von „Atelierele Pegas“ die Entscheidung untermauert, den ersten Showroom in Temeswar zu eröffnen.

Jeder „geht“ seinen Weg: Fahrradfahrer und Fußgänger.
Fotos: die Verfasserin

Um einen Fahrradladen reicher ist Temeswar seit Sommeranfang: „Atelierele Pegas“ (die Pegas-Werkstätten) haben in der Mall „Shopping City Timişoara“ einen Showroom eröffnet, damit ist die Anzahl der Läden gestiegen, die die Temeswarer beweglich und fit halten.

Fast ein jeder Mitbürger, der 1989 im fahrradfähigen Alter war, kannte es und konnte eines davon seins nennen: „Pegas“ ist eine der Marken gewesen, die damals Furore machten. Es konnte auch nicht anders sein, denn wer ein Fahrrad fuhr, der fuhr eben einen „Pegas“. Der der griechischen Mythologie entlehnte Name des fliegenden Pferdes hatte aber zu dem Zeitpunkt eigentlich wenig damit zu tun, denn im Vergleich zu dem, was man heute an „Bikes“ kaufen kann, war „Pegas“ damals eher schwerfällig.

Trotzdem blieb die Nostalgie: Etwas im Design der Fahrräder von damals scheint nicht wenigen Fahrradfahrern von heute am Herzen geblieben zu sein. Vor wenigen Jahren kam der Brand „Pegas“ (wieder) in den Umlauf („Pegas“ gab es lange Zeit nach der Wende nicht mehr). „Wieder“ habe ich bewusst in Klammern gesetzt, denn „Pegas“ hat es von der Marke zum Brand geschafft und die Fahrräder tragen nur noch einen Schimmer Erinnerung an die alten Pegas-Fahrräder, modisch aktuell sind sie heute.

Ein „Brand“ ist kein Synonym zu „Marke“, wenn man dem bekannten Autor Wally Olins glaubt, ein Brand ist fast etwas Lebendiges, meint er: Und zum Brand gehört viel mehr. So ist der Laden eigentlich ein Showroom, wo sich nicht nur Bikes verkauft werden, sondern auch Accessoires und trendy Mode mit Pegas-Aufdruck (wer Fan ist, muss eben an alles denken), und die Bikes nicht nur auf dem Boden stehen, sondern auch an der Decke hängen. In allen Farben sind die ausgestellten Bikes, außerdem sind die verschiedensten Modelle da, nicht nur oder nicht mehr die klassische Auffächerung der Räder nach Geschlecht und Alter der Benutzer, sondern auch neuere Sorten wie die „Fatbikes“ gehören zu dem Angebot.

Dass Temeswar das landessweit längste Netz an Fahrradpisten hat, darf in der Entscheidung, in Temeswar den Showroom zu eröffnen, auch eine Rolle gespielt haben. Wie Bürgermeister Nicolae Robu bei der Eröffnung erklärt hat, existieren bereits 90 Kilometer Pisten in der Bega-Stadt, bis Jahresende soll Temeswar die erste Stadt Rumäniens mit über 100 Kilometern Pisten werden. Fahrradpisten, die im Westen Europas zur Normalität gehören, schaffen einen zivilisierteren Verkehr. Bürgermeister Robu hat auch versprochen, in Zusammenarbeit mit den anrainenden Gemeinden ein Netz an Fahrradpisten in einem Umfeld von 30 Kilometern um Temeswar herum zu errichten.

Temeswar hat eine große Fahrradfahrergemeinschaft. Die Fahrradfahrer-Community ist sich aber nicht selten mit der Stadtverwaltung in die Haare geraten, vor allem weil die zentrale Zone ein Großteil als Fußgängerzone funktioniert und nicht auf dem Fahrrad passiert werden darf. Ansonsten winken hohe Geldstrafen.

370.000 Fahrräder werden landesweit pro Jahr verkauft. Das kann nur eine erfreuliche Nachricht sein, denn es ist gut für den Radler wie auch für die Umwelt.