Umgestaltung der Innenstadt und zahlreiche Sanierungen in Großwardein

Alte Bausubstanz wird langsam instand gesetzt

An der Neugestaltung des Großwardeiner Hauptplatzes sind nur noch Details fertigzustellen.
Foto: der Verfasser

Am 25. Dezember 2015 hätten die Arbeiten an der Neugestaltung des Hauptplatzes von Großwardein/Oradea abgeschlossen werden müssen, doch ein Monat später wird noch eifrig gearbeitet. Der Sockel der Mihai-Viteazu-Statue wird gerade erneuert und auch an den Rändern der Piaţa Unirii, wie der Platz auf Rumänisch heißt, müssen noch Pflastersteine gelegt werden. Im Großen und Ganzen sind die Arbeiten jedoch fertig und der Platz kann sich sehen lassen. Die Neugestaltung ist im Einklang mit dem architektonischen Umfeld, mit den drei sehr ähnlichen Kirchbauten der Katholiken, der Orthodoxen und der Griechisch-Katholischen, dem Bischofspalais der Letzteren und dem Palais zum Schwarzen Adler, ein Juwel im ungarischen Jugendstil, wie es selbst in Budapest oder anderenorts in der ehemaligen Doppelmonarchie nur wenige gibt. Auch zahlreiche Bäume sind gepflanzt worden, die neuen Bänke allerdings scheinen ein bisschen klein geraten zu sein. Dafür gibt es dort, wo sich der Platz in Richtung Schnelle Kreisch/Crişul Repede und Sankt-Ladislaus-Brücke öffnet, zwei marmorne Springbrunnen, so wie sie sich der Besucher aus Temeswar/Timişoara beispielsweise auch am neu hergerichteten Freiheitsplatz der Banater Hauptstadt gewünscht hätte.

21 Millionen Lei hat das Projekt zur Neugestaltung der Piaţa Unirii in Großwardein gekostet, 13,658 Millionen flossen von der Europäischen Union, drei Millionen Lei steuert die rumänische Regierung bei und knapp 340.000 Lei trägt die Stadt selbst zu diesem Vorhaben bei, das Großwardeins touristische Anziehungskraft deutlich stärken wird, zumal die Hauptattraktionen des Platzes – die drei Sakralbauten der wichtigen Konfessionen der Stadt – schon früher saniert worden sind, genauso wie das 1903-1905 vom wichtigsten Großwardeiner Architekten der Zeit, Kálmán Rimanóczy Jr. entworfene und gebaute Bischofspalais der Griechisch-Katholischen Kirche. Gleich in der Nähe, am Kreischufer, befindet sich die 1878 gebaute Neologe Synagoge, ebenfalls durch EU-Fördergelder renoviert, und, einen Steinwurf weiter weg, in der Str. Primăriei, die Hauptkirche des ungarisch-reformierten Bistums, die im vorigen Jahr auch umfangreichen Sanierungsarbeiten unterzogen wurde.

Zwar befinden sich die meisten Jugendstilpalais in der Großwardeiner Fußgängerzone, der Calea Republicii, in einem erbärmlichen Zustand, und, genauso wie in anderen von der Jugendstilarchitektur geprägten westrumänischen Städten wie Temeswar oder Arad, wird manches nicht mehr zu retten sein. Aber: Auch in Großwardein wird an einigen Häusern gearbeitet, und das erst seit Kurzem. So zum Beispiel am Moskovits-Palais, einem 1905 fertiggestellten Stadtpalais, welches vom Reißbrett desselben Architekten Rimanóczy stammt und zu den hervorragenden Beispielen des Großwardeiner Jugendstils gezählt werden kann. Das berühmte Palais zum Schwarzen Adler an der Piaţa Unirii ist bereits in den vergangenen Jahren einer umfangreichen Innen- und Außensanierung unterzogen worden, seiner Rolle als architektonisches Wahrzeichen der drittgrößten Stadt Siebenbürgens wird es nun gerecht.

Im Schönbrunner Gelb erstrahlt mittlerweile die Hauptfassade der St. Mariä Himmelfahrt-Kathedrale des Römisch-Katholischen Bistums von Großwardein, die Arbeiten sind bereits voriges Jahr abgeschlossen worden; gearbeitet wird nun an der rechten Seitenfassade. Zu erwähnen ist, dass dieser Sakralbau, etwas abseits der Großwardeiner Innenstadt gelegen, Rumäniens größte römisch-katholische Kirche ist. Mit dem anschließenden Bischofspalais und den zusammengewachsenen Domherrenhäusern auf der anderen Straßenseite bildet die Kirche Rumäniens größtes Barockensemble, mit ähnlichen Bauten in Ungarn, Österreich oder Tschechien, was Größe und Ausstattung angeht, durchaus vergleichbar. Gebaut wurde die Kirche zwischen 1752 und 1780, 1991 wurde sie von Papst Johannes Paul II. in den Rang einer Basilika Minor erhoben. Der Entwurf stammt aus der Feder des italienischen Barockarchitekten Giovanni Battista Ricca, doch nach dessen Tod übernahm der Wiener Architekt Franz Hillebrandt die Bauleitung und vollendete sowohl die Kirche als auch den Bischofssitz. Da sich in der Kirche eine Reliquie des heilig gesprochenen ungarischen Königs Ladislaus I. befindet, strömen Touristen aus dem Nachbarland, darunter auch zahlreiche Schulklassen, in die Kirche, selbst an Arbeitstagen ist sie relativ gut besucht. Die Inneneinrichtung ist ein gelungenes Beispiel des Übergangs vom Spätbarock österreichischer Prägung zum Neoklassizismus des beginnenden 19. Jahrhunderts.

Erwähnenswert ist auch, dass das Bukarester Justizministerium demnächst die aufwendige Innen- und Außensanierung des Großwardeiner Gerichtsgebäudes abschließt, eines eklektischen Prachtbaus aus dem Jahr 1898. Begonnen hatten die Arbeiten 2012, nun wird nur noch an der Inneneinrichtung gearbeitet. Das Gerichtspalais erfreut bereits die Blicke der Passanten und bezeugt, unter anderen mehr oder weniger verfallenen Fassaden, die architektonische Vielfalt einer Innenstadt, die es in die engere Auswahl eines jedweden Vergleichs unter mitteleuropäischen Städten wie selbstverständlich schaffen müsste.