Und sie hat sich doch bewegt

„Wusch“ nicht nur für Eisenbahnkundige

Denkmal in Schäßburg: SSzV 2 Szent Ágota (MÁV 388.002, CFR 388-002, Wiener Neustadt 3897/1896) Foto: Matthias Schenkel, 1993

Andreas Mausolf: „Kleinbahn im Karpatenbogen. Schäßburg – Agnetheln – Hermannstadt“. 1. Auflage 2018, Verlag Railway Media Group (Wien). Hardcover / Fadenheftung, 128 Seiten, Fotos in Farbe und S/W. Pläne, Zeichnungen / Diagramme. ISBN: 978-3-902894-57-1. Preis: Euro 37.-

Galileo oder Szentágota hieß die kleine Dampflok, die über Jahre in Schäßburg als technisches Denkmal stand. Es war eine der drei Dampfloks, mit denen die „Wusch“, eine Schmalspurbahn, den Betrieb zwischen Schäßburg und Agnetheln aufnahm.
Jetzt erschien eine Monografie „Kleinbahn im Karpatenbogen – Schäßburg-Agnetheln-Hermannstadt“ im Wiener RMG-Verlag. Andreas Mausolf, den Lesern von anderen Eisenbahnbüchern bekannt, ist der Autor.

Andreas Mausolf schreibt über alles, was eisenbahnkundige Leser erwarten. Der Einsatz der Lokomotiven und Wagen, die Stationen und Fahrpläne sind gut aufgearbeitet. Aber es ist kein Eisenbahnbuch im klassischen Sinn, sondern viel mehr. Wichtige Abschnitte der Geschichte und die Landeskunde Siebenbürgens, dem deutschbesiedelten Raum, der erst ungarisch war und dann rumänisch wurde, sind sehr sorgfältig und ausgewogen dargestellt. Beim Lesen wird die ungeheure Langsamkeit des Geschehens und die Genügsamkeit vergangener Tage wieder in Erinnerung gerufen. Es war die Verkehrserschließung Siebenbürgens, zu der die Kleinbahn beitrug, Militärtransport, Bodenschätze oder deren Raubbau spielten keine Rolle. Der Stern der Bahn sank bereits vor dem Einsetzen des motorisierten Individualverkehrs Mitte der 1960er Jahre. 2001 war dann Schluss, die Uhr dieser Bahn war abgelaufen.

Ein weiteres Highlight ist die Vielzahl der Bilder von Bahn, Landschaft und den Städten. Es wird die Geschichte der Fotografie von der Schwarzweiß-Plattenaufnahme über handkolorierte Aufnahmen bis zum digitalen Bild komplett abgedeckt. Der RMG-Verlag hat aus dem Bildmaterial sehr viel herausgeholt.
Vielleicht hat die Bahn eine neue Chance, wenn das Harbachtal sich nach vielen Umbrüchen und den Abwanderungen wieder gefunden hat.

Wer statt Schlagworten einen reflektierten Einblick sucht und sich für Eisenbahnen und/oder Siebenbürgen interessiert, wird den Kauf des Buches nicht bereuen.