Unser Tarzan in der Garage

Gedenktafel von Johnny Weissmüller in der Garage

Das falsche Geburtshaus des Tarzan-Darstellers in Freidorf, Petöfi-Sandor-Platz 6, heute ohne Gedenktafel. Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar - So geschehen in Freidorf, der ehemaligen banatschwäbischen Gemeinde, heute Temeswarer Stadtviertel: Die Gedenktafel zu Ehren von Johnny Weissmüller, die seit acht Jahren am Giebelhaus Petöfi-Sándor-Platz 6 an das Geburtshaus des wohl berühmtesten Sohns des Ortes und der Stadt an der Bega erinnern sollte, wurde kürzlich vor dem 29. Todestag des Stars abmontiert und landete in der Hausgarage.

Der derzeitige Hausbesitzer, Ioan Păunescu, Geschichtslehrer im Ruhestand, begründete seine Vorgangsweise mit dem ewig gestörten Hausfrieden, dem ärgerlichen Touristenandrang vor allem sommersüber in seinem Haus und Hof: „Und, was die Touristen aber auch viele Temeswarer nicht wissen oder nicht wissen wollen, ist, dass mein Haus doch gar nicht das Geburtshaus von Johnny Weissmüller ist“, rechtfertigt sich der genervte Rentner.

Das Geburtshaus des Hollywood-Stars hätte nämlich eigentlich drei Häuser weiter gestanden, wäre jedoch während des kommunistischen Regimes wegen des Baus eines Wohnblocks abgerissen worden. Der Rentner hätte, nach eigenen Aussagen, jahrelang das Tourismusspiel mitgemacht, unentgeltlich die Touristen im eigenen Haus herumgeführt und sie gar noch zu einem Hauskuchen oder einer Zuika eingeladen. Im Rathaus hätte man sich bisher nur stets achselzuckend seine Beschwerden angehört.

Die Gedenktafel wurde im Sommer 2004 im Beisein von John Scott, dem Sohn von Johnny Weissmüller – es wurde damals der 100. Geburtstag des Tarzan-Darstellers gefeiert – in aller Eile als Notlösung von den Lokalbehörden an diesem Nachbarhaus mit einer schönen Einweihungszeremonie angebracht.  
Wie in der BZ dazumal berichtet, hatte die Stadtverwaltung im Sommer 2004 große Pläne mit dem berühmten Stadtsohn.

Zum Anlass des 100. Geburtstags von Johnny Weissmüller wurde gar ein kleines Weissmüller-Festival in Temeswar veranstaltet. Der Star erhielt posthum auch den Titel eines Ehrenbürgers der Stadt Temeswar. Heiß im Gespräch war außerdem die Einweihung einer Büste, mal in Freidorf, mal in einem Stadtpark, letztlich im Jagdwald. Leider blieb es allein bei den schönen Vorsätzen, wie das auch bei anderen großen Persönlichkeiten der Stadtgeschichte der Fall war.

Johann Peter oder Janos Weissmüller (Taufname) wurde am 2. Juni 1904 in Freidorf, damals Österreich- Ungarn, geboren und war als sieben Monate altes Kind mit seinen Eltern Peter und Elisabeth nach Amerika ausgewandert. Die Familie lebte in Windber und darauf in Chicago, wo der Junge sich auf Anraten eines Arztes dem Schwimmsport zuwandte. Im Alter von 17 Jahren wurde er zum ersten Mal US-Schwimmmeister.

Als bester Schwimmer seiner Zeit war er der erste Mensch, der die 100-Meter-Strecke 1922 in Alameda, Kalifornien, unter einer Minute bewältigte. Er war u. a. fünffacher Olympiasieger, stellte 51 Weltrekorde auf. Weissmüller war der erste Sportler, der infolge seiner Sporterfolge zum Filmstar wurde: 1932-1948 spielte er in zwölf Tarzan-Filmen bei MGM und in einer gleichnamigen TV-Serie. Der erste, „Tarzan, the Ape Man“, nach den Romanen von Edgar Rice Burroughs gedreht, kam 1932 auf die Leinwand und wurde zum Welterfolg. 1948-1956 spielte er noch die Hauptrolle des „Jungle Jim“ in einer Filmserie und 1967 eine Nebenrolle in der Komödie „Won Ton Ton“.

Der Star verstarb am 20. Januar 1984 krank und verarmt in Acapulco, Mexiko. Hier steht übrigens auch eine Stele mit Gedenktafel.