Unterstützung für Sozialprojekte in Rumänien

Deutsches Unternehmen organisierte Wohltätigkeitsaktion

45 Geschenkpakete gingen nach Perjamosch – dort unterhält die Caritas Temeswar eine Kindertagesstätte für Roma-Kinder.

Große Freude in Bakowa: Die Dorfkinder, die die Tagesstätte besuchen, nahmen die Päckchen dankend entgegen. Fotos: Stefania Tschuri

In voller Erwartung: Die Kinder freuten sich über die Geschenke aus Deutschland.

In feierlichem Rahmen wurde die Geldspende im Freidorfer Kinderheim übergeben. Entgegen nahm sie Astrid Grün (links), die die Sozialeinrichtung leitet.

Es gab eine Zeit Anfang der 1990er Jahre, da stand Rumänien oft in den Schlagzeilen der mittel- und westeuropäischen Zeitungen. Große Armut prägte viele Regionen des Landes, die Kinderheime boten erschütternde Anblicke, Straßenkinder, Obdachlose und streunende Hunde gehörten zum Alltag in zahlreichen Städten, darunter auch im westrumänischen Temeswar/Timișoara. Seitdem hat sich in Rumänien vieles zum Besseren gewandt. Sozialprojekte wurden auf die Beine gestellt, die armen und bedürftigen Menschen gewidmet sind. Mehrere private Initiativen haben sich bewährt, doch ohne die Unterstützung ausländischer Spender könnten viele davon gar nicht weiterbestehen. Der Beitrag des rumänischen Staates, der durch diese Projekte um ein Vielfaches entlastet wird, bleibt nach wie vor gering. Hinzu kommt, dass oftmals die Kommunalverwaltungen im Verzug mit der Zahlung der Subventionen sind – ein Problem, welches die Organisationen nur durch Zugriff auf eigene Ersparnisse lösen können. Wer keine Rückendeckung hat, muss dicht machen. Rumäniens Sozialprojekte haben die Unterstützung aus dem Ausland weiterhin nötig.  

Eine der Organisationen, die viel Gutes tun und dies vor allem dank Spenden aus dem deutschsprachigen Raum, ist der Caritasverband der Römisch-Katholischen Diözese Temeswar. Vor Kurzem erhielt die wohltätige Organisation eine Geldspende aus Deutschland. Das Geld, das von der Firma Geiger über ein Wohltätigkeitsprojekt gesammelt wurde, kommt dem Kinderheim im Temeswarer Stadtteil Freidorf zu Gute. Einen Scheck in Höhe von 5000 Euro überbrachten drei Mitarbeiter der Geiger-Gruppe aus Nürnberg und der Firma Reiter mit Sitz in Hilpoltstein – diesen nahm Astrid Grün, die Leiterin des Mutter-Kind-Hauses am Stadtrand von Temeswar, dankend entgegen. Die Spendenübergabe hatte Pfarrer Rudolf Scharf aus Ebensfeld, Deutschland, vermittelt.

Unterstützung von der Rumänienhilfe Ebensfeld

Dieser ist als langjähriger Unterstützer von Sozialprojekten in Rumänien bekannt. „Seit mehr als zehn Jahren hilft uns Pfarrer Scharf durch seine Rumänienhilfe Ebensfeld. Das Geld, das wir bekommen haben, brauchen wir für den Unterhalt des Kinderheims. Es geht um die laufenden Kosten, die Löhne der Mitarbeiter, um den Ankauf von Lebensmitteln für die Kinder, usw.”, erklärt der Direktor des Caritasverbands, Herbert Grün. Seit dem Jahr 2000 ist das Kinderheim im Temeswarer Stadtviertel Freidorf in Betrieb. Im Hinterhof der Einrichtung in der Ioan-Slavici-Straße wurde 2012 ein weiterer Bau errichtet, wo die Kinder jeweils zu zweit oder zu dritt in einem Zimmer untergebracht sind. Aktuell leben hier 15 Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 21 Jahren. Die meisten sind Waisen, doch es gibt auch solche, die noch ein Elternteil haben, dem jedoch das Sorgerecht aberkannt wurde.

„Wir sind für die Kinder Fahrrad gefahren“, erzählt Stefania Tschuri. Die Mitarbeiterin der Geiger Gruppe aus Nürnberg reiste mit weiteren zwei Kollegen ins Banat, um das Geld und über 100 Geschenkpakete an die kleinsten Nutznießer der Caritas-Sozialeinrichtungen persönlich zu überreichen. „Unsere Chefs haben 15 Cent pro Kilometer gespendet, sodass sich schließlich über 5000 Euro angesammelt haben“, fügt sie hinzu. Außer Stefania Tschuri unternahmen noch Alexander Geßner und Jürgen Herzog die Reise nach Westrumänien. Mit dabei: Pfarrer Rudolf Scharf, der ein Herz für solche Projekte hat. „Wenn du mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren bist, dann wurden diese Kilometer gezählt und von der Firma subventioniert. Das Projekt lief das ganze letzte Jahr“, sagt Alexander Geßner. Es war ein Wohltätigkeitsprojekt, das nicht nur der Umwelt gut tat, sondern nun auch den Waisenkindern in Westrumänien zu Gute kommt. Es fuhr zwar nicht jeder Angestellte mit dem Rad zur Arbeit, doch schließlich radelten mehr als 100 Mitarbeiter von Geiger und etwa 30 Mitarbeiter der Firma Reiter für den guten Zweck. Die Idee zu dem Sozialprojekt hatte die Geschäftsleitung.

„Eine Mitarbeiterin der Firma stammt aus meiner früheren Pfarrei in Kronach im Frankenwald. Die Chefin, Frau Söhnlein, ist eigentlich auch von dort. Die beiden sind auf die Idee gekommen, dieses Projekt zu unterstützen“, erzählt Pfarrer Rudolf Scharf. Die Rumänienhilfe der Pfarrei Ebensfeld, die Pfarrer Rudolf Scharf seit vielen Jahren betreut, überbrachte im vergangenen Frühjahr ein nagelneues Auto für die Franziskanerschwestern im Dorf Satu Nou in der rumänischen Moldau – die Schwestern betreuen dort eine Sozialstation für Hauskrankenpflege und waren auf das Fahrzeug dringend angewiesen. Auch an jenem Spendenaufruf, den Pfarrer Scharf im Herbst 2017 gestartet hatte, hatte sich das Unternehmen aus Nürnberg mit einem erheblichen Beitrag beteiligt, ließ der Geistliche wissen.

Geschenkpakete für die betreuten Kinder

Außer der Geldspende für das Freidorfer Kinderheim bemühten sich die Mitarbeiter der Geiger Gruppe, Pakete für die bedürftigen Kinder in Rumänien zusammenzustellen. Süßigkeiten, Schulmaterialien und persönliche Hygieneobjekte wurden, unter anderem, in die Geschenkpakete gesteckt. Diese durften die Mitarbeiter des deutschen Unternehmens persönlich austeilen. Einen ganzen Tag lang waren sie unterwegs, sahen sich die Sozialprojekte an und lernten die Nutznießer der Einrichtungen kennen. Am Vormittag fuhren sie nach Bakowa, wo die Caritas – neben einem Resozialisierungszentrum für Obdachlose und einem Altenpflegeheim – auch eine Kindertagesstätte unterhält. 33 Dorfkinder besuchen diese, bekommen dort ein warmes Mittagessen und werden bei den Hausaufgaben unterstützt.

Weiter ging es nach Mercydorf/Carani in entgegengesetzter Fahrtrichtung, wo schon seit einem Vierteljahrhundert das Haus „Heilige Maria“ für Kinder mit besonderen Bedürfnissen existiert. In diese Einrichtung werden von Montag bis Freitag mehr als 30 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen aus Temeswar und anderen Ortschaften im Banat gefahren. Dort werden sie von Fachpersonal professionell betreut, währenddessen können ihre Angehörigen ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Auch in der Tagesstätte für Roma-Kinder in Perjamosch/Periam verteilten Stefania Tschuri, Alexander Geßner, Jürgen Herzog, Pfarrer Rudolf Scharf und Caritas-Leiter Herbert Grün 45 Geschenkpakete.

Die gute Tat der Deutschen wurde mit vielen lächelnden Gesichtern belohnt. Von der Freude der beschenkten Kinder werden die Unterstützer aus Deutschland wohl eine Zeit lang zehren. Schließlich ist das gute Gefühl, geholfen zu haben, mit nichts zu vergleichen.