Untersuchungen beim Steiner Kinderheim

Es wird Medikamentenmissbrauch vermutet

Das Kinderheim in Stein steht, nicht zum ersten Mal, im Mittelpunkt eines Skandals.
Foto: Ralf Sudrigian

Kronstadt – Ein neuer Skandal bringt sowohl staatliche Kinderheime als auch die dortige ärztliche Betreuung in Verruf. Auslöser dafür war die Aufdeckung von Missständen im Kinderheim von Stein/Dacia, Kreis Kronstadt/Braşov, durch Journalisten. Laut ihren Berichten werden in Stein zwölf der dort untergebrachten 28 Jungen mit starken Arzneimitteln behandelt, die in der Regel für psychische Störungen, Parkinson oder Epilepsie verordnet werden. Wie gerechtfertigt diese Medikation ist, soll nun von einer von Arbeitsminister Dragoş Pâslaru entsandten Kontrollgruppe der Landesbehörde für Schutz der Kinderrechte und Adoption untersucht werden. Der Heimleitung wird vorgeworfen, die ungerechtfertigte Medikamentation toleriert zu haben, um so weniger Arbeit und Ärger mit den Heimkindern zu haben. Dabei wurden, oft über mehrere Jahre, auch die starken Nebenwirkungen der Beruhigungsmittel in Kauf genommen. Berichtet wird von Kindern, die in den Unterrichtsstunden einschlafen oder träge in den Bänken sitzen, wobei ihnen der Speichel aus dem Mund fließt. Inzwischen protestieren einige der in Stein untergebrachten Kinder auf ihre Weise: sie weigern sich, weitere Medikamente zu schlucken.

Beim Kronstädter Kinderschutzamt wurden diese Enthüllungen zunächst heruntergespielt. Es sei ein älteres Problem, das bekannt sei, hieß es. Die Kinder seien von einem Psychiater sowie regelmäßig auch von Familienärzten aus Stein untersucht worden. Im Kreis Kronstadt gibt es 532 Minderjährige, die in staatlichen Institutionen untergebracht sind. 177 von ihnen befinden sich in psychiatrischer Behandlung, aber 72 davon (darunter auch die zwölf aus Stein) weisen keine zusätzlichen Probleme auf, sagte die stellvertretende Leiterin des Kronstädter Kreisamtes für Kinderschutz, Daniela Luca. Die Enthüllungen über die nachlässige, vielleicht sogar straffällige ärztliche Betreuung im Steiner Kinderheim schlagen Wellen – ähnliche Zustände soll es auch im Bukarester Sozialzentrum „Sfânta Maria“ geben, wo noch hinzu kommt, dass Kinder geschlagen werden und von den ihnen zustehenden Essensportionen gestohlen wird.