Viel Schnee, wenig Touristen

Muntele Mic: „Österreichische Ansprüche“ fehl am Platz

In den beiden Wintersportorten des Banater Berglands, Semenik und Muntele Mic, herrscht traditionell fast ausschließlich Wochenendbetrieb. Das hat zunehmend weniger mit den Traditionen dieser längst etablierten Weekend-Ferienorte zu tun (die sich ursprünglich durch die Initiative in der Welt herumgekommener Gewerkschaftsführer als industriestadtnahe Erholungsorte für Arbeitnehmer durchgesetzt haben), als mit der Nähe zu Temeswar und dem zunehmend gesundheitsbewussten Leben der Stadtbewohner, die das Wochenende zum aktiven Ausspannen nutzen.

Nur hat das für die Betreiber von Hotels und Pensionen den Nachteil, fünf Tage der Woche schwach ausgelastet zu sein, was einerseits zu bedeutsamen Preisnachlässen führt, andererseits und alternativ zur zwischenzeitlichen Schließung der Unterkünfte, weil sich viele Besitzer und Betreiber die durchgängige Bezahlung des Personals nicht leisten können/wollen. Das wiederum führt zu Qualitäts- und Leistungsrabatten, die rufschädigend zu werden drohen, denn gut ausgebildetes und routiniertes Personal will auch gut und durchgängig bezahlt werden.

Unterkunft und Skimiete günstig

Gegenwärtig gibt es am Muntele Mic Werktagsangebote (von Sonntag nachts bis Freitag vor- oder mittags) für fünf Tage Skiurlaub, die rund 100 Euro kosten (Unterkunft mit Frühstück und Skipass), während ein Zweibettzimmer am Wochenende kaum irgendwo für weniger als 160 Lei/Nacht (mit Frühstück und Skipass) zu finden ist. Allerdings bieten die Hotels mit zahlreicheren Betten für Gruppen mit mehr als 34 Teilnehmern auch am Wochenende – zugegeben: in echt gebirglerischen Vier- bis Acht-Bett-Schlafräumen – auch Preisnachlässe bis weit unter 50 Prozent des Standardpreises: „Bei uns kann man in großen Gruppen für 40-60 Lei pro Nacht (mit Vollpension) in solchen Zimmern übernachten“, erklärt Dumitru C. Firu, der Verwalter des größten Hotels am Muntele Mic. Vergleichbare Angebote, die sich in erster Linie an Gruppen von Lyzeumsschülern und Studenten wenden, haben auch andere Hotelbetreiber des Skigebiets in der Nähe von Karansebesch. Auch in ihrem Fall: am günstigsten an den Werktagen.
Auch die Miete für Skier, Snowboards oder Schlitten ist mit Tagespreisen bis zu 35 Lei günstig, wobei allerdings werktags meist nur fünf Lei Preisnachlass gewährt werden. 25 Lei/Tag haben diejenigen hinzublättern, die ihre Schneesport-Ausrüstungen gleich für fünf Tage mieten.

Angebotsschwemme macht wählerisch

Die schwache Auslastung der Banater Wintersportorte sei mit Bestimmtheit nicht auf die Krise zurückzuführen, meinen die Hotel- und Pensionsbetreiber am Muntele Mic. Die Touristen, die raufkommen, geben im Allgemeinen viel und großzügig Geld aus. „Aber die Rumänen sind wählerisch geworden, seit sie viele Vergleichsmöglichkeiten haben“, sagt Nelu Gherga, der am Muntele Mic eine Pension betreibt. „Dass es in den österreichischen Alpen billiger ist, einen Winterurlaub zu verbringen, das stimmt so nicht. Oder kann mir jemand einen österreichischen Wintersportort nennen, wo man in der Saison mit 100 Euro für fünf Tage untergebracht wird?! Aber die Organisations- und Qualitätsunterschiede, die Pistenpflege, die Skilifte und die Zufahrtswege – da schlagen uns die Österreicher glatt.“

Dazu der Pensionsbesitzer Ioan Suru: „Die überwiegende Mehrheit unserer Touristen sind Temeswarer. Aber schon die vordergründig simple Tatsache, dass sie nicht mit dem Auto bis herauf kommen können, sondern den Sessellift von Borlova aus benutzen müssen, das schreckt viele ab. Immerhin dauert die Sesselliftfahrt 40 Minuten und man ist richtig der Kälte ausgesetzt. Die Investitionen mit zittriger Hand, die vom Kreisrat Karasch-Severin in die hiesige Infrastruktur getätigt wurden – etwa der Straßenbau bis zum Gipfel des Muntele Mic – nutzen nichts, wenn die Straße winters wegen mangelhafter Schneeräumung nicht genutzt werden kann oder von der Verkehrspolizei einfach für unbenutzbar erklärt wird. Außerdem: Nicht jeder, der im Winter in die Berge fährt, kann Ski fahren. Solchen Touristen wird praktisch keine Alternative geboten. Bei einer funktionierenden Infrastruktur und bei Alternativangeboten müsste man ansetzen, wenn man das Dreschen von leerem Stroh aufgeben möchte.“