Von Heltau bis Jakobsdorf

Zweiter Teil der Urkunden und Chroniken des Kreises Hermannstadt erschienen

Am Kirchturm von Heltau wurde der erste Blitzableiter Siebenbürgens nach der „Methode des Dr. Reimarus in Hamburg“ angebracht.
Foto: Hannelore Baier

Hermannstadt - Ein Jahr nach dem Verfassen des Vorwortes zu Teil eins der „Urkunden und Chroniken“ aus dem Kreis Hermannstadt/Sibiu, schrieb der bekannte Kronstädter Archivar Gernot Nussbächer „in seinem Musenstübchen in der einstigen ,Liberei' (Bibliothek) von Johannes Honterus“ neben der Schwarzen Kirche in Kronstadt/Braşov im September 2012 das Vorwort zu Teil zwei. Das Buch, in dem 49 Beiträge über Ortschaften von He bis J (die Ortschaften werden in alphabetischer Reihenfolge behandelt) zusammengefasst sind, liegt nun vom Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt herausgegeben vor.

Erschienen ist es erneut im aldus-Verlag. Nach derzeitiger Planung sind weitere zwei Bände notwendig, um alle im Verlauf der Jahre über Ortschaften im Kreis Hermannstadt verfasste Beiträge in Buchform zu veröffentlichen, so das Vorwort.

Der soeben erschienene Band ist bereits Nummer 11 der seit 1981 herausgegebenen „Urkunden und Chroniken“, in denen Beiträge zur siebenbürgischen Heimatkunde vereint werden, die der äußerst fleißige Gernot Nussbächer zumeist in den deutschsprachigen Publikationen des Landes veröffentlicht hat und für die Drucklegung anhand neuer wissenschaftlicher Erkentnisse aktualisiert.

Besonders gut vertreten ist in dem nun vorliegenden Buch Heltau/Cisnădie. Im Vorwort erzählt der Autor von seiner Beziehung zu diesem Ort: Dort wohnte ein Vetter seiner Großmutter, der Tierarzt Richard Reichert, der seine Eltern bewogen hatte, den Sohn Geschichte studieren zu lassen. Über das Städtchen erfährt der Leser im ersten Beitrag die wichtigsten Stichdaten aus den Jahren 1204 bis 1950 und in den weiteren Aufsätzen allerlei aus der medizinischen oder musikalischen Vergangenheit aber auch dessen Brand- und Feuerchronik, über das Handwerk – und da nicht bloß die Wollweberei, die den Ort berühmt gemacht hat, sondern auch die Töpferzunft oder Sichelschmiede. Studierende an den Universitäten Europas hat es in der Zeitspanne 1385 bis 1520 aus Heltau 41 gegeben, der Ort kann sich zudem mit dem ersten Blitzableiter in Siebenbürgen rühmen, der nach dem Einschlag von 1795 am Kirchturm und -gebäude angebracht worden ist.

Zu Hermannstadt berichtet Nussbächer sodann in längeren oder kürzeren Ausführungen u.a. über die älteste Urkunde, welche die Existenz des Ortes erwähnt, d.h. die Bulle von Papst Coelestin III, oder dass 1376 in den 19 Zünften Meister aus 25 Gewerben angemeldet waren und das waren damals mehr als in Augsburg oder Ulm. Im 14. und 15. Jahrhundert studierten 285 junge Männer an namhaften Universitäten, Zahl, mit der Hermannstadt an der Spitze der siebenbürgischen Orte stand, was „Studenten“ anging. Ein Hermannstädter – Martin Capini – wurde 1522 Bürgermeister in Wien, verdient gemacht haben sich die Hermannstädter aber auch im Buchdruck. In der Luther-Dekade (wieder) hochaktuell ist der Beitrag über Martin Luthers Rat an die Hermannstädter, in Sachen Reformation dem Beispiel der Kronstädter zu folgen. Behandelt werden desgleichen die Beziehungen von Honterus zu Hermannstadt sowie der Hermannstädter und der Kronstädter Schule. Wissenswertes erfährt der Leser u.a. ferner über die ältesten Kalender, aber auch den letzten großen Brand in Hermannstadt – 1570 – oder das älteste bekannte Traumbüchlein aus Siebenbürgen, das 1616 in Hermannstadt gedruckt worden ist.

Der Band umfasst desgleichen fünf Beiträge über Hetzeldorf/Aţel, und je einen über Henndorf/Brădeni, Holzmengen/Hosman, Hunderbücheln/Movile und Jakobsdorf/Iacobeni. Das 284 Seiten umfassende Buch ist im deutschsprachigen Buchhandel erhältlich.