Von Vampiren, Strigoi und der „Blutgräfin“

Abendvortrag an der Evangelischen Akademie Siebenbürgen

Manuel Stübecke präsentierte das Phänomen „Vampir“ in einem unterhaltsamen und rasanten Ritt durch die Literatur- und Kulturgeschichte.
Foto: Robert Pfützner

Hermannstadt - Im Rahmen des Studentischer Dialog- und Lesekreis der Evangelischen Akademie Siebenbürgen (EAS) konnten sich am Donnerstag Vampirinteressierte ausführlich zum Thema informieren lassen. Der Pressereferent der EAS und Masterand an der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt/Sibiu, Manuel Stübecke, referierte zum Thema „,Der Aberglauben ist abzustellen‘ –,Vampire‘ aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive“. Dankenswerterweise ging Stübecke in seinem Vortrag nur am Rande auf die hierzulande nicht zuletzt von der Tourismusindustrie überstrapazierte Geschichte von Stokers „Dracula“ ein, sondern widmete sich dem Phänomen aus einer breiteren literatur- und kulturgeschichtlichen Perspektive. So erwähnte er zwar Vlad Ţepeş als eine der realgeschichtlichen Vorlagen literarischer Vampirfiguren, die vor allem – vor ihrer Renaissance im letzten Jahrzehnt – in der Belletristik des 19. Jahrhunderts Verbreitung fanden. Aber auch von der „Blutgräfin“ Elisabeth Báthory, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf ihrem Schloss zahlreiche Mädchen zu Tode gefoltert hat, oder von Eleonore Schwarzenberg, die vermutlich für Gottfried August Bürgers Ballade „Lenore” inspirierend wirkte, wurde vom Referenten berichtet.

Neben diesen adligen Vorbildern für Vampirgeschichten gibt es jedoch auch einen volkstümlichen Glauben an Vampire, oder, wie sie in Rumänien eher bezeichnet werden, Strigoi. Dieser war (und zum Teil ist er es noch) nicht nur in der Balkanregion weit verbreitet. Tote, die als Vampire galten, wurden exhumiert, um ihnen dann einen Pfahl durch das Herz zu schlagen. Da sich bei diesen „Zeremonien“ die Beteiligten oft mit Krankheiten ansteckten und starben, versuchte Kaiserin Maria Theresia 1755 mit der Verordnung Nr. 385, bekannt als „Vampirerlass“ unter dem – auch für Manuel Stübeckes Vortrag namensgebenden – Titel „Der Aberglauben ist abzustellen“ dem Treiben ein Ende zu machen. Das Exhumieren von Toten ohne „Hinzuziehung eines vernünftigen Arztes“ wurde nun unter Strafe gestellt. Freilich konnte ein offizieller Habsburger Erlass die Faszination für Vampire nicht abschaffen, im Verborgenen gedieh sie weiter und erreicht heute mit Fernsehserien wie „True Blood“, „Vamipre Diaries“ oder den etwa 60(!) Vampirfilmen, die im letzten Jahrfünft entstanden sind, ein globales Publikum.