Wahlen im Regionalforum und Gemeinschaftspflege

In Piatra Neamţ fand das 8. Treffen der Deutschen aus dem Altreich statt

Dr. Klaus Fabritius ist einstimmig zum Vorsitzenden des Altreichforums wiedergewählt worden.

Carmen Cobliş hält nicht nur die organisatorischen Zügel des Altreichtreffens fest in der Hand, sondern auch jene der Geschäftsführungen im Altreichforum und in der Stiftung Transcarpatica.

Das Chor- und Tanzensemble „Edelweiß“ aus Piatra Neamţ begrüßte die Gäste schon am ersten Abend mit Gesang.

Trotz erster Regentropfen, die sich schnell zu einem echten Regenguss verdichten sollten, schreiten sie frohgemut im Zug voran (v. l.): Dr. Klaus Fabritius, Augusta Jumanca vom Forum in Piatra Neamţ, Carmen Cobliş und Dan Matzner.
Fotos: Rohtraut Wittstock (3), Ulrich Brunhuber (1)

Bukarest - Das 8. Treffen der Deutschen aus dem Altreich, organisiert vom Regionalforum Altreich des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), dauerte drei Tage. Es fand vom 12. bis 15. Juni zum zweiten Mal in Piatra Neamţ statt.

Jedes dieser Treffen der Deutschen aus dem Altreich hat ein volles Programm, es ist Wahlveranstaltung für die Leitung des Regionalforums und Gemeinschaftsfest zugleich. Nachdem sie für die meisten eine weite Anreise aus Craiova, Konstanza, Jassy/Iaşi oder Bukarest und hohe Kosten voraussetzen, werden diese Treffen nur alle zwei Jahre abgehalten und nicht wie in den anderen Regionalforen jährlich. Die Forumsmitglieder versammelten sich diesmal schon Donnerstagabend im Hotel Ceahlău, sodass am Freitag Vormittag die Vertreterversammlung mit der Wahl des neuen Vorstands angesetzt werden konnte. Der bisherige und dann auch wiedergewählte Vorsitzende des Altreichforums, Dr. Klaus Fabritius, begrüßte als Ehrengäste den DFDR-Parlamentsabgeordneten Ovidiu Ganţ, die Unterstaatssekretärin im Departement für Interethnische Beziehungen der Regierung (DRI), Christiane Cosmatu, seitens der Deutschen Botschaft Klaus Olasz und von den Leitungen der anderen Regionalforen die Vorsitzende des Bukowina-Forums, Anna Gheorghiu, und den stellvertretenden Vorsitzenden des Banater Forums, Erwin Josef Ţigla. Herzlich begrüßte sämtliche Gäste auch Dan Matzner, der Vorsitzende des Forums Piatra Neamt, das gerade sein 20-jähriges Bestehen feiert.

Aus dem Tätigkeitsbericht des Regionalvorstandes, präsentiert vom Vorsitzenden Dr. Klaus Fabritius, ging hervor, dass es im Regionalforum in den 16 Filialen 2210 zahlende Mitglieder gibt, davon 1674 Vollmitglieder und 536 Sympathisanten. Es wurde die verhältnismäßig vielfältige Kulturtätigkeit in den zurückliegenden zwei Jahren beleuchtet, für die Ensembles konnten Trachten oder Musikinstrumente angeschafft werden, drei neue Kleinbusse ermöglichen den Transport von Forumsmitgliedern und Kulturgruppen und tragen immer wieder zu Begegnungen bei. Schulunterricht in deutscher Sprache ist allein in Bukarest gewährleistet, aber in einigen Städten wird Deutsch als Fremdsprache unterrichtet, seit vergangenem Jahr auch in Moineşti. In manchen Städten ist die Zusammenarbeit des Forums mit den Schulen oder auch mit den Universitäten, wie in Jassy und Konstanza, sehr positiv, sie wirkt sich auf beide Institutionen fördernd aus. Vom Altreich wurden mehrere Bücher veröffentlicht, darunter „În cautarea saşilor pierduţi în Moldova“ von Elena Oboroceanu, eine Spurensuche nach Sachsen in der Moldau, deren Wirken sich in ihren Werken bis heute offenbart. Die rumänische Fassung war eigens dazu gedacht, die Information über die Deutschen in der Moldau in die Reihen der Mehrheitsbevölkerung zu tragen. Es wird gerade die dritte Auflage des Buches vorbereitet, diesmal nicht nur in rumänischer, sondern auch in deutscher Sprache. Der Vorsitzende sprach auch von der Unterstützung von älteren, bedürftigen Forumsmitgliedern und Studenten durch Hilfsgelder, die von Deutschland zur Verfügung gestellt werden.

Noch bevor die Vertreterversammlung dem Vorstand die Entlastung aussprach, wurde für das verstorbene Vorstandsmitglied Nikolaus Kleininger eine Gedenkminute gehalten.
Die Geschäftsführerin des Altreichforums, Carmen Cobliş, legte den Finanzbericht vor. Sie verwies auf die neue Internetseite des Altreichforums und auf neue E-Mail-Adressen der Geschäftsführung. In ihrer Eigenschaft als Geschäftsführerin der Stiftung Transcarpatica bot sie auch einen Einblick in die Tätigkeit dieser Einrichtung. 2012 und 2013 wurden 32 Wirtschaftsobjekte in verschiedenen Orten gefördert, darunter eine tierärztliche Klinik, eine Zahnarztpraxis, eine Computerfirma, ein Weingut, ein Imker u. a. Manche der geförderten Unternehmer traten nun bei dem Treffen als Sponsoren auf.
Christian Töpfer, der Vorsitzende des Jugendforums Altreich, nahm die Gelegenheit wahr und stellte den neu gegründeten, selbstständigen Verein, der bereits 15 Filialen im ganzen Regionalforum hat, vor. Das Jugendforum setzt sich zum Ziel, die Kulturtätigkeit in deutscher Sprache zu fördern, eine erste Veranstaltung, ein Konzert für Kinder und Jugendliche, in dem der Dirigent Vincent Grüger mit einem kleinen Ensemble hochwertige Musik spielte und dabei die Instrumente vorstellte, hat in Bukarest bereits stattgefunden. Gewählt wurde darauf nicht nur der neue Vorstand des Regionalforums Altreich, sondern in einem ersten Wahlgang einigte man sich über den Austragungsort des nächsten Treffens. Zur Wahl standen Bukarest, Galatz und Tulcea. Mit großer Mehrheit wurde entschieden: Das neunte Treffen der Deutschen aus dem Altreich wird 2016 in Tulcea stattfinden. Bei den Vorstandswahlen wurde Dr. Klaus Fabritius einstimmig für weitere vier Jahre zum Vorsitzenden gewählt. In ihrem Amt als Vorstandsmitglieder wurden Christiane Cosmatu und Rohtraut Wittstock aus Bukarst und Adelheid Dăneţ aus Craiova bestätigt, neu hinzugekommen sind Sigrid Popescu aus Târgovişte, Dan Matzner aus Piatra Neamţ und Mihai Todaşcă aus Bacău.

Das diesjährige Treffen der Altreichdeutschen zeichnete sich dadurch aus, dass zum ersten Mal ein Umzug durch die Stadt veranstaltet wurde. Zu diesem Zweck kam willkommene Unterstützung aus dem benachbarten Regionalforum, aus Siebenbürgen. Der tatkräftige Bistritzer Forumsvorsitzende, Thomas Hartig, hatte nicht nur die Blaskapelle „Harmonie“ mitgebracht, sondern hat die ganze Gesellschaft jeweils zum Abendessen mit köstlichem Schnaps, mit Rot- und Weißwein bewirtet. Trotz drohender Gewitterwolken schritten die Teilnehmer entschlossen zur Aufstellung des Zuges: gleich nach der Blaskapelle die Träger von Trachten – meist die Tanzensembles oder Chöre, die Frauen in mehr oder weniger dirndlähnlichen Gewändern, aber auch eine sächsische Mädchentracht aus Bistritz war darunter – darauf die Damen und Herren in Zivil. Trotz munterer Blasmusik dauerte das Marschieren nicht lange, denn plötzlich fiel ein schrecklicher Prasselregen vom Himmel und der Zug zerstob in alle Richtungen, alle suchten Schutz in den nahen Geschäftslokalen. Doch die Deutschen im Altreich bewiesen auch bei dieser Gelegenheit ein gewisses Durchhaltevermögen. Sobald es nur noch leicht tröpfelte, schmetterte die Blaskapelle wieder und der Zug formierte sich aufs Neue. Wohl behalten kam er im Theater an, wo die Vorstellung in einem voll besetzten Saal beginnen konnte.

Den Auftakt machten die Gastgeber, das nun schon bekannte Chor- und Tanzensemble „Edelweiß“ aus Piatra Neamţ. Es folgten die Kindergruppe des Forums Jassy, eine Tanzgruppe von Kindergartenkindern aus Piatra Neamţ, die mit ihren erfrischenden Tänzen bereits einen Preis beim Festival Ecofest gewonnen hat, die Schülergruppe „Ringelreihn“ aus Bacău, bei der jede Bewegung fein ausgefeilt war, und der Chor „Edelweiß“ aus Kimpolung mit volkstümlichen Liedern. Das Ensemble „Zwei Plus“ aus Bacău mit dem Gesangsolisten Mihai Todaşcă, Nicolae Melnic-Stroe an der Orgel und neuerdings Dumitru Sascău am Akkordeon konnten natürlich nicht fehlen. Es sorgte auch Abend für Abend für gute Stimmung und Wirbel. Den Abschluss machten wieder die Bläser von der Bistritzer „Harmonie“. Aus allen Darbietungen sprach Begeisterung, Fleiß und der Wille, den Bezug zur deutschen Kultur zu pflegen. Es zeigte sich: Deutsch singen und tanzen geht besser als sprechen. Noch musste man nicht gleich Abschied nehmen, noch konnte man die Ausstellung des Ehepaars Doina und Gustav Hlinka in der Empfangshalle des Hotels bewundern, noch lag am Samstag ein langer Tag des gemeinsamen Ausflugs nach Chişinău davor, an dem man die Gespräche fortsetzen konnte. Man trennte sich schließlich am Sonntag mit dem Dank an die Forumsmitglieder in Piatra Neamţ für ihren großen Einsatz bei der Veranstaltung dieses gelungenen Treffens.