Wandergesellen zurück in Hermannstadt

Am Freitag wurde die sechste Schauwerkstatt in der Harteneckgasse eröffnet

Bis zum 27. August bleibt die Schauwerkstatt in diesem Jahr geöffnet.
Foto: Holger Wermke

Hermannstadt - Es wird wieder gehämmert, gehobelt und gesägt an der Stadtmauer in der Harteneckgasse/Str. Cetăţii. Seit einer Woche ist hier die sechste Schauwerkstatt der Wandergesellen eingerichtet. Am Freitag wurde das vom Hermannstädter Verein „Gesellenherberge Hermannstadt“ organisierte Projekt offiziell eröffnet.

Die Schauwerkstatt sei ein besonderes Projekt, darin waren sich alle Redner bei der Eröffnung am Freitagabend einig. „Wir wollen traditionelles Handwerk ausüben und der Bevölkerung das Handwerk zeigen“, erklärte Tom, einer der drei Gesellen, die das diesjährige Treffen vorbereiteten. Bislang seien 16 Gesellen angereist, davon vier aus Frankreich. Unter den vertretenen Gewerken sind Steinmetze, Zimmermänner, Tischler, ein Stuckateur, ein Schlosser, ein Holzbildhauer, ein Käser und erstmals auch eine Köchin.

Im Laufe der kommenden sechs Wochen werden weitere Zureisen erwartet, meint Maxim. Der Steinmetz hofft, dass zahlreiche Kollegen zum so genannten „Steintreffen“ kommen, der jährlichen Zusammenkunft der deutschen Steinmetze. Erstmals findet dieses Treffen außerhalb des deutschen Sprachraums statt – was auch ein Hinweis ist, welchen Ruf die Hermannstädter Schauwerkstatt mittlerweile unter den reisenden Gesellen hat.

In der Schauwerkstatt entstehen wie immer viele Dinge in eigener Sache, z.B. Möbel und Holzarbeiten für die Gesellenherberge oder ein „Hau-den-Lukas“ für das Mittelalterfestival, wie Tom informiert. Die Handwerker bieten ihre Dienste gegen eine kleine Spende aber auch Hermannstädter Bürgern an. Ein regelmäßiger Auftraggeber ist die evangelische Stadtpfarrgemeinde, diesmal vertreten durch Kuratorin Anita Pavel. Im Hof des Stadtpfarrhauses sollen die Gesellen eine Steintreppe wiederherstellen, für die Stadtpfarrkirche ist eine Holztreppe geplant. Veranstalten wolle man außerdem einen Stuckworkshop, so Tom. Er lud außerdem ein zu den Diskussions- und Filmabenden vor der Gesellenherberge, die jeden Donnerstag um 20 Uhr organisiert werden.

Wie in den Vorjahren konnten sich die Organisatoren der Schauwerkstatt wieder auf zahlreiche Förder stützen, neben der evangelischen Gemeinde sind dies die Deutsche Gesellschaft (DG) als Veranstalter, das Rathaus Hermannstadt, das Auswärtige Amt und das Deutsche Generalkonsulat Hermannstadt/Sibiu. „Anfangs sollte es ein Stück Wiedergutmachung sein für den Weggang deutscher Handwerker“, sagte etwa Dr. Andreas Apelt, Geschäftsführer der DG. „Mittlerweile ist es viel mehr geworden.“ Und Stadtarchitektin Ioana Urdea ergänzte: „Die Präsenz der neuen Gesellen zeigt, dass es ein nachhaltiges Projekt ist.“ Sie äußerte die Hoffnung, dass sich die Gäste in Hermannstadt wohlfühlen und der eine oder andere sich entschließt, sich hier niederzulassen.

Dieser Wunsch ist nicht ganz abwegig. Immerhin ein halbes Dutzend ehemaliger Wandergesellen lebt in Hermannstadt und Umgebung. Nicht zuletzt dank ihres Engagements ist die Stadt mittlerweile ein fester Anlaufpunkt auf der Wanderschaft reisender Handwerksgesellen.