Was geschieht mit der Corneliu-Baba-Ausstellung?

Vertreter des Nationalen Kunstmuseums Bukarest nächste Woche in Temeswar erwartet

Das Kunstmuseum in Temeswar beherbergt seit seiner Eröffnung eine permanente Corneliu-Baba-Ausstellung.
Foto: Zoltán Pázmány

Die Corneliu-Baba-Ausstellung im Temeswarer Kunstmuseum hätte seit dieser Woche um einige Gemälde ärmer sein müssen. Dies, weil das Nationale Kunstmuseum in Bukarest die 27 Werke, die es dem Temeswarer Kunstmuseum als Leihgabe überlassen hatte, noch diese Woche zurücknehmen wollte. Der Grund: Das Temeswarer Kunstmuseum hatte jene Vertragsklausel des Leihvertrags nicht eingehalten, die vorsah, dass alle geliehenen Werke zusammen mit jenen Gemälden, die die Familie des Malers dem Temeswarer Kunstmuseum als Spende überlassen hatte, ausgestellt werden mussten (die ADZ berichtete).

Die Ankunft der Vertreter des Nationalen Kunstmuseums war für den 28. Februar geplant, die Übernahme der Werke wurde jedoch wegen des schlechten Wetters auf kommende Woche verschoben. Was weiterhin mit der Ausstellung geschieht, ist momentan ungewiss. Am Mittwoch schickte der Temescher Kreisrat, der die Finanzierung der Temeswarer Kultureinrichtung sichert, seinen Kontrollkorps dorthin – den Mitgliedern wurde jedoch der Eintritt ins Kunstmuseum verwehrt.

Der Maler Corneliu Baba (geb. 1906 in Craiova – gest. 1997 in Bukarest) ist der wohl größte rumänische Porträtist. Die Corneliu-Baba-Ausstellung ist die bedeutendste permanente Ausstellung zeitgenössischer rumänischer Kunst, die das Temeswarer Kunstmuseum vorzuweisen hat. Kunstliebhaber aus aller Welt, die die Stadt an der Bega besuchen, verpassen die Gelegenheit nicht, sich auch die Corneliu-Baba-Ausstellung anzusehen. Die ursprüngliche Spende der Familie des Malers für das Kunstmuseum Temeswar umfasste 49 Stücke, davon 42 Gemälde und sieben persönliche Objekte des Malers (Staffelei, Pinsel, u. Ä.), erklärt Maria Muscalu Albani, die Kuratorin der permanenten Corneliu-Baba-Ausstellung, der ADZ gegen-über. Hinzu kamen 31 Bilder vom Nationalen Kunstmuseum in Bukarest, so die Kunsthistorikerin. „All diese Werke wurden 2006, bei der Eröffnung des Museums (Anm.d.Red. Direktor war damals der Temeswarer Schriftsteller und Journalist Marcel Tolcea), in sieben Sälen ausgestellt.

Die Gemälde blieben bis Ende 2011-Anfang 2012 ausgestellt, als im Saal Nr.7 eine Wasserinfiltration festgestellt wurde. Ich habe dann die Werke aus dem Saal Nr. 7 herausgeholt und zusammen mit den anderen Werken in den sechs verbliebenen Sälen neu geordnet, ohne ein einziges Gemälde aus der Ausstellung herauszuholen. Ebenfalls 2012 verlangte das Nationale Kunstmuseum das Werk ‚Oţelari’ für internationale Veranstaltungen – es blieben also 30 Werke aus Bukarest. 2014 erbte der neue Museumsdirektor, Victor Neumann, die Ausstellung in genau dieser Form“, erklärt die Kuratorin. Der Direktor des Kunstmuseums, Victor Neumann, hatte unlängst im rumänischen Fernsehsender TVR behauptet, die vier Werke, die sich aktuell im Depot befinden, seien aus dem Ausstellungssaal Nr. 7 geholt worden, weil in dem Ausstellungsraum zu viel Feuchtigkeit herrschte. „Das stimmt so nicht“, betont Maria Muscalu Albani.

2016 landeten diese vier vom Kunstmuseum in Bukarest ausgeliehenen Gemälde tatsächlich im Depot, allerdings unter völlig anderen Umständen. „Im August 2016 wollte das Nationalmuseum in Bukarest drei Werke – „Ţăranii“, „Odihna“ und „Sadoveanu“ – ausleihen. Im September oder Oktober wurden diese Werke nach Bukarest geschickt und die Wände blieben leer. Ich kam Ende November 2016 nach Temeswar und ordnete die Ausstellung neu. Damals holte ich auch diese vier Werke aus der Ausstellung heraus, denn Herr Direktor Neumann hatte sich ständig bei mir beklagt, wie hoch die Versicherung dafür sei“, erinnert sich Maria Muscalu Albani. „Ich hatte gedacht, dass es sich um eine horrende Summe handeln würde. Die Versicherung kostet 2000 Lei pro Jahr. Ich hatte ihm angeboten, dafür selbst aufzukommen, was mir aber nicht gestattet wurde“, fügt sie hinzu.

Die vier Gemälde von Corneliu Baba werden also seit Ende 2016 im Depot aufbewahrt – das Nationale Kunstmuseum in Bukarest wurde jedoch darüber nicht in Kenntnis gesetzt. Dass sich das Depot wegen eines Gerichtsprozesses zwischen der ehemaligen Verwalterin und der Museumsleitung unter Schloss und Riegel befände, das könne ebenfalls nicht stimmen. „Im Museumsgesetz steht klar geschrieben, dass diese Depots nicht verschlossen bleiben dürfen. Das Museum aus Bukarest war zu Recht besorgt, denn man wusste nicht, unter welchen Bedingungen die Werke aufbewahrt werden“, sagt die Kuratorin. „Es wäre normal gewesen, dass die Temeswarer Museumsleitung das Nationale Kunstmuseum in Bukarest sofort benachrichtigt, dass diese vier Werke nicht mehr öffentlich ausgestellt sind“, sagt die Kuratorin. Dies geschah aber nicht. Es war eher ein Zufall, dass das Nationale Kunstmuseum von der Situation erfuhr. Im vergangenen Herbst, als der Leihvertrag verlängert wurde, verlangte das Museum in Bukarest eine Bestandsaufnahme und erfuhr bei dieser Gelegenheit, dass nicht alle Werke ausgestellt waren. Der Leihvertrag wurde Anfang dieses Jahres aufgelöst.

Die Kuratorin der permanenten Baba-Ausstellung betrachtet die ganze Situation als einen großen Imageschaden. Nicht nur für die Kulturinstitution in Temeswar, sondern auch für den Maler Corneliu Baba und die Stadt Temeswar als Europäische Kulturhauptstadt 2021. Dennoch weiß sie genau, was sie zu tun hat – mit der Bedingung, die Temeswarer Museumsleitung zeigt sich ihr gegenüber offen und aufgeschlossen. Die Kuratorin möchte rund zwölf eigene Werke, die sie selbst von dem Maler geerbt hat, nach Temeswar bringen und die gesamte Ausstellung neu ordnen. „Ich wünsche mir, den Saal Nr. 7 zurückzubekommen, um dort einen Raum für Veranstaltungen rund um Corneliu Baba einrichten zu lassen“, sagt sie. Kunstfilme sollen hier vorgeführt und verschiedene thematische Abende veranstaltet werden, wünscht sich Maria Muscalu Albani. Von dem von ihr geerbten Geld bezahlte sie im vergangenen Jahr einen Kunstband über Corneliu Baba, der im Dezember auch in Temeswar vorgestellt und kostenlos verteilt wurde. Auch Broschüren auf Rumänisch und Englisch ließ die Kunsthistorikerin auf eigene Kosten drucken und ließ sie in den Ausstellungsräumen verteilen.