„Was kann schöner sein, als sich hier wiederzusehen?“

Eindrücke nach dem ersten Heimattreffen in Brenndorf

Das Heimattreffen wurde mit einem Festgottesdienst mit Abendmahl eröffnet.

Im Gemeindesaal wurde ein typisch sächsisches Hochzeitsmenü serviert.

Das neue Denkmal für die Opfer von Krieg und Deportation wurde am Brenndorfer Friedhof eingeweiht.

Reinhardt Schuster im Gespräch mit Bischof Guib.

Überraschungsgast George Scripcaru überreicht ein Geschenk an Siegbert Bruss.

Hochzeitssuppe mit „Pilstern“ - eine gastronomische Erinnerung an Brenndorfer Hochzeiten.
Fotos: der Verfasser

Der Urlaubsmonat August hat für die Brenndorfer einen besonderen Terminvorschlag vorgesehen: die Einladung am Samstag, dem 6. August, zum ersten „Heimattreffen der Brenndorfer aus aller Welt“ in Brenndorf/Bod. Nun - die Welt ist groß und Brenndorf ist doch klein, auch in der siebenbürgisch-sächsischen Welt des Burzenlandes. Rund 120 Brenndorfer aus Deutschland sowie einige auch aus Österreich folgten der Einladung der Veranstalter (die „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ in Deutschland und die evangelische Kirchengemeinde Brenndorf) zum ersten Heimattag und verbrachten einige schöne Tage in der Heimat. Ist 120 viel oder wenig? Für Brenndorf dürfte es eher viel bedeuten.

Willkommen in der besten Stube des Dorfes

Die evangelische Kirche empfing am Samstag zum Festgottesdienst die Gäste, schön geschmückt und im besten Zustand. Das war bis vor einigen Jahren nicht so. Die Kirche musste bekanntlich aus Sicherheitsgründen wegen der Folgen des Erdbebens von 1990 sogar geschlossen werden. Die Innenrenovierung der Kirche konnte 2013 abgeschlossen werden, wobei im damaligen Dankgottesdienst der Bischof der evangelischen Landeskirche Reinhart Guib die Brenndorfer auch aufrief, ihr Heimattreffen nun im Heimatort auszutragen. Bischof Guib hielt am Samstag die Festpredigt vor einer vollen Kirche und stellte dabei einleitend die rhetorische Frage: „Was kann schöner sein, als sich hier wiederzusehen?“ Die Kirche sei „die beste Stube des Dorfes“, ein Kernstück der Heimat, ein fester Teil der eigenen Identität. Das Bekenntnis zu Gott kann gleichzeitig als Bekenntnis zur Gemeinschaft gelten und könne auch mit einer Liebeserklärung verglichen werden.

Musikalisch wurde der Festgottesdienst von dem Jungen Bläserkreis Mecklenburg-Vorpommern (JBMV) mitgestaltet, der sich in diesen Tagen auf einer Tournee durchs Burzenland befindet. Pfarrer Dr. Peter Klein, der Brenndorf und die Nachbargemeinde Petersberg betreut, drückte seine Freude für die zahlreiche Beteiligung am Gottesdienst und Heimattag aus, dankte dem Bischof für die Predigt und den anwesenden Pfarrern, die bei der Austeilung des Abendmahls mitwirkten. (Diesmal wegen der hohen Teilnehmerzahl erfolgte dieses in großem Halbkreis).

Am Gottesdienst waren außer Brenndorfer von nah und fern auch Petersberger dabei sowie Freunde und eingeladene Gäste aus Kronstadt und anderen Burzenländer Gemeinden, wie z.B. Wolfgang Wittstock, Vorsitzender des Kreisforums Kronstadt, das sich auch finanziell an der Austragung des Heimattreffens beteiligt hat; oder der Schweizer Orgelbauer und -restaurator Ferdinand Stemmer. Im Kirchhof, beim kurzen Platzkonzert des JBMV, der diesmal auch bekannte deutsche Volksweisen darbot, bei Striezel und Erfrischungsgetränken, konnte man wieder die Brenndorfer Sächsisch-Mundartvariante bei den lebhaften Gesprächen heraushören. Herzliche Begrüßungen bei freudigen Wiedersehen, gemeinsame Erinnerungen an Kindheit, Jugend, Fragen nach gemeinsamen Freunden und Bekannten, Austausch von Meinungen und Eindrücken sollten noch lange Zeit auch im Gemeindesaal, während und nach dem Festessen, weiter geführt werden. Zum nahen Gemeindesaal begab man sich in einem Festzug, diesmal unter den Klängen der als Petersberger Blaskapelle auftretenden Bläsergruppe, welche auch beim Mittagessen aufspielte und dafür reichlich Beifall erhielt.

„Unsere Gemeinschaft weiter pflegen“

Eröffnet wurde das Festessen selbstverständlich mit dem Siebenbürgenlied und dem von Pfarrer Klein gesprochene Tischgebet. Unter den Marschklängen der Bläser, begleitetet vom rhythmischen Applaus der Teilnehmer, erschienen aus der Küche kommend die Frauen mit den Suppenschüsseln. Alles erinnerte an die Hochzeiten, die da früher groß gefeiert wurden. Dementsprechend von Manfred Copony zusammengestellt war auch das Festmenü: Sächsische Hochzeitssuppe mit „Piltscher“ und Nudeln, gekochtes Rind- und Hühnerfleisch mit Zwiebelkartoffeln, Süß-Sauersoße, Mehrrettich und als Nachspeise zwei Torten, von denen die beliebte Dobosch-Torte nicht fehlen durfte.

Der Vorsitzende der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ (die in Deutschland aktive Heimatortsgemeinschaft), Siegmar Bruss, der gleichzeitig auch Chefredakteur der „Siebenbürgischen Zeitung“ ist, richtete im Gemeindesaal ein Grußwort aus, in dem er auch an das 40-jährige Gründungsjubiläum dieses Vereins erinnerte. Für diesen runden Geburtstag, so Bruss, hätte es keinen schöneren Rahmen geben können als Brenndorf selber. Die wegen einer mangelhaft funktionierenden Tonanlage gekürzte Ansprache liegt der KR in einer vollständigen Schriftfassung vor. Daraus soll folgende Passage hervorgehoben werden: „Heimat kann man nicht verlassen, sie lebt in einem weiter, unabhängig von dem Ort, in dem wir heute leben. Ich bin froh, dass so viele Brenndörfer ihre Heimat nicht vergessen haben. Ich bin froh, dass so viele den Mut haben, mit ihren Augen und Herzen nachzuspüren, was aus Brenndorf geworden ist. Heimat ist ein hoher Wert, den wir an die jüngere Generation weitergeben wollen. Wir sind aufgerufen, unsere Gemeinschaft weiterzupflegen und mitzuhelfen, dass die ‘Dorfgemeinschaft der Brenndörfer’ und dass auch unser Heimatort Brenndorf weiter gedeihen.“

Ansprachen hielten auch der neu gewählte Bürgermeister von Brenndorf, Sergiu Arsene und, zur allgemeinen Überraschung, Gäste mit Führungspositionen in der Kronstädter Kreis- und Stadtverwaltung, die der Bürgermeister für diese Veranstaltung interessieren konnte: der Kreisratsvorsitzende Adrian Veştea, der Kronstädter Bürgermeister George Scripcaru, der Vorsitzende der Metropol-Agentur Kronstadt/Braşov Dragoş David. Dabei wurde auch unterstrichen, dass Brenndorf mit der Auswanderung des Großteils seiner sächsischen Bewohner viel verloren habe und dass gemeinsam der bestehende Nachholbedarf (in Vergleich zu anderen Ortschaften wie Weidenbach oder Rosenau) gemeistert werden sollte. Bürgermeister Arsene (als Unabhängiger in dieses Amt gewählt) könnte mit seinem jungen Team und mit Mitwirken von Pfarrer Peter Klein und mit Manfred Copony in diesem Sinn mehr als das bisher Geleistete erreichen. Pfarrer Klein, Manfred Copony als Faktotum in der sächsischen Brenndorfer Gemeinde egal ob er nun als Kurator gelten oder nicht gelten kann, sowie Siegbert Bruss, als HOG-Vorsitzender, wurden vom Bürgermeister für ihre Verdienste für Brenndorf mit Ehrenurkunden und von den genannten Gästen mit kleinen Geschenken bedacht.

Denk- und Mahnmal für die Opfer von Krieg und Deportation

Am Nachmittag erfolgte am evangelischem Friedhof ein bewegender Festakt: die Einweihung des von dem aus Brenndorf stammenden Künstler Reinhardt Schuster entworfenen Heldendenkmals. Es besteht aus einem geschliffenen Granitblock, in dem das Kreuz als Aussparung eingebaut ist. Darunter, auf einer schwarze Gedenktafel, sind folgende Worte in goldener Schrift und in Großbuchstaben zu lesen: „Zum Gedenken an die Brenndörfer Opfer der beiden Weltkriege und der Russlanddeportation“. Reinhardt Schuster, der beim Heimattreffen trotz hohen Alters (Anfang September wird er 80) dabei war, verzichtete auf ein Honorar; umgesetzt wurde der Entwurf von der Firma „Sc.Doczy Granit“ aus Miercurea Ciuc, wobei die Steinmetzarbeiten und die Materialkosten von dem 100-jährigen Berliner Unternehmer mit Brenndorfer Wurzeln, Hans Schmidt, finanziert wurden.

Die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung in München fördert ebenfalls das Denkmal, das an der Westmauer des Friedhofs gelegen ist und nun das alte, baufällig gewordene Denkmal ersetzt. In seiner Ansprache betonte Siegbert Bruss, dass damit an die 180 Brenndörfer Sachsen erinnert werde, die in den beiden Weltkriegen gefallen sind (43 im Ersten Weltkrieg), 89 im Zweiten sowie an 40 Brenndörfer, Frauen und Männer, die in der Deportation gestorben sind, und an acht weitere Personen, die als Kriegsopfer gelten. Die vollständige Namensliste soll zunächst in der Weihnachtsausgabe der „Brenndörfer Briefe“ erscheinen und dann anlässlich eines weiteren großen Dankgottesdienstes auf einer Tafel in der Kirche angebracht werden. Die Einweihung erfolgte durch eine von Bischof Reinhart Guib und Pfarrer Peter Klein vorgenommene geistliche Handlung, in der das Denk- und Mahnmal unter den Schutz und den Segen Gottes gestellt wurde. Es beteiligten sich, trotz der Hitze, zahlreiche Teilnehmer am Heimattreffen. Die Petersberger Kapelle spielte mehrere Motetten sowie, nach der Kranzniederlegung, das Lied „Ich hatt’ einen Kameraden“.

Die Einweihung am Friedhof brachte die Worte des Bischof bei seiner Predigt in Erinnerung, wo unterstrichen wurde, dass Heimattreffen nicht nur Freude und Unterhaltung beinhalten, sondern auch Erinnerung an Schmerz und Leid der Vorfahren, was die  Gemeinschaft und Glauben stärkt, Grenzen überwindet und gegen das Vergessen kämpft. Das Heimattreffen hatte selbstverständlich auch einen „inoffiziellen“ Teil mit Tanz und Unterhaltung ,wobei „Trio Saxones“ in der Besetzung Andreas Hartig, Alfred Dahinten, Dieter Galter und , als Verstärkung am Schlagzeug, Wolfgang Schüler, im Gemeindesaal aufspielte. Am Sonntag wurde von Pfarrer Peter Klein zum Gottesdienst nach Petersberg eingeladen, wobei es nachher auch eine Führung durch die Kirchenburg und eine Besichtigung der vorreformatorischen Kapelle gab.

Am Nachmittag konnten Musikfreunde die Einladung zu einer Konzertaufführung in Tartlau, innerhalb der „Diletto musicale“-Reihe wahrnehmen. Das Heimattreffen fand allgemein ein positives Echo, wobei aber nicht vergessen wurde, dass bei der Brenndorfer Kirche weitere Etappen der Kirchensanierung im Außenbereich anstehen sowie eine Orgelsanierung geplant ist. Mit vereinten Kräften der Brenndorfer aus aller Welt und von zu Hause, und mit der erhofften Förderung, wie auch bei der Innensanierung, seitens des deutschen Bundesbeauftragten für Medien und Kultur, kann das in Zukunft wohl erreicht werden – im Zeichen der Verbundenheit zur Heimat und dem Heimatort.