Weiter Horizont eines lokalen Künstlers

Teutsch-Haus Hermannstadt lädt zum Wiedersehen mit Grafiken von Hans Hermann ein

Hans Hermann hat den Schäßburger Stundturm und viele andere siebenbürgische Wahrzeichen porträtiert.

Hermannstadt - Mit der allseits freudig beantworteten Frage, wer bei sich zuhause eine Grafik, ein Bild oder ein Aquarell des bekannten Künstlers Hans Hermann (1885-1890) an der Wand hängen hat, eröffnete Gerhild Rudolf, Leiterin des Begegnungs- und Kulturzentrums Friedrich Teutsch der Evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien, am Mittwoch, dem 14. März, in deutscher und rumänischer Sprache die Ausstellung „Hans Hermann – Ein Wiedersehen. Graphik aus sechs Jahrzehnten.“ Die von der Familie Hermann großzügig bereitgestellten Grafiken und Holzschnitte können bis zum 28. Juli im Terrassensaal des Teutsch-Hauses Hermannstadt/Sibiu, Fleischergasse/Str. Mitropoliei 30, besichtigt werden. Interessenten erhalten auf Wunsch ein Gratisexemplar des Ausstellungskatalogs, der mit der finanziellen Unterstützung des Departements für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens durch das Demokratische Forum der Deutschen in Hermannstadt (DFDH) gedruckt wurde. Für das überaus professionelle Layout des im Honterus-Verlag Hermannstadt gedruckten Katalogs zeichnet Stefan Jammer verantwortlich.

Heidrun König, Kuratorin der Ausstellung und Museumsleiterin, gab einen Abriss der Biografie Hans Hermanns, der am 13. Februar 1980 im stolzen Alter von 95 Jahren in Hermannstadt verstarb. Hans Hermann trat 1907 eine Zeichenlehrerstelle am evangelischen Gymnasium in Mediasch an und übte von 1918 bis zu seiner Pensionierung 1949 dieselbe Tätigkeit am damaligen evangelischen Gymnasium Hermannstadt, dem heutigen Brukenthalgymnasium, aus. Seine Lebensdaten entsprechen der restriktiven Zeitgeschichte des heuer landesweit zelebrierten modernen Rumäniens, weil die nach Karin Bertalan erstellte Zeittafel (Bukarest, 1982), beginnend mit dem sozialistischen Umschwung nach Ende des Zweiten Weltkrieges, keine beruflichen Westreisen Hans Hermanns mehr verzeichnet. Stattdessen hat Hans Hermann seine geliebte Geburtsstadt Schäßburg und viele andere Städte Siebenbürgens in die zahlreichen Kunstwerke integriert und konnte sich auf diese Weise, trotz eingeschränkter Reisemöglichkeiten, den weiten Horizont dauerhaft erhalten.

Volker Hermann, Sohn des bekannten siebenbürgischen Künstlers und Gast der Vernissage, bestätigte die berufliche Neugierde seines Vaters, der während der Zwischenkriegszeit auf Ausflügen und Reisen jeweils mit Stift und Papierbogen unterwegs war, um alle interessanten Perspektiven in Skizzen festhalten zu können. Etliche dieser Skizzen entpuppten sich in späteren Jahren als Grundlage nicht weniger Ölbilder und Grafiken. Volker Hermann dankte dem Teutsch-Haus für die öffentliche Ausstellung der Grafiken aus sechs Jahrzehnten und informierte die Besucher der Vernissage darüber, dass der Großteil der Exponate im Jahr 1975 entstand. Nüchtern erklärte Volker Hermann, dass die als Leihgabe präsentierten Kunstwerke nach Beendigung der Ausstellung in den Besitz des Teutsch-Hauses übergehen werden. Nicht zuletzt sprach er seine Hoffnung aus, dass die von ihm angesprochenen Skizzen und Zeichnungen in näherer Zukunft ebenfalls in einer Ausstellung dem Publikum zugänglich gemacht werden.

Die Ausstellung „Hans Hermann – Ein Wiedersehen. Graphik aus sechs Jahrzehnten“ kann im März und April, von Montag bis Freitag von 10-17 Uhr, in den Monaten Mai bis Juli von Montag bis Samstag jeweils 10 bis 17 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.