Wenig Geld und kuriose Terminplanung

Temeswarer wollen Umgehungsstraße zur Kulturhauptstadt

Eine halbe Stunde nach Beginn des Protestes waren nur noch wenige Schaulustige vor der Oper. Kurz zuvor hatte Bürgermeister Robu bekannt gegeben, dass die Zuwendung durch die Regierung die einfachste finanzielle Lösung für die Umgehungsstraße sei. Foto: Titus Bălan

Staus sind derzeit in Temeswar nicht nur im Berufsverkehr die Regel. Die fertige Teilstrecke der Umgehungsstraße – zwischen Arader und Lugoscher Straße – löst das Verkehrsproblem auf keinen Fall. Foto: Zoltán Pázmány

Es reicht hinten und vorne nicht, was die Landesbehörde für Straßen und Autobahnen (CNADNR) der Stadt Temeswar zur Verfügung stellt, um die Süd-Umgehungsstraße zwischen der Lugoscher- und der Schager Straße fertigzustellen. Dies ließ der Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu bei einer Demonstration für einen raschen und reibungslosen Bau der Straße wissen, die den Schwerverkehr an Temeswar vorbeiführen soll. Doppelt soviel Geld sei notwendig, als das, was die rumänische Regierung zur Verfügung stellen möchte. Auch die vorgeschlagenen Termine seien nicht akzeptabel, so die Zusammenfassung dessen, was Robu zu diesem Thema aus Bukarest erwartet. Er habe einen motorisierten und demzufolge umweltverschmutzenden Marsch gerade noch verhindern können, so Robu. Sollte den Forderungen in dieser durchaus gerechtfertigten Frage nicht stattgegeben werden, sei eine Demo mit Fahrzeugen aller Art nicht ausgeschlossen, so der Bürgermeister.

Wie ein ganz gewöhnlicher Samstagvormittag, mit vorwiegend Spaziergängern und wenig geschäftlichem Treiben, musste das Stadtzentrum für einen Außenstehenden anmuten. Allein die Vorbereitungen auf der Bühne vor der Oper und die Politiker aus dem Lager der Liberalen, die sich auf einer Terrasse im Stadtzentrum eingefunden hatten, vermittelten, dass sich etwas ereignen könnte, denn selbst im Sog der Euphorie zur Ernennung von Temeswar als Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2021 blieben die Temeswarer dem Protest fern.

Nicht nur die etwa 150-200 Protestteilnehmer zeigten sich enttäuscht, sondern auch der Bürgermeister. Die etwa zur gleichen Stunde angesagten Fußball- und Rugby-Spiele sollten der Grund sein, warum die Temeswarer sich nur in geringem Maße im Stadtzentrum sehen ließen, verkündete Robu. Zumindest so habe man ihm mitgeteilt, warum eine so wichtige Angelegenheit der Temeswarer diese so wenig zu interessieren scheint. Im Grunde darf man annehmen, dass es so war, wie schon oft: Deklarativ denken Bürger vehement Pro oder Kontra, im Endeffekt ist ihnen die eigene Bequemlichkeit lieber. Nicolae Robu setzte bei seinem Auftritt auf ein strukturiertes Programm und warf Kernaspekte auf, die eigentlich jeden Temeswarer angehen: Umweltverschmutzung, Staus, beschädigte Straßen, hohe Kosten an Treibstoff und Zeit.

Die Landesbehörde für Straßen und Autobahnen CNADNR habe nicht nur ungenügend Geld zur Verfügung gestellt und den Straßenbau erst für 2021/2022 vorgesehen, sondern auch den Entwurf als „veraltet“ ausgewiesen, sagte der Bürgermeister. Ein Jahr lang soll es angeblich dauern, um den Entwurf auf den neuesten Stand zu bringen. In Temeswar wünscht man jedoch eine rasche Lösung der Entwurfsdifferenzen und bereits Mitte 2017 sollen die Bauarbeiten beginnen. Die Fertigstellung ist für Ende 2018 anberaumt – also im Vorfeld des erwarteten Touristenzustroms, der spätestens 2021 einsetzen wird. „Regierungschef Dacian Cioloș hat eine gute Gelegenheit zu zeigen, dass er und seine Regierung sich von all ihren Vorgängern unterscheiden“, sagt Nicolae Robu. Das bedeute aber auch, dass die derzeitig vorgesehene Summe von 59 Millionen Euro auf 120 Millionen aufgestockt wird. Sonst wären wohl alle der Ansicht des Leaders der Spediteure, Miron Sporea, der sagte, dass die CNADNR aufgelöst werden müsse. Mit einem konkreten Beispiel für das Verkehrschaos in Temeswar überzeugte er: Für einen Weg durch den Berufsverkehr brauche man derzeit in Temeswar länger als von Budapest bis vor die Tore der Stadt.