Weniger Spektakel, mehr Arbeit

ADZ-Gespräch mit dem Präsidentschaftskandidaten Klaus Johannis

Klaus Johannis wurde am 11. August von der aus PNL und PDL bestehenden Christlich-Liberalen Allianz (ACL) als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen im November nominiert. Ende Juni war er auf dem Parteitag der Nationalliberalen Partei zum Vorsitzenden der Partei gewählt worden, am 21. Juli hatte ihn die PNL zu ihrem Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen bestimmt, aufgrund der Ergebnisse von Umfragen und soziologischen Studien. Beide Male setzte er sich gegen den vormaligen Parteivorsitzenden Crin Antonescu durch. Ergebnisse von Umfragen und soziologischen Studien lagen auch dem politischen Beschluss des Mitte-Rechts-Parteienbündnisses ACL zugunsten von Johannis zugrunde.
Klaus Johannis ist der erste Rumäniendeutsche, der für das höchste Amt im rumänischen Staat nominiert worden ist. In die Landespolitik stieg der seit 2000 amtierende Bürgermeister von Hermannstadt/Sibiu und langjährige Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien im Februar 2013 ein, als er zum ersten stellvertretenden Vorsitzenden der PNL gewählt wurde. Mit Klaus Johannis sprach über seine Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten ADZ-Redakteurin Hannelore Baier.

Warum möchte ein Siebenbürger Sachse Staatspräsident von Rumänien werden?

Dieser Siebenbürger Sachse will Staatspräsident von Rumänien werden, weil er meint, dass viele Dinge besser gemacht werden können. Und weil er meint, wenn er schon in der „großen“ Politik mitmischt, dann sollte das von einer Stelle erfolgen, wo man auch etwas bewegen kann. Die Idee, für die Präsidentschaft anzutreten, ist nicht von heute auf morgen gekommen, sie wurde dann aber beschleunigt von den Ereignissen innerhalb der Nationalliberalen Partei. Ich denke, dass ich in dieser Konstellation – als Vorsitzender der Nationalliberalen Partei und Kandidat der Christlich-Liberalen Allianz – eine echte Chance habe, auch wirklich gewählt zu werden, und dann aus der Position des Staatspräsidenten die Dinge entsprechend beeinflussen und verändern werden kann. Meines Erachtens kann man vieles viel besser machen in der rumänischen Politik. Wenn ich dazu beitragen kann, es besser zu machen, dann bin ich bereit, das zu tun.

Was antworten Sie den Leuten, die sagen, ein Rumäniendeutscher hat in der Politik in Bukarest nichts zu suchen?

Ich habe was zu suchen. Das beweise ich jetzt seit anderthalb Jahren und ich habe kein Problem damit. Ich kenne diese Ansicht, dass man als „Provinzmensch“ keine Chance hat in der Hauptstadt, dass die Leute einen über den Tisch ziehen, dass man nur ausgenützt wird. Was ich bisher im Rahmen der Nationalliberalen Partei gemacht habe in ganz unterschiedlichen Projekten, die wir angepackt haben, hat mich ermutigt, auch diesen Schritt zu tun. Gerade auch die Ereignisse der letzten Wochen und Monate. Ich war maßgeblich daran beteiligt, dass die Liberale Partei (PNL) und die Demokratisch-Liberale Partei (PDL) fusioniert haben und eine Partei werden, ich war selbstverständlich mittendrin im internen Wahlkampf für die Nominierung des Präsidentschaftskandidaten. Das alles ist sehr gut gelaufen und ich hatte eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit sehr, sehr vielen Leuten aus beiden Parteien. Von daher kann ich nur sagen, ich komme gut zurecht.

Das Recht zu kandidieren haben Sie als rumänischer Staatsbürger ...

Natürlich hat jeder Rumäne das Recht zu kandidieren – und wir sprechen hier von einer zivilen und nicht ethnischen Nation. Ich bin rumänischer und nur rumänischer Staatsbürger und habe als solcher das Recht, für jedes Amt im Staat anzutreten, aber meine Kandidatur für das Präsidentschaftsamt erfolgt nicht als Privatperson, sondern als Exponent einer großen und starken Mitte-Rechts-Partei, jener Partei, die wir vor wenigen Wochen durch die Zusammenführung der PNL und der PDL geschaffen haben.

Nach der Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten durch die PNL und dann nochmals durch die Gründung der Christlich-Liberalen Allianz haben Sie Ernsthaftigkeit, weniger Lärm und weniger billiges Spektakel in der Wahlkampagne und erst recht als Präsident versprochen. Wie kann das gelingen, wenn die andere Seite darauf nicht verzichtet?

Die Praxis in Hermannstadt und teilweise auch in Bukarest hat mir gezeigt, dass das, was allgemein gültig ist, auch bei uns gilt: Das persönliche Beispiel wirkt dann, wenn es guten Willens und mit Nachdruck angewandt wird. Ich denke, die Leute erwarten in dieser Phase, dass ich sage, wie ich Politik sehe, und ich sehe sie mit mehr Ernsthaftigkeit. Das kommt bei vielen Leuten gut an, bei vielen Leuten kommt es nicht an, aber das ist kein Problem. Ich denke, Politik muss anders gemacht werden, als das zurzeit in Rumänien geschieht, viel seriöser, viel angewandter. Nicht ganz ohne Show, Politik ohne Show wirkt nicht, aber man kann die Politik nicht durch Show ersetzen. Das versuche ich auch dem Wähler und auch den Politikerkollegen mitzuteilen. Meine Botschaft lautet: weniger Spektakel, mehr Arbeit.

Sie versprechen eine andere Politik, eine Politik, die auf einer Strategie für zehn Jahre fußt. Wer steht Ihnen dabei zur Seite?

Oh, da stehen mir ganz viele Leute zur Seite. Die gesamte Partei aber auch sehr viele Personen aus anderen Bereichen. Überall wo ich hingehe, treffe ich Leute, die meinen, dass ich eine gute Alternative wäre, und die mitmachen möchten. Letztendlich ist es auch wichtig, dass nicht nur die Politiker eine andere Politik machen wollen, sondern dass auch die Bürger eine andere Politik fordern, und von daher hoffe ich auf einen guten Zuspruch aus der Bevölkerung.

Sie haben in der Arbeit im Deutschen Forum und im Rathaus in Hermannstadt auf die Mannschaft gesetzt und die Teamarbeit auch jetzt betont – und waren trotzdem ein Einzelkämpfer, jener, der die Visionen hatte und vorgeprescht ist mit verschiedenen Vorhaben. Meinen Sie, dass das, was auf lokaler Ebene funktioniert hat, auch auf Landesebene möglich ist?

Das Prinzip ist das gleiche: Wenn man in der Politik etwas bewegen will, muss man als der Vorsitzende, oder in diesem Fall als der Kandidat, „vortanzen“. Man muss sagen und zeigen, was man will, ohne eine gute Mannschaft funktioniert das Umsetzen aber nicht. Das Prinzip ist überall gültig: Eine gute Mannschaft braucht einen guten Vorsitzenden und umgekehrt. Ich bin da recht zuversichtlich. Die Mannschaft, mit der ich jetzt zusammenarbeite, ist im engeren Sinn das Wahlteam, das mit mir zusammen die Wahlkampagne konzipiert und koordiniert. Und im weiteren Sinn ist es die Christlich-Liberale Allianz, meine politische Mannschaft, da hat jeder seinen Part, den er wahrnehmen und spielen muss.