„Wenn sich die Gesellschaft ändert, müssen sich die Universitäten daran anpassen!“

ADZ-Gespräch mit Prof. Dr. John Gabriel von der „London Metropolitan“-Universität

Zum ersten Mal hat es in diesem Unterrichtsjahr an drei Universitäten in Rumänien eine „Schule für Universitätsdidaktik und fortgeschrittene Forschung“ für Lehrkräfte gegeben. Die Didaktik-Module und Trainings im Bereich Forschung zu Fragen wie die Erstellung eines Projektes oder Ethik haben bereits im vergangenen Frühjahr angefangen. Initiator, Hauptantragsteller und Partner des Projektes war die West-Universität Temeswar. Die Professoren, welche die Trainings hielten, kamen aus dem Ausland und vermittelten Informationen aus ihren Erfahrungen. Einer der Partner in diesem Projekt war die „London Metropolitan“-Universität, von der einige der Trainer kamen. Mit Prof. Dr. John Gabriel, dem Dekan der Fakultät für Sozial- und Geisteswissenschaften an der oben genannten Universität, sprach die ADZ-Redakteurin Ştefana Ciortea-Neamţiu.

Lebenslanges Lernen ist eines der zentralen Konzepte, die heute im Bildungsbereich verwendet werden. Sind die Unilehrer die Zielgruppe, die sich am meisten damit befassen muss?

Ja, das ist eine sehr gute Frage und ich glaube, dass die Antwort positiv ausfallen muss, weil die Lehre die Änderungen reflektieren muss, die in der Gesellschaft stattfinden. Wenn sich die Gesellschaft ändert, dann müssen sich die Universitäten daran anpassen und an die Curricula denken sowie an die Unterrichtsverfahren, diese müssen mit den größeren Änderungen in Beziehung gesetzt werden.

Wie ist das in Großbritannien? Wie machen die Unilehrer diese Änderungen mit?

Ich denke, dass es zwei Bereiche gibt, die neuerdings in Großbritannien eine große Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben. Zum einen sind es die digitale Revolution und die Änderungen in der Technologie und die neuen sozialen Medien. Und ich glaube, die Unilehrer und Akademiker müssen verstehen, wie junge Menschen Wissen aufnehmen und behalten. Und dass sie sich wohler fühlen, wenn Technologie dabei ist, oder dass sie in bestimmten Feldern mehr wissen als ihre Lehrer. Ich glaube, dass der Gebrauch der Technologie im Lehrprozess sehr wichtig ist. Dies ist ein Bereich, über den die Lehrer nachgedacht haben und sich daran angepasst haben.

Benützen Sie die sogenannten sozialen Medien im Lehrprozess?

Eine Reihe der Vorlesungen an der Universität in London benützen Facebook und Twitter: „Twitter“, damit man für Events wirbt und Feedback seitens der akademischen Gemeinde erhält, und „Facebook“, um untereinander zu kommunizieren, so kommt es zu Diskussionen über Lehrmaterialien oder Seminarübungen. Der andere Bereich hat mit den Änderungen auf dem Arbeitsmarkt und den damit verbundenen Änderungen in den Curricula zu tun, mit Fragen, inwieweit die Studenten vorbereitet sind, in verschiedenen Branchen zu arbeiten.

Haben Sie Informationen gesammelt, wie viele Ihrer Absolventen arbeiten, wie viele keinen Arbeitsplatz haben?

Das ist ein anderes Charakteristikum unseres Bildungssystems: Wir sind sehr daran interessiert, dass Indikatoren für gute Leistungen gesammelt werden und die Beschäftigungsrate unserer Absolventen ist so eine Messlatte. Also ja, auf jeden Fall müssen wir solche Informationen sammeln.

Sie haben zum Abschluss der Tagung über das Projekt gesprochen. Welches, glauben Sie, waren die größten Schwächen des rumänischen Unisystems zu Beginn des Projektes? In welchen Bereichen lagen die größten Bedürfnisse für Weiterbildung?

Ich glaube, dass die Tatsache, dass es das erste Projekt dieser Art ist, das die berufliche Weiterentwicklung der Unilehrer im Mittelpunkt hat, darauf hinweist, dass es nicht viel Infrastruktur an den Unis gibt. Also würde ich sagen, dass das Wichtigste, das herausschauen sollte, ist, dass man aus diesem Kurs etwas Permanentes macht, Strukturen schafft.

Sie haben auch erwähnt, dass einige der Professoren, die hier unterrichtet haben, einiges mitgenommen haben, was sie in den eigenen Vorlesungen gebrauchen werden. Worum handelt es sich konkret?

Die Tutoren waren sehr besorgt über das Projekt und die Erwartungen, bevor sie hergekommen sind, also haben sie ihre Vorlesungen irgendwie in einem Vakuum produziert. Sie haben täglich Feedback von den Teilnehmern an den Weiterbildungskursen verlangt, um dieses für den Rest des Kurses zu verwenden. Einige von ihnen haben mir auch gesagt, dass sie diese Art, kontinuierlich Feedback zu verlangen, vermehrt in den eigenen Kursen gebrauchen werden. Eine andere Stärke des Projektes war, Leute aus verschiedenen Bereichen zusammengebracht zu haben, so aus den Natur- und den Geisteswissenschaften. Ich glaube, was die Lehrer dabei herausbekommen haben, war die Bedeutung solcher Projekte, wo wir Themen anreißen, die in allen Bereichen wichtig sind.

Meine letzte Frage bezieht sich auf die Zielgruppe des Projektes. Sind diese Lehrkräfte nun ausreichend befähigt, sich an die westliche Arbeitsweise anzupassen?

Das ist eine Frage für die Lehrkräfte selbst. Wir haben den Eindruck gehabt, dass das Projekt erfolgreich war, aber laut Definition kommen die Projekte zu einem Ende. Ein weiteres Projekt oder der Eintritt in eine neue Phase des Nachdenkens über die Thematik sollten überlegt werden.