Werner Hirschvogel gestorben

Er dominierte 60 Jahre lang als Aktiver und Autobauer den Motorsport Rumäniens

Reschitza - Vergangene Woche, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, ist Werner Hirschvogel (1931-2014) in einem Krankenhaus in Bayern einer Lungenembolie erlegen. Hirschvogel war der erfolgreichste Motorsportler Rumäniens, der sich sowohl bei Motorradrennen (bis 1978), als auch im Autorennsport (1978-2000) hervorgetan hat und vielfacher Landesmeister wurde. Zudem war Werner Hirschvogel der Hauptimpuls- und Ratgeber für den Motorsport im Banater Bergland und hatte bis zuletzt – auch als Bundesbürger nicht – nie die Beziehungen zum rumänischen Motorrennsport abgebrochen: Das Fahrzeug, mit dem der gegenwärtige mehrfache Landesmeister in Bergrennen, der Reschitzaer Lucien Hora, die gesamte Konkurrenz seit mehreren Jahren dominiert, ist weitgehend mithilfe von Werner Hirschvogel entworfen und gebaut worden.
Geboren am 13. Dezember 1931 in einer aus Steierdorf nach Reschitza umgezogenen Familie (die Familie Hirschvogel wohnte im selben Mietshaus wie die Familie des allzu früh verstorbenen Ausnahmelyrikers Rolf Bossert, in der Reschitzaer Altstadt), lernte er den Beruf des Drehers und konkurrierte erstmals als 19-Jähriger bei Dirt-Track-Motorradrennen (auf einem Motorrennrad, das das Reschitzaer Technikgenie György Mészáros d. Ä. gebaut hatte, derselbe, der seinerzeit auch den Sessellift von Franzdorf auf den Semenik gebaut hatte).

Zwischen 1950 und 1978 wurde Werner Hirschvogel zwölf Mal Landesmeister im Motorradfahren. 1978 stoppten die Ärzte seine Karriere als Motorrad-Rennfahrer, weil sein Körper die extremen Erschütterungen der Motorradrennen nicht mehr verkraftete (Hirschvogel erzählte, dass er in seinen letzten Jahren als Motorrad-Rennfahrer nach jedem Rennen zum Arzt musste, der ihm die Nieren mittels Binden wieder an ihrem Platz fixieren musste).
Nach dem ärztlichen Motorrad-Rennverbot stieg Hirschvogel noch im selben Jahr auf Autorennen um und fuhr sowohl Straßen- als auch Bergrennen. Immer trimmte er selber seine Fahrzeuge auf Höchstleistung im Rahmen der Klasse H, seine Lieblingsklasse. 1981 wurde er erstmals Landesmeister im Autorennsport (Bergrennen). Insgesamt eroberte er als Autorennfahrer acht Landesmeistertitel in Bergrennen und drei bei Straßenrennen. Zu seinen erfolgreichsten Erzählungen gehörte diejenige über die Lehren, die er zum Beginn seiner Autorennfahrerkarriere beim Besuch der Deutschlandvertretung von Alfa Romeo erteilte (Hirschvogel fuhr anfangs – und bis der Zwang aufkam, mit „nationalen“ Dacia-Motoren zu konkurrieren – mit einen AlfaSud-Motor als Antrieb seines selbstgetunten Fahrzeugs) und wie er denen von Alfa Romeo Tricks zu Leistungssteigerung ihrer Motoren beibrachte. Gratis. Das dafür insgeheim, aber vergeblich erhoffte Geschenk eines neuen Motors im Austausch für die Tipps – die später vom Autobauer sogar umgesetzt wurden, behauptete Hirschvogel – musste er sich in einer Autowerkstatt in Bayern während seines Urlaubs als Automechaniker erarbeiten, wobei sein Vater, der in Bayern lebte, ihm natürlich, im Rahmen seiner Rentnermöglichkeiten, unter die Arme griff.
Werner Hirschvogel arbeitete in Reschitza als Taxifahrer (und wurde nie wegen Verkehrsdelikten bestraft. Auch das ist eine der Tatsachen, auf die er immer stolz war: „Rennen fahren ist eins, Taxifahren und dabei für andere die Verantwortung tragen, was ganz anderes!“...).

Seinen letzten Titel eines rumänischen Landesmeisters im Bergrennen errang er als 69-Jähriger im Jahr 2000. Zehn Jahre später verlieh ihm der Stadtrat Reschitza den Titel eines Ehrenbürgers und erst 2012, lange nach Beendigung seiner glänzenden Karriere als Motorsportler (gekrönt mit insgesamt 23 Landesmeistertiteln bei Motorrad- und Autorennen) verlieh ihm der Rumänische Motorsportverband den Titel eines Meisters des Sports. Im Rahmen der Bergrennen der rumänischen Landesmeisterschaft konkurrieren immer noch zwei Fahrzeuge, die von Werner Hirschvogel entworfen und weitgehend auch (oder unter seiner Aufsicht) gebaut wurden. Jene, mit denen die Reschitzaer Lucien Hora und Mircea P²durean weiterhin Wettbewerbe gewinnen – unter anderen gegen hochgeschätzte internationale Automarken, die von der Konkurrenz gefahren werden. Werner Hirschvogels eigener Streckenrekord beim Bergrennen im Domantal bei Reschitza wurde erst vor drei Jahren vom gegenwärtigen Landesmeister Lucien Hora gebrochen, auf jenem Fahrzeug, das Werner Hirschvogel gebaut hat.

Werner Kremm