Wertvolle Initiative für einzigartige Denkmäler

Internationale Delegation besucht Holzkirchen in Rumänien

An der Pressekonferenz haben sich (v.r.) Şerban Sturdza, Vizepräsident der Stiftung Pro Patrimonio, Peter Bond, Vertreter seitens des BEI-Instituts, sowie Jan Kurek, international anerkannter Experte für Sakralbauten, Professor an der Universität in Krakau, beteiligt.
Foto: Aida Ivan

Die Kampagne „Die sieben meistgefährdeten (Denkmäler)“ wurde von der internationalen Organisation Europa Nostra und dem Institut der Europäischen Investitionsbank (BEI) voriges Jahr ins Leben gerufen, um Rettungsaktionen im Bereich Kulturerbe zu beschleunigen. Das Ziel ist es, die meistgefährdeten Denkmäler in Europa zu identifizieren und anschließend zur Aktion für ihre Rettung aufzurufen. Unlängst wurde die Liste der meistgefährdeten Denkmäler im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung in Wien veröffentlicht. Zusammen mit Monumenten aus Portugal, Serbien und Griechenland stehen durch das Projekt „60 Holzkirchen“ auch die Kirchen in Südsiebenbürgen und in der Nordwalachei auf der Liste. Die im Projekt erfassten Sakralbauten wurden in der Zeitspanne 17. bis 19. Jahrhundert erbaut und gelten als historische Denkmäler. Der Architektenorden Rumäniens und der Verein Pro Patrimonio versuchen schon seit fünf Jahren, diese Kulturdenkmäler zu retten. Das Projekt „60 Holzkirchen“ wurde auf Initiative von Architekt Şerban Sturdza in Angriff genommen.

Eine Delegation internationaler Denkmalspezialisten und Finanzexperten wurde Anfang Oktober nach Rumänien geschickt, um mehrere Kirchen zu besuchen, damit sie zusammen mit den Lokalvertretern an nachhaltigen Lösungen zusammenarbeiten. Anschließend wurde eine Pressekonferenz organisiert, um das Publikum über die Endergebnisse des Delegationsbesuchs zu informieren. Das Pressegespräch wurde im Buka-rester Ion-Mincu-Haus, dem Sitz des Architektenordens in Rumänien, veranstaltet. „Ziel dieser Pressekonferenz ist es, die Leute zu informieren, dass es uns mit der Unterstützung von Peter Bond, Jan Kurek und Hermann Fabini gelungen ist, eine Rundfahrt zu unternehmen. Wir haben Institutionen besucht, wir haben mit ihren Vertretern gesprochen und wir haben Schlussfolgerungen gezogen“, begann Architekt Şerban Sturdza seine Ausführungen.

Zur Delegation gehörten Architekt Dr. Hermann Fabini, Mitglied des Wissenschaftlichen Rates der europäischen Denkmalpflegeorganisation Europa Nostra, Peter Bond, Vertreter des BEI-Instituts,  sowie Jan Kurek, international anerkannter Experte für Sakralbauten und Professor an der Universität in Krakau. Die Gäste haben während des dreitägigen Besuchs zusammen mit dem Vizepräsidenten der Stiftung Pro Patrimonio, [erban Sturdza, und der Architektin Raluca Munteanu das Problem der verlassenen Holzkirchen mit Vertretern der lokalen Behörden, Pfarrern und Vertretern der orthodoxen Kirchen und der Kreisdirektionen für Kultur in den Kreisen Hunedoara und Vâlcea besprochen. Besichtigt wurden die Holzkirchen in Boz, Târnăviţa, Almaşu Mic und Urşi. Diese dienten als kennzeichnende Beispiele für die Probleme, mit denen die anderen ähnlichen Denkmäler konfrontiert werden.

„Es ist kein Grund, stolz zu sein, wenn man zu den sieben meistgefährdeten Denkmälern Europas gehört, aber das bedeutet Sichtbarkeit. Man kann auf diese Weise Verbindungen knüpfen, die einem helfen können, Fonds oder Spezialisten heranzuziehen. Das Projekt könnte in ein nationales oder internationales Programm aufgenommen   werden. Das ist also sehr wichtig“, teilte Şerban Sturdza mit. Weiterhin erklärte er, dass die Zahl 60 sich nicht verändern wird, da es eigentlich viel mehr Kirchen gibt, die gerettet werden sollen – im Kreis Hunedoara 80 und im Kreis Vâlcea 94. Außerdem werden ständig neue Kirchen in das Programm eingeführt: „Auch in der Moldau und in Prahova gibt es Menschen, die uns um Hilfe gebeten haben“, fügte er hinzu. Der Architekt machte anschließend darauf aufmerksam, dass die Arbeiten sehr lange dauern. Alles geht sehr langsam, da sehr wenig Geld zur Verfügung steht. Die Arbeit wird von den mehr als 100 Volontären aus verschiedenen Bereichen durchgeführt. Außerdem unterstützt die Regierung Rumäniens dieses Projekt nicht und meistens kommt das Geld von Spenden. „60 Holzkirchen ist ein Kulturprogramm, das nicht nur Malerei und Architektur im Mittelpunkt hat, anvisiert werden auch die Gemeinschaften“, stellte der Architekt klar. Damit wollte er das touristische Potenzial der betroffenen Gemeinschaften hervorheben.

„Ich bin beeindruckt vom Wert der Initiative“, meinte Peter Bond seitens des BEI-Instituts über das Projekt für Holzkirchen, die er als einzigartiges Kulturerbe bezeichnete. Wenn es verloren geht, ist das nicht nur für Rumänien ein Verlust, sondern auch für Europa, präzisierte Bond, der für die Unterstützung der Initiative sprach. „Dabei geht es um Denkmalschutz und nicht um Sanierung“, fuhr er fort. „Nötig sind mehr Daten, um das Projekt zu strukturieren. Auf diese Weise werden Prioritäten gesetzt, damit keine der Kirchen verloren gehen“, machte er deutlich. Über das langfristige Projekt der 60 Kirchen äußerte sich auch Jan Kurek, ein Experte, der 30 Jahre Erfahrung mit Holzstrukturen hat. Hervorgehoben hat er die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit der Kirche und anderen Institutionen. Jan Kurek machte deutlich, dass auch die Holzkirchen in Deutschland, Frankreich und Skandinavien mit denselben Problemen konfrontiert werden. Damit ihr Zustand sich nicht verschlechtert, sollten die Holzkirchen benutzt werden, meinte er.
Ende des Jahres wird dem Publikum ein Bericht über die Holzkirchen präsentiert.