Wie sie war und sein könnte

„Die unsichtbare Kathedrale“ – eine Ausstellung über die Hermannstädter Stadtpfarrkirche

Frank-Thomas Ziegler (Bildmitte) stellte die Ausstellung mit der Begeisterung eines wahren Forschers vor.
Foto: Andrey Kolobov

Hermannstadt - Die evangelische Stadtpfarrkirche ist ein Wahrzeichen von Hermannstadt/Sibiu, wie der Stephansdom in Wien oder der Rote Platz in Moskau. Die Ausstellung „Die unsichtbare Kathedrale“, die am Donnerstag im Brukenthalmuseum eröffnet wurde, widmet sich der Denkmalpflege und der Musealisierung der Stadtpfarrkirche zwischen den Jahren 1839 und 1921.

Die zwischen dem 13. und dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts erbaute Kathedrale erlebte zahlreiche Veränderungen. Die Reformation und der Übergang zum lutherischen Glauben stellen einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der Kirche dar. Jedoch führten erst die Restaurierungskampagnen von 1853 und 1914 zum heutigen Erscheinungsbild des Sakralbaus. Die Ausstellung zeigt anhand der Umbaupläne und der alten Fotografien die an der Denkmalsubstanz vorgenommenen Eingriffe.

Gleichzeitig hoffen die Organisatoren, dass dieses Verhältnis zu dem Denkmal inzwischen „historisch und überwunden“ ist. „Die Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen können dazu führen, dass die historische Substanz eines Denkmals retuschiert, ergänzt oder gar ersetzt wird“, erklärte der Ausstellungskurator Frank-Thomas Ziegler. Er hoffe, dass diese Ausstellung von vielen Fachleuten besucht und eine Diskussion über die  Art und Weise der Restaurierung in Rumänien geführt wird.

Die meisten an der Kirche durchgeführten Maßnahmen fanden im Zusammenhang mit den aufgetretenen statischen Problemen statt. Aber auch der Geist der Zeit wirkte an der Umgestaltung des Kirchenbaues mit. Die neuen Techniken trugen ebenfalls zu dessen Veränderung bei. So erhielt der Sakralbau mit dem Einzug der Moderne eine elektrische Heizung, das Turmsockelgeschoss wurde mit der mächtigen Einschnürung aus Eisenbeton stabilisiert. Die von frommen Privatpersonen gestifteten bunten Glasfenster verbinden die mittelalterliche Polychromie mit dem modernen Formenschatz. Die vom Hermannstädter Frauenverein 1913 gestifteten Kirchenbänke sind in „einer eigenwilligen Neu-Barockgotik gehalten“, so Ziegler.

Die Ausstellung zeigt den Besuchern die Stadtpfarrkirche nicht nur so, wie sie einst gewesen ist, zum Beispiel aus ästhetischen Gründen, um die „einfache Erhabenheit“ zu unterstreichen weiß getüncht, sondern auch so, wie sie sein könnte. Ein nie durchgeführtes Projekt des Architekten Anton Staudachers sah unter anderem den Abriss der Ferula sowie eine Giebelneueinteilung vor. Besonders interessant sind die zum ersten Mal ausgestellten Funde aus den Gräbern in der Stadtpfarrkirche. „Diese Exposition erlaubt uns in gewisser Weise eine eigene Kathedrale zu gestalten“, schlussfolgerte eine der Organisatoren Dr. Maria Ordeanu.

Die Ausstellung „Die unsichtbare Kathedrale“ kann bis zum 13. Januar 2013 besichtigt werden.