Wie wird man zum Gentleman?

Thomas Oyntzen zeigt einige Schritte dazu

Thomas Oyntzen erläutert, was von einem Gentleman erwartet wird.
Foto: Ralf Sudrigian

Im Saal des Kronstädter Kronwell-Hotels treffen die ersten Gäste ein. Es sind hauptsächlich junge Leute, die der Einladung der „Gentleman Academy“ Folge leisten. Auch einige wenige junge Frauen sind dabei, denn Ladys sind genauso erwünscht wie Gentlemen. Bis zuletzt sind es rund vierzig Personen, die neugierig darauf warten, um zu erfahren, was ihnen Thomas Oyntzen vorzeigen wird. „Von der Idee zur Tat“ heißt diese rund dreistündige Veranstaltung, die eigentlich als Einführung gedacht ist für weitere Angebote, die die „Gentleman Academy“ in den auf den Sitzen zur Verfügung stehenden Unterlagen anführt (siehe auch www.gentlemanacademy.ro)

Plötzlich steigt der in Anzug mit Krawatte gekleidete Oyntzen auf einen Tisch und begrüßt von dort seine Zuhörer. „Darf man so was?“, fragen sich wohl alle in Gedanken und zuletzt, mit dem Mikro in der Hand, auch Oyntzen. „Regeln sind da, um gebrochen zu werden“, lautet ein erstes Zitat von mehreren, die an diesem Abend zu hören oder zu lesen sein werden. Es stammt von Arnold Schwarzenegger und ist als eines seiner sechs „Erfolgsrezepte“ bekannt. Nur weiß man zunächst noch nicht, ob so ein Verhalten „gentlemanlike“ ist, also einem Gentleman entspricht.

Thomas Oyntzen kommt im Laufe dieses Kurzseminars immer wieder auf Bilder, Erlebnisse, Überlegungen zurück, die er in einem Rumänisch mit leicht deutschem Akzent schildert. Er stellt Fragen ans Publikum und in der Regel lauten seine Reaktionen auf die Antworten: „Super“, „Exakt“, „Sehr gut“, seltener „OK, aber...“ Alles zielt darauf aus, zunächst einmal einen Gentleman zu definieren. Ist es der modisch gekleidete junge Herr, von dem auch Reichtum ausstrahlt? James Bond vor seinem teuren Wagen erscheint am Bildschirm. Oder ist es der elegante junge Unternehmer, der seine schöne Partnerin die vielen Blumensträuße allein tragen lässt, während er lässig seine Zigarette weiter raucht? Thomas Oyntzen hat weitere Beispiele parat.

Seine Kommentare sind oft kurz und treffend. Manch vermeintlicher Gentleman erweist sich schließlich als ein Taugenichts, der seine Zeit vergeudet. Das äußere Bild (gepflegte Kleidung) sei wichtig, aber nicht ausschlaggebend. Da müssen die Taten dazu kommen. Diese sind, zum Unterschied zu den Gedanken, sichtbar. Oyntzen führt sieben Schritte an, die wichtig sind, um als Gentleman zu gelten. Das wären: die richtige Grundeinstellung; Höflichkeit (erinnert und erklärt wird die Redewendung „Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige“); gute Manieren; die Kunst, unverfängliche Gespräche zu führen („small talk“ statt politische oder religiös-moralische Ansichten durchzusetzen); Eleganz als zusätzliches Attribut zur gerade gültigen Mode; den Mut und die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen. Beim letzten, dem siebenten Punkt, wartet Oyntzen auf Vorschläge aus dem Publikum. Begriffe wie Entwicklung, Erfolg werden genannt – der Moderator fasst zusammen und schlägt Selbstentfaltung vor.

Dieser letzte Schritt ermöglicht dann auch, was die „Gentleman Academy“ ihren Teilnehmern verspricht: die eigenen Fähigkeiten erkennen, ausbauen, um dann als Leader aufzutreten, der schnell und richtig entscheiden kann, der erfolgreich ist. Dabei kommt mir der unkonventionelle Seminarauftakt in den Sinn. Ein Leader, der eigene Regeln schaffen kann, eigene Wege findet und ihnen mutig auch folgt. Aber ist das mit einem Gentleman gleichzusetzen? Nicht ohne weiteres.

Thomas Oyntzen (Jahrgang 1978) hat mehrere Kurse und Ausbildungsmodule als Business-Coach vorzuweisen. Er stammt aus Weidenbach und ist, kurz nach der Wende, mit seinen Eltern nach Deutschland ausgewandert. Prägend für ihn, sagt er, seien seine Jahre als Bundeswehroffizier gewesen. Dort habe er gelernt, Verantwortung zu übernehmen, Disziplin zu schätzen, mit Menschen umzugehen. Oyntzen kann auch auf eine praktische Erfahrung im Tourismusbereich zurückblicken und kennt sich gut in Gärtnerei (Blumen und Zierpflanzen) aus, kann auch eigene Malerei vorzeigen. 2004 ist er nach Rumänien zurückgekehrt.

Mit der „Gentleman Academy“ will er nun jene ansprechen, die erfolgreich sein wollen. Denn ein Gentleman steht für Erfolg, aber auch für Großzügigkeit, Eleganz, Würde. Jemand, der beeindruckt durch Haltung und durch sein Handeln beispielgebend sein kann. Wunderrezepte dafür gibt es leider keine. Nur einige Tipps und Übungen. Wie viele der jungen Leute nach diesem kostenlosen Einführungsseminar die gar nicht so billigen fortführenden Seminare wählen werden, ist eine andere Frage. Erste Termine sind bereits festgelegt für Themen wie „Lifestyle und Business“, „Outdoortraining“ oder Entwicklung der Führungsfertigkeiten („Leadershipskills“). Mitgewirkt beim Einführungsseminar haben auch Gabriela Brandiu (als Kommunikationsexpertin vom Kronstädter Speakers Club“) sowie Cristina Cişmaşu.