Will die Stadtführung eine Kulturhauptstadt?

Deutschsprachiger Wirtschaftsclub „Banat“ organisierte Infoveranstaltung

Das Logo des Vereins Temeswarer Kulturhauptsadt ATCCE

Temeswar - Einmal mehr gab es am vergangenen Donnerstag eine Begegnung zum Thema „Temeswar – Europäische Kulturhauptstadt 2020“. Und einmal mehr ohne eine kompetente Vertretung durch einen Entscheidungsträger/eine Entscheidungsträgerin seitens der Stadtführung. Trotz der Tatsache, dass alle Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters – auch der vor kurzem eingesetzte Wahlsieger Nicolae Robu (PNL) – sich das Ziel Kulturhauptstadt auf die Fahnen geschrieben hatten. Und immer noch nicht ist öffentlich gemacht worden, welches die Zielvorgabe – das Leitbild – der Stadt und des Vereins Temeswar Kulturhauptstadt 2020 (rumänisches Kürzel: ATCCE) ist und welches die grundsätzlichen Wege zu dessen/deren Verwirklichung sind.

Teodora Bonhoff, die ATCCE-Direktorin, machte eine sachliche Präsentation der IST-Lage des Vereins und seiner Bestrebungen, ausgehend von den neuen Regelungen für die Vergabe des Titels einer europäischen Kulturhauptstadt. Innerhalb dieses Mandats des amtierenden Bürgermeisters Robu müssen alle Schritte unternommen werden (im Oktober 2014 ist Abgabetermin für die Bewerbungsunterlagen, Anfang 2015 wird die Kurzliste des engeren Bewerberkreises bekanntgemacht, im Oktober 2015 fällt die Entscheidung des Auswahlkomitees und Anfang 2016 ist der Beschluss des Europaparlaments über die Kulturhauptstadt 2020 fällig). Der Verein, der inzwischen ein Logo hat, das Paul Vereş entwarf, schießt sich allmählich auf seine Aufgaben ein.

Einer der wichtigsten Schritte: die Koordinierung aller Kulturveranstaltungen des Großraums Temeswar und die Identifizierung zusätzlicher potentieller Veranstaltungsorte, die möglichst ex-zentrisch liegen sollen.

Die anwesenden Mitglieder des Wirtschaftsclubs „Banat“ sahen sofort die Chancen einer Kulturhauptstadt und gingen auch auf die Provokation von Teodora Bonhoff ein, die Beziehung Wirtschaft-Kultur so zu sehen, dass Kultur die Wirtschaft unterstützt (Chr. von Albrichsfeld von „Continental“: „Je lebenswerter die Stadt durch Kultur wird, umso lieber leben meine Mitarbeiter hier.“) und dass die Wirtschaft Kultur fördert (Präses Peter Hochmuth: „Dass von uns Sponsoring erwartet wird, ist eh klar, aber was sonst erwartet ATCCE noch von uns?“).

Bemängelt wurde das bisherige Fehlen von Zielvorgaben der Stadt – deren grundsätzliches Interesse an einer Kulturhauptstadt Temeswar („Emil Boc hat am zweiten Tag seiner Bürgermeisterschaft in Klausenburg erklärt, dass für ihn die Kulturhauptstadt ein Vorrangsziel ist!“) – und von längerfristigen kulturellen Zukunftsplänen für Temeswar, etwa repräsentative Veranstaltungen, aber auch das Einfache: Rundumsanierung des historischen Stadtkerns, der Straßen, Effizientisierung des Nahverkehrs, Schaffung von Stadtfokus-Plätzen, Umgestaltung des Begakanals in die Kulturader der Stadt, kulturelle Nutzung der Schiffsflotille auf der Bega usw.