„Wir haben viel zu tun!“

Die neue Leiterin des DAAD Infozentrums Bukarest im Gespräch

Seit Anfang September leitet Dr. Nicola Gotthardt das Infozentrum des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Die ADZ-Mitarbeiterin Hannah Bartels traf Dr. Gotthardt in ihrem Bukarester Büro und sprachen mit ihr über die Aufgaben des DAADs, was in den nächsten Jahren in Rumänien auf sie zu kommt und über die Brückenfunktion der deutschen Minderheit.
 

Was ist der DAAD? Welche Funktion hat das Informationszentrum in Bukarest?
DAAD steht für Deutscher Akademischer Austauschdienst und wir vertreten die deutschen Hochschulen im Ausland. Finanziert werden wir vor allem von deutschen Ministerien, vom Auswärtigen Amt, da wir ein Mittler sind der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Die Zentrale vom DAAD ist in Deutschland, in Bonn, aber der DAAD hat ein Außennetzwerk. Es gibt 15 Außenstellen, das sind größere, regionale Büros, in New York und Moskau zum Beispiel. Die Informationszentren, so wie wir es hier in Bukarest haben, sind Büros für kleinere Länder. Zur Zeit gibt es 56 weltweit. Offiziell heißen wir „Informationszentrum Bukarest“, wir sind aber für ganz Rumänien zuständig. Auch in Temeswar, Hermannstadt/Sibiu, Klausenburg/Cluj und Jassy sind DAAD-Lektoren tätig, insgesamt sind wir zu acht.

Was bietet der DAAD Deutschlandinteressierten an?

Wir bieten zum einen Stipendien an für ausländische Studenten und Forscher für einen Aufenthalt in Deutschland. Aber wir haben auch sehr viele Förderprogramme für Hochschulkooperationen und auch für kleinere Projekte. Außerdem versteht sich das Infozentrum als ein Wissenszentrum, man kann zu uns kommen, wenn man Informationen zum deutschen Hochschul- oder Forschungssystem bekommen möchte. Da bieten wir dann kostenlose Beratungen an, haben Sprechstunden, sind per E-Mail erreichbar. Gerade ist unsere „heiße Phase“, die ganzen Bewerbungsfristen sind jetzt im Oktober und November. Wir haben ein breites Angebot, besonders ist das Stipendium für ein grundlegendes Studium, ganz speziell für Schüler, die hier in einer Schule waren mit Schwerpunkt Deutsch. Dieses Jahr sind es elf rumänische Schüler, die ein DAAD-Stipendium erhalten haben!

Unterscheidet sich ihre Arbeit hier, weil es in Rumänien eine deutsche Minderheit gibt?

Ja! Die deutsche Sprache und Kultur spielt eine ganz andere Rolle, das kann man an den deutschsprachigen Studiengängen sehen. Wir haben auch spezielle Fördermaßnahmen im Rahmen der Förderprogramme, für die deutsche Minderheit.Ihre Angehörigen sind eine Art Brückenbauer, es ist schön, sie zu haben und es vereinfacht sicherlich vieles. Ich werde in Zukunft natürlich an die Kontakte meines Vorgängers anknüpfen und da sind die Vertreter der deutschen Minderheit hier wichtige Partner.

Wie sind Sie zum DAAD gekommen?

Von Haus aus bin ich Politikwissenschaftlerin und die Motivation ist zum einen, dass ich mich für Bildungsthemen interessiere, zum anderen für andere Länder und das ist da eine ganz gute Mischung. Meine Doktorarbeit habe ich über hochqualifizierte Migration geschrieben. Gerade der Punkt der Internationalisierung ist mir persönlich ein Anliegen und damit kann ich mich im DAAD auch gut identifizieren, weil ich weiß, wofür ich es mache und dass ich etwas dazu beitrage. Hier in Bukarest bin ich seit Anfang September. Ich war von 2012 bis 2014 für den DAAD bereits in Aserbaidschan in Baku tätig, da habe ich auch das Informationszentrum geleitet. Und ich war 2008 nach meinem Studium ein Jahr lang als Sprachassistentin in Belgrad.

Weshalb haben Sie sich für Bukarest entschieden?

Ich hatte vor der Bewerbung überhaupt keine Beziehung zu Rumänien, aber ich fühle mich mit der größeren Region verbunden. Und interessiere mich für Länder, über die ich noch nicht so viel weiß. Es ist spannender für mich, vor Ort zu sein und mich über das Land zu informieren. Die Stellen sind auf zwei bis fünf Jahre ausgelegt, ich habe erst mal einen Zweijahresvertrag und dann kann ich jeweils um ein Jahr verlängern.

Wie empfinden Sie Ihren Aufenthalt bisher?

Ich bin noch ganz neu in Bukarest, aber wir fühlen uns sehr wohl. Ich bin mit Mann und Kind hier und bisher war alles sehr positiv. Auch ist der Forschungs- und Hochschulbereich vor Ort sehr spannend, weil er sich derzeit sehr gut entwickelt und man sehr an internationalen Kontakten interessiert ist. Das ist für uns ungemein wichtig. Ich bin mir sicher, dass es eine sehr spannende, sehr abwechslungsreiche Zeit wird! Aber ich glaube auch arbeitsreich, wir haben viel zu tun.