„Wir sehen hier, wie viele wir sind“

Der 24. Siebenbürgische Lehrertag fand am Samstag in Deva statt

Die Grundschullehrerinnen bewerteten die Übungen aus dem Internet.

Für den Lehrertag hauptverantwortlich war Helmine Pop (l.), das Impulsreferat hielt Sybille Draber.
Fotos: die Verfasserin

Mit wandelnden, Deutsch sprechenden Hinweisschildern, empfing die Decebal-Schule in Deva ihre Gäste am Samstag: In Tracht gekleidete Schülerinnen und Schüler erkannten die Fremden in der Stadt erstaunlich schnell, begrüßten sie und zeigten ihnen den Weg zum renovierten Theatergebäude. Vor dem Theater versammelten sich bekannte und unbekannte Lehrer aus ganz Siebenbürgen, die sich zum Lehrertag eingefunden hatten.

Den 24. Siebenbürgische Lehrertag nach der Wende, der für deutschsprachige Lehrer zur schulischen Tradition geworden ist, eröffneten, wie auch sonst üblich, die Tanzgruppen der gastgebenden Schule. Gut fand das nicht nur Bianca Orzescu, eine der freundlichen Schülerinnen der 10. G-Klasse sondern auch viele Zuschauer, die die Darbietung mit Applaus begleiteten und belohnten. Für diesen Auftakt bedankte sich Helmine Pop, die Leiterin der Schulkommission des Siebenbürgenforums, und ging dazu über, Teilnehmer zu begrüßen und Ehrengäste auf die Bühne einzuladen. „Wir sehen hier, wie viele wir sind“, sagte sie und wünschte: „Möge dieser Tag uns stärken.“ 

Zu den 128 Teilnehmern zählten Erzieherinnen und Erzieher aus den Kreisen Hunedoara, Kronstadt/Braşov, Hermannstadt/Sibiu, Muresch, Alba, Bistritz-Nassod, Klausenburg/Cluj und als Gäste Lehrer aus Temesch sowie aus Oberschlesien/Polen und Deutschland.

In seiner Begrüßung hob der Schulleiter des Decebal-Gymnasiums, Florin Ilieş, die Bedeutung des Lehrerkollegiums für den Aufbau und Erhalt der deutschsprachigen Abteilung der Schule hervor und dankte allen an der Vorbereitung und Durchführung des Lehrertags beteiligten Institutionen und Personen. Martin Bottesch, der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, erinnerte an die Anfänge der deutschen Abteilung in Deva und unterstrich die Unterstützung des Unterrichtsmodells in der Sprache der deutschen Minderheit durch das Deutsche Forum, weil dadurch bessere Sprachkenntnis und Wertevermittlung möglich seien als durch andere Formen – und Eltern und Schüler sich genau das wünschten. Bei den regelmäßigen Treffen der Schulkommissionen des Forums werde unter anderem darüber beraten, was getan werden muss, damit das deutschsprachige Schulwesen weitergeführt werden kann.

Der Wunsch sei es, durch Zusammenarbeit mit den Behörden Lösungen zu finden, um das System zu unterstützen. Grußworte sprachen weiterhin der Subpräfekt, Gabriel Samoilescu, und die stellvertretende Generalschulinspektorin des Kreises Hunedoara, Lavinia Ilina. Monika Matei, Vorsitzende des Ortsforums, dankte als Lehrerin der Schule vor allem Schulleiter Ilieş, der durch seinen langjährigen Einsatz viele Erfolge überhaupt ermöglichte. Bis zum Ende des Tages konnten die Teilnehmer den tatkräftigen Schulleiter auf den Gängen der Schule, vor der Schule und in verschiedenen Räumen antreffen und sich überzeugen, dass ihm die deutsche Abteilung am Herzen liegt.

Der Einstieg war nun geschafft und die Lehrerschaft „angekommen“, sodass Sibylle Draber, Lehrerin mit langjähriger Deutsch-als-Zweitsprache-Erfahrung aus Lübeck, mit dem Impulsreferat zum Thema Üben und Testen starten konnte. Üben sei „pflegen“ und Testen ein „Versuch“ – so wurden die Definitionen der beiden Begriffe bildlich zusammengefasst. Als Anregung gab die Referentin den Teilnehmern „Anforderungsbereiche“ (I. Wiedergabe, II. Anwendung, III. Transfer) und „Operatoren“ mit („beschreibe…“, „setze ein…“, „vergleiche…“, „ordne zu…“ etc.), wonach sich alle der Kaffeepause und der anschließenden Gruppenarbeit widmen konnten.

Bei Doina Găman, Lehrerin aus Kronstadt, fand gerade die Vorstellungsrunde derer statt, die sich für Mentaltraining und Visualisierung interessierten, als ich vorbei sah. Am Ende des Lehrertages  bedankte sich Anna Wyrevich aus Oberschlesien nicht nur für Impulse aus der Gruppe, sondern im Namen aller ausländischen Gäste für die zahlreichen und vielfältigen Eindrücke aus Siebenbürgen.

Ursula Mărginean (Hermannstadt) war gerade dabei, die Schülergruppe zu „mischen“, damit die aus allen teilnehmenden Kreisen mitgereisten jungen Teilnehmer ausgehend von Karikaturen ihre Vorstellung von Üben und Testen ausarbeiten konnten, was sich in der Plenumspräsentation durch einen sprach- und computerspielgewandten Schüler als „Mission“ für „Avatare“ herausstellte. Die Schüler zweifelten daran, dass die Lehrer im Festsaal der Schule alle Details des Modells verstanden hatten, und fassten ihren Wunsch zusammen: „Die Lehrer könnten den Unterricht spannend gestalten.“

Bei Monika Matei und in der Gruppe von Ortrun Mahl und Adriana Dimitriu aus Kronstadt befassten sich rund 25 Grundschullehrerinnen mit der Praxistauglichkeit von Übungen am Computer bzw. von Lesetagebüchern zu Kinderliteratur, während Erzieherinnen über Sinn und Möglichkeiten des Testens von Kindergartenkindern diskutierten. Thematisiert wurden auch der Einsatz von Lehrbüchern und Arbeitsheften und die Durchführung von Vergleichstests in der Grundschule.

Aus den Arbeitsgruppen, die von Cristina Drescan (Neumarkt/Tg. Mureş) bzw. Marius Goşa (Mediasch) und Helene Wolf (Temeswar) geleitet wurden, präsentierten Fachlehrer Vor- und Nachteile von geschlossenen und offenen Prüfungsaufgaben bzw. Positives und Negatives bei mündlicher, schriftlicher und Referats-Evaluation. In der Gruppe zum Deutschen Sprachdiplom (DSD), die von Sybille Draber geleitet wurde, gab es Informationen zum mündlichen Prüfungsteil und Impulse zum Üben von Operatoren, mit denen sich die Lehrer in Kleingruppen auseinandersetzten.

Den Einsatz von Sybille Draber würdigte Martin Bottesch in seinem Abschlusswort: ihr Vortrag wäre der Beweis dafür, dass jemand „kurz, klar und richtig“ vortragen könne, ohne Mathematiker zu sein; die Einladung einer Lehrerin aus Deutschland als Referentin wäre darauf zurückzuführen, dass man sich wünsche, methodische Anregungen und Impulse aus dem deutschsprachigen Raum zu erhalten und den Kontakt dahin zu pflegen.

Erleichtert aufatmen, weil alles bestens geklappt hat, konnten gegen 17 Uhr nicht nur alle Mitarbeiter des Decebal-Gymnasiums, sondern auch Forumsmitarbeiter und vor allem Helmine Pop, die für das Gelingen der Veranstaltung die größte Verantwortung trug. Niemand konnte sich in der Hektik des Abfahrens von all denen verabschieden, die er morgens begrüßt hatte. Manche Gespräche wurden auf der Heimfahrt im Pkw oder im Bus weitergeführt, Nachrichten per Telefon ausgetauscht. Hoffentlich denken viele Teilnehmer zufrieden und dankbar an die Eindrücke und Impulse vom Lehrertag in Deva zurück. Die Organisatoren und Mitgestalter verdienen es.