„Wir sind autochthon“

Wort des Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Paul Philippi auf der Vertreterversammlung des DFDR am 28. April 2017 im Forumshaus in Hermannstadt

Wir haben im Forum die Minderheitengesetzgebung Rumäniens wiederholt positiv gewürdigt. Und wir hoffen, das auch in Zukunft noch so tun zu können. Das darf uns freilich nicht davon abhalten zu bemerken, dass es in unserm Lande auch Kräfte gibt, die die Position der nationalen Minderheiten ganz anders sehen als wir und die insbesondere uns Deutschen Rumäniens etwas am Zeug flicken wollen. Dagegen setzen wir uns politisch und juristisch zur Wehr. Aber es erscheint mir sinnvoll, wenn wir hier einmal in aller Ruhe feststellen, dass unsere Position nicht so leicht begriffen werden kann und deshalb auch von Freunden nicht immer klar erfasst wird. Was ich dazu jetzt sagen will, gehört nicht auf Plakate und nicht auf Kundgebungen. Es gehört aber in unsere Hinterköpfe und sollte, so meine ich, zu unserer Argumentation immer ruhig parat sein, wenn es gebraucht wird: Unser Status ist mit dem Wort „Minderheit“ zwar richtig erfasst – denn wir sind in der Minderzahl gegenüber einer viel zahlreicheren Ethnie, nach welcher der Staat, der unser Zuhause ist, mit Recht benannt ist. Eine sehr kleine Minderheit sind wir heute. Aber im Unterschied zu den deutschen Minderheiten, die etwa der Verein für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA, Vorsitzender Dr. Hartmut Koschyk) seinen Lesern vorstellt, sind wir kein Zusatz, der irgendwann im Lande Rumänien eingewandert ist, nachdem der Staat als ein rumänischer schon existierte. Vielmehr ist Rumänien zu uns eingewandert, als wir hier schon längst existierten, und zwar als anerkannte politische Gemeinschaften existierten. So sind wir Mitbegründer dieses Staates Rumänien und sind seine Mitbesitzer, wir sind nicht seine Gäste. Das macht einen wichtigen Unterschied aus gegenüber anderen Minderheiten . Wir sind autochthon. Dass wir bei der Entwicklung des Staates Rumänien in der Minderzahl geblieben sind, ist niemandes Schuld. Es darf aber auch kein Nachteil daraus werden – außer eben dem, dass in einer Demokratie immer die Mehrheit recht behält. Dass wir jedoch nicht in das Minderheiten-Klischee passen, das in der publizistischen Welt gerne gezeichnet wird, sollte uns und dann auch unsern Partnern bewusst sein, damit wir von dieser anderen Basis her für uns – und so auch für unsern Staat Rumänien – eintreten können.
Dies zu wissen und ruhig zu vertreten, könnte für uns wichtig sein. Und deshalb sollten wir es im Sinn behalten, ohne allerdings damit unnötig zu paradieren und andere zu reizen. Dies ist mein Rat.