"Wir sind ja eine Familie"

Samstag, kurz vor zwölf. An der weiß getünchten Wand des Foyers im AMG-Haus hängt ein überdimensionales Triptychon in Öl. „Die Einwanderung der Schwaben in den Banat“. Zu der Rechten blickt Adam-Müller Guttenbrunn auf die gemächlich hereinschlendernen Besucher herab. Grüppchen leger gekleideter Familien, betagter Herrn und eleganter Vertreter aus Politik und  Kultur betreten den Raum. Die Luft ist erfüllt von herzlichen Begrüßungen und festem Händeschütteln. Früher war alles besser? -Das hört man hier von niemandem. Kein Zweifel - die Zeiten haben sich geändert. Das 25-jährige Bestehen der Banater Zeitung ist ein Glanzpunkt deutscher Geschichte in Temeswar. Die Veranstaltung mutet mehr wie ein Familienfest an, als sich die Stuhlreihen mit  Eltern und deren Kindern füllen. In der ersten Reihe lassen sich auch silbergraue Frisuren von Amtsträgern ausmachen. Die letzten Gäste huschen eilig in den Raum und die Violinistin Ana Maria Popan, begleitet von der Pianistin Melitta Neag, treten ins Rampenlicht. Für einige Minuten gehört die Aufmerksamkeit der Gäste vollkommen den sanften Klängen Bachs.  Nach Siegfried Thiel, dem Redaktionsleiter der BZ, der BZ-Jahre BZ-Geschichte aufarbeitet, richtet Konsul Ralf Krautkrämer sein Wort an das Geburtstagskind des Tages. Mit dem Sprichwort „Es gibt keine schlimmere Armut als die Unwissenheit“  untermauert er die Daseinsberechtigung der Zeitung in den umkämpften Zeiten von Fake News und Skandalpresse. Nina May, stellvertretende Chefradakteurin der ADZ  versichert: „Wir sind ja eine Familie“. Johann Fernbach, Vorsitzender des DFDB, erzählt in seiner Laudatio von der BZ als „Kulturträger und Sprachrohr zugleich“ und sie „berichtet über hautnahe Realität“.

Verborgen in einer smaragdgrünen Samtschatulle befindet sich die Ehrennadel, die Fernbach dem, sichtlich mit Stolz erfüllten, Leiter der BZ übergibt. Fotografen richten ihre Objektive auf das Männerduo, zum Abschluss erklingt ein Volkslied. Die Gäste schwirren schwatzend aus dem Festsaal, Persönlichkeiten von Rang und Namen bleiben, umringt von Journalisten.  „Es war immer schwierig mit der Regierung zu verhandeln“, tönt es energisch von Peter Hochmuth in einem Gespräch über seine Arbeit als Präsident des deutschen Wirtschaftclubs. Womöglich steht dieses Zugeständnis stellvertretend für den Spagat, sich kritisch und kommentierend zu positionieren und gleichzeitig dem Anspruch gerecht zu werden, einen Hafen der Glaubwürdigkeit für alle Deutschen in Rumänien zu bilden. Ein letzter Handschlag und ein kurzes Winken, dann sind auch die Letzten aus der Tür. Für heute ist die Feier zu Ende.