„Wir sind nicht nur Geschichte“

Ausstellung über Wandergesellen im Brukenthalmuseum eröffnet

Wandergesellen als Mitveranstalter und „Hauptexponat“ der Ausstellung.
Foto: Andrey Kolobov

Hermannstadt - Der Begriff Wanderjahre oder Tippelei, Gesellenwanderung, schlicht und einfach die Walz, bezeichnet die Zeit der Wanderschaft zünftiger Gesellen nach dem Abschluss ihrer Lehrzeit. Seit dem Spätmittelalter bis zur Industrialisierung war sie eine der Voraussetzungen der Zulassung zur Meisterprüfung. Dass diese Tradition auch im 21. Jahrhundert weiterlebt, wissen die Hermannstädter sehr wohl – seit 2007 zwischen Juli und September sieht man in der Stadt junge Menschen in der Gesellenkluft.

Die Ausstellung „Wandergesellen von gestern und heute“ im Brukenthalmuseum widmet sich nicht nur der jahrhundertelangen Geschichte der Zünfte und Gesellen in Hermannstadt/Sibiu, sondern auch dem aktuellen Leben der Wandergesellen. Der Vernissage wohnten neben dem Museumsleiter, Sabin Adrian Luca, auch Hans Schebesch, Vertreter des Konsulats der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, sowie Vertreter der Präfektur und der Hermannstädter Stadtpfarrgemeinde bei. Auch die Gesellen selbst durften nicht fehlen. Der Vorsitzende des Vereins „Casa Calfelor“, Stefan Walter, erinnerte in seiner Ansprache an die „Jahrtausende überdauernde Tradition der Walz“: „Wandergesellen sind nicht nur ein Teil der Geschichte. Wir sind ein Teil der Gegenwart“, schloss er.

Der geschichtliche Teil der Ausstellung zeigt neben Truhen, Kirchenmobiliar, Urkunden, Abzeichen und Zertifikaten sowie verschiedenen von Gesellen aus früheren Zeiten angefertigten Erzeugnissen auch eine Karte mit der Walzroute eines Siebenbürgers. Das Wanderbuch des Tuchmachergesellen Michael Scherg wurde dem Museum von einem seiner Nachfahren, Friedrich Philippi, zur Verfügung gestellt. In dem zweiten Raum können die Besucher einen Blick in die Gegenwart der Wandergesellen werfen. Hier sind die Erzeugnisse ausgestellt, deren Herstellungsprozess man zum Beispiel während des Mittelalterfestivals beobachten konnte. Den Besuchern werden ebenfalls die modernen Wanderbücher und die Kluften, welche die Wandergesellen unverkennbar machen, präsentiert. Die Schau kann bis zum 3. August besichtigt werden.