„Wir wollen bewahren, nicht demolieren“

Evangelische Gemeinde Weilau feierte am Sonntag die Wiedereinweihung der Kirche

Der Geleitzug nach sächsischer Tradition auf seinem Weg vom Ortsrand zum Pfarrhaus.

Es wurde viel gesungen während des dreistündigen Gottesdienstes.

Pfarrer Johann Zey (stehend) betreute das Projekt in den vergangenen zwei Jahren (im Hintergrund v.l. Reinhart Guib, Peter Helms, Wolfgang Rehner).
Fotos: Holger Wermke

Weilau - Der vergangene Sonntag war ein Festtag in der größten evangelischen Landgemeinde des Kirchenbezirks Schäßburg/Sighişoara. Gemeinsam mit zahlreichen Gästen feierten die Gemeindemitglieder des nordsiebenbürgischen Dörfchens Weilau/Uila die Wiedereinweihung ihrer renovierten Kirche.

Traditionen werden noch gepflegt, hier im nördlichen Teil des Reener Ländchens. Den Bischof der evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Reinhart Guib, erwartete am Ortseingang ein Empfang nach alter, sächsischer Tradition. Fünf Reiter, ein Kutscher, drei Musiker und Altkurator Bela Farkas hatten sich aufgemacht, um ihn zu begrüßen. An Guibs Seite waren der für die Gemeinde zuständige Pfarrer aus Sächsisch-Regen/Reghin, Johann Zey, Landeskirchenkurator Friedrich Philippi, der Bürgermeister der Nachbargemeinde Botsch/Batoş, Dumitru Cotoi.

„Wir sind hier, um die Kirche zu erhalten, nicht um sie zu demolieren“, versicherte Farkas dem Bischof. Er wiederholte diese Worte an diesem Tag noch mehrfach, so als ob es dieser Bestätigung noch bedürfte. Die mehrheitlich aus Roma bestehende Gemeinde beweist seit mehr als zwei Jahrzehnten, dass sie Glauben, Gebäude und teilweise auch traditionelles Gebahren bewahren kann.

Am Pfarrhaus gibt es für die Geistlichkeit Brot und Salz, kurze Zeit später setzt sich von hier ein Zug von mehreren Dutzend Gästen in Bewegung hinauf zur turmlosen, schmucken Kirche auf einem Hang über dem Dorf. Die Gemeinde ist bereits da, zusammen mit den rund 60 Besuchern aus den Nachbargemeinden Regen, Deutsch-Zepling/Dedrad, Botsch, Niedereidisch/Ideciu de Jos und Obereidisch/Ideciu de Sus, Birk/Petelea und Ludwigsdorf/Logig folgen über 150 Menschen dem Gottesdienst.

Dieser wurde von einer ganzen Pfarrersschar gefeiert überwiegend in deutscher Sprache gefeiert. Die Einweihungszeremonie führte der Bischof durch zusammen mit dem ehemaligen Pfarrer von Sächsisch-Regen, László-Zorán Kézdi, und dem aktuellen Pfarrer Johann Zey. Der langjährige Regener Stadtpfarrer Wolfgang Rehner wirkte mit ebenso wie Pfarrer Christoph Rummel von der Partnergemeinde Göda in Sachsen. Pastor Peter Helms vom Martin-Luther-Bund Lauenburg hielt die Predigt. Für die musikalische Untermalung sorgten Organist Elemér Kiss aus Regen sowie der dortige Kirchenchor.

Die Renovierung des 1778 erbauten Gotteshauses sei „ein starkes Zeichen für unsere Kirche“ würdigte Bischof Guib. Seit Mai wurden der Dachstuhl saniert sowie die Fassade und der Innenraum neu gestrichen. „Nun ist die Kirche so gut wie abgeschlossen bis auf die Dachhaut. Da müssen wir noch Eternitplatten nachlegen“, meinte Pfarrer Zey. Auf Initiative der Partnergemeinde Göda hat man auch mit der Reparatur der Orgel begonnen. Das Instrument ist wieder spielbar, jedoch sind laut Zey erst ein Drittel der Pfeifen spielbar, der Rest soll in den nächsten Monaten wieder hergestellt werden. Das bereits unter Pfarrer Kézdi geplante Projekt hat insgesamt rund 20.000 Euro gekostet. Einen Großteil des Geldes stellte der Martin-Luther-Bund Lauenburg zur Verfügung. Bei einer Sammelaktion der Heimatortsgemeinschaft Weilau in Deutschland kamen 1500 Euro für die Kirchenrestaurierung zusammen.

Im Anschluss an den Gottesdienst lud die aktuell 172 Mitglieder zählende Gemeinde in die alte Kantine des früheren Staatsgutes. Fünf Musiker – die letzten des Dorfes – spielten zum gemeinsamen Essen auf und sorgten für eine stimmungsvolle, Weilau-typische Atmosphäre. Am Nachmittag stellte der Schäßburger Stadtpfarrer Bruno Fröhlich sein Andachtsbuch „Lichtblicke im Dunkel“ vor. Das ebenfalls geplante Orgelkonzert musste leider ausfallen. Vielleicht wird es zum nächsten Festtag nachgeholt.