Wo man sein Herz verlieren kann: Kefalonia

Top-Strände, üppige Vegetation und bunte Häuser

Kein Blur-Effekt von Photoshop: Das Licht, das in die Melissani-Höhle fällt, wirkt übernatürlich.

Das ist das Muss auf dieser Insel: die Bucht von Myrtos in aller Pracht

Lixouris Zentrum: der Gummibaum

An Straßenrändern stehen hie und da kleine Keramikkirchen, in denen Kerzen brennen.

Die Farben von Kefalonia

Xi – der etwas andere Strand mit rotem Sand
Fotos: die Verfasserin

Weiße Sandstrände, weiße Kieselstrände, rote Sandstrände, hellblaues bis türkisfarbenes Meer wie auf Postkarten aus den entferntesten Inseln der Welt und einige der schönsten Sonnenuntergänge über dem Meer – das alles gibt es in greifbarer Nähe, hier in Europa, in Griechenland. Kefalonia heißt das Juwel des Ionischen Meeres, das Zakynthos, Lefkada und Korfu die Stirn bietet.

Auf den drei oben genannten Inseln wimmelt es seit Langem von Touristen aus Rumänien. Dagegen waren auf Kefalonia noch vor fünf Jahren Besucher aus Rumänien, Serbien, aber auch aus Italien rar. Nach Kefalonia kamen Kreuzfahrtschiffe mit sieben Etagen, mehreren Schwimmbecken, Kinos und Restaurants, die in Argostoli anhielten, Menschen mit den unterschiedlichsten Pässen ausspuckten, die dann auf den edlen Straßen der Inselhauptstadt Genuss in Cafés, Cręperies, Gelaterias sowie in den Designer-Läden suchten, Fotos schossen, eventuell noch einen Abstecher zum Leuchtturm machten, wo es windig ist, aber pittoresk.

Dabei ist Kefalonia die größte der Ionischen Inseln. Nördlich von Zakynthos und südlich von Lefkada gelegen, kann sie übers Meer, mit dem Flugzeug, aber auch mit dem Auto erreicht werden. Wer sich für Letzteres entscheidet – zumindest aus Temeswar gibt es keinen Charterflug – kann einen Urlaub auf dem, unter dem und über dem Wasser erwarten, denn der kürzeste Weg führt durch einen Unterwassertunnel, über eine Brücke sowie auf die Fähre. Ebenfalls schön: Man fährt durch Lefkada und aus dem Hafen von Nidri mit der Fähre nach Fiskardo.

Zum Wiederholen schön

Fiskardo – den Namen muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Und dann: Argostoli, Lixouri, Lassi, Skala. Kefalonia sieht nicht nur schön aus, es klingt auch schön. Kefalonia muss man sehen, hören, schmecken. Ein Auto ist auf jeden Fall angebracht, denn jeder Ort bietet etwas anderes: Einen riesengroßen Baum mit dickem Stamm und fleischigen dunkelgrünen Blättern in der Mitte des großen Platzes in Lixouri – ringsherum Restaurants, Tavernas, Cafés und The Corner – Trip-Advisor verspricht dort die besten Burger. Die Blätter muten bekannt an: Es ist ein Ficus, ein Gummibaum. Was in Rumänien als immergrüne Kübelpflanze fürs Appartement taugt, gedeiht hier in Meterhöhe und mit einer bereits 40-jährigen Geschichte. Abends trägt der Ficus „Früchte“: Kinder klettern gerne auf den dicken Ästen herum, überhaupt ist der Platz voller Menschen. In Griechenland werden Kinder und Senioren nicht abgeschoben, sondern gerne mitgenommen. So sitzen Erwachsene aller Altersgruppen an den Tischen, erzählen bis spät in die Nacht hinein, die Kinder laufen, klettern, radeln und toben sich aus. Am Abend wird der Platz lebendig, nachdem die Stadt sich von der Sonne erholt hat.

Dann Skala: Vor Skala liegen einige der längsten Strände der Insel, hier in der Nähe nisten die Meeresschildkröten der Spezies Caretta caretta. Schon Zakynthos rühmt sich mit den feinen Sandstränden, die von den Schildkrötenmüttern aufgesucht werden, um Eier zu legen. Das Schlüpfen der winzigen Naturwunder kann Ende August be-obachtet werden. Abends passiert es gewöhnlich und so ist es am besten – denn die ersten Minuten sind bereits die erste Probe für die Winzlinge: heiße Sonnenstrahlen, hungrige Greifvögel und Menschen könnten sie auf ihrem Weg, der geradewegs zum Wasser führen muss, aufhalten und das würde ihr Ende bedeuten. Neben dem Strand liegt ein riesiges Schachbrett, das zu den beliebten Fotomotiven von Touristen und Brautpaaren gehört, von Pinien überschattet und vom Meer gesäumt.

Stylische Hauptstadt, prägende Landschaften

Argostoli ist Inselhauptstadt, größte Stadt und Hafen zugleich. Eine Stadt der Jetsetter, aber immer mehr auch für gewöhnliche Touristen. Eine Hafenstadt mit allem Drumherum: Leuchtturm, Fähren, Schiffe, Brücken, Fischgerichte. Eine Stadt der Kontraste: Parallel zur edlen Shopping-Meile „schläft“ die Straße, wo wohl eher die lokalen Einwohner einkaufen gehen. Eine der wahrscheinlich malerischsten griechischen Städte im Westen, mit byzantinischer, osmanischer, venezianischer, französischer und britischer Geschichte - was sich teilweise in der Architektur, aber auch in den Speisen widerspiegelt. Und eine Stadt der Blumen, wie die ganze Insel überhaupt, hier kann man einen Nachmittag nur mit dem Fotografieren von Blumen verbringen. Oleanderbüsche wachsen bis in die dritte Etage der Wohnhäuser hoch und blühen in allen Rosa- und Lilanuancen. Von Argostoli aus kann man Lixouri zuwinken, die schmale Bucht, die sie trennt, ist eines der prägenden Landschaftsbilder Kefalonias. Ebenso wie das Bild des Ainos-Gipfels, des höchsten Berges der Insel und der Ionischen Inselgruppe überhaupt, der schwarz und meistens umwölkt die weißen Strände der Insel überragt.

An den Stränden angekommen, ist es schwer, sich zu entscheiden, wo man sein Herz verloren hat: Die meisten Stimmen gehen an Myrtos. Langer, weißer Sandstrand mit Meerwasser in der schönsten Blaupalette. Myrtos wird zu den besten Stränden der Welt gezählt, atemberaubend schön auch aus der Entfernung. An der Landstraße muss man Halt machen und sich die Myrtos-Bucht von oben anschauen. Man kann sich kaum losreißen.

Petani ist der vielleicht wildeste Strand, mit zerklüfteten Felsen, einer kleinen Insel auf der linken Seite der Bucht, wie gemacht für Fotos und auf der westlichen Seite der Insel günstig gelegen, um großartige Sonnenuntergänge zu knipsen.
Xi ist der ungewöhnlichste Strand: Was kann man sich eigentlich mehr wünschen als roten Sand, türkisfarbenes Meer und weiße Klippen? Die sich dann als Felsen aus Tonerde entpuppen, von der die Sonnenbadenden immer ein bisschen mit Wasser vermischen, um sich damit einzureiben, weil die Haut davon so geschmeidig wird. Sich noch mehr zu wünschen wäre Blasphemie.

Das Ungewöhnliche. Das ungewöhnlich Schöne

Kefalonia hat noch mehr Attraktionen zu bieten: Zum Beispiel die Melissani-Höhle mit dem unterirdischen See. Ein Stück der Höhlendecke ist während eines der großen Erdbeben, die die Insel hie und da einmal heimsuchen – zuletzt in den 1950er Jahren – eingebrochen. Das Loch lässt Licht in den Berg und auf das türkisfarbene Wasser – diesmal ist es ein dunkles Türkis – eines unterirdischen Sees fallen, wo sich Süßwasser und Meerwasser vermischen. Den See kann man in Booten befahren, dabei erzählt der Bootsführer Geschichten des Ortes und singt ab und zu ein Lied – bei uns war es - wie klischeehaft - „O sole mio“, denn im Boot saßen viele Italiener.

Dann die Agios-Georgios-Festung (die des Heiligen Georg), die wir geschlossen vorgefunden haben, das Programm ist recht kurz, bis 15 Uhr, dafür aber gibt es in ihrer Nähe ein Familienrestaurant, das von einem Paar, einem Griechen und einer Engländerin, betrieben wird, und wo auch noch die alte Großmutter mithilft. Dort ist jedes Eckchen, jeder Tisch und jeder Zierstrauch, jede Blume, ein kleines Überraschungsgeschenk. Die Gastgeberin preist den griechischen Kaffee ihres Gatten als den weltbesten an, der Gastgeber schwärmt für ihre Pancakes. So ergänzt sich alles.

In der Mitte der Insel, in einem Tal, liegt das Sankt-Gherassimos-Kloster des Schutzpatrons der „Insel der Verrückten“, der auch Geistesgestörte erlöst hat. Das Kloster ist ein riesiger Bau, in seiner Nähe steht das alte Gebäude, wo auch der Leib des Heiligen ruht, der nach Jahrhunderten einmal pro Jahr im August präsentiert wird und bei dem viele Gläubige Hilfe suchen. Verlässt man das Kloster, findet man Werbeflyer auf der Windschutzscheibe: Robola soll die beste und bekannteste Weinsorte der Insel sein und in der Nähe des Klosters sind viele Weinberge. Das Kronjuwel ist vielleicht das ehemalige Fischerdorf Assos, mit bunten, mediterranen Häusern, alle schön renoviert und restauriert (1953 beim Erdbeben ging fast alles kaputt hier auf der Insel) und einer Burg, alles auf einer klitzekleinen Halbinsel gelegen, wo es blüht und grünt: rosafarbener Oleander, blauer und weißer Jasmin, grüne Pinien.

Nimmt man Abschied von Kefalonia, kommt man wieder nach Fiskardo, das träumerische Fischerdorf im Norden, mit seinen Souvenirläden und Tavernen, Segelschiffen und Yachten, wie auch den Fähren, deren Bäuche die vielen nun staubigen Autos mit glücklichen Touristen darin aufnehmen.