„Worschtkoschtprob“ im Kurortstädtchen

Gewinner sind Beamte, Metzger und Priester

Konsul Ralf Krautkrämer (Fünfter von links) übergab den Gewinnern der Wkp die Preise. Foto: Zoltán Pázmány

Am 14. Februar treffen sich Redakteure, langjährige Freunde, Leser und natürlich die Wurstproduzenten im Parkhotel von Buziaș zur „Worschtkoschtprob“. Die „Worschtkoschtprob“ ist eine Erfindung der Banater Zeitung, ein Brauch, der seinen Ursprung in der 1970er Jahren hat, seit 1994 in Neuauflage stattfindet und ab 2011 eine Wanderveranstaltung geworden ist, sich jedes Jahr an einem anderen Ort wiederholt und sich mittlerweile zu einer berühmten Hausmarke gemausert hat. Dieses Jahr hat sich die Redaktion für die beschauliche Idylle des Kurortes Busiasch entschieden.

Das Parkhotel besteht aus vielen rot-weißen Schachteln, sorgfältig als Etagen aufeinandergestapelt und durch und durch den Charme seiner einstigen Blütezeit widerspiegelnd. In einem weiten Saal mit protzigen Kronleuchtern spielt sich das Geschehen ab.

Für einen Tag lässt man den Prunk einstiger Tage Revue passieren und über zweihundert Gäste strömen in das Anwesen, von Land und Stadt, jung und alt, von nah und fern. Man spricht eine bunte Mischung aus rumänisch und deutsch, die für den Ungeübten durchaus zur Herausforderung wird. Die Unterschiede zwischen treuen Abonnenten und Persönlichkeiten aus Politik und Kultur verschwimmen. Nur die Tanzgruppen, in ihrer schwäbischen Trachten, stechen aus der Masse hervor.

Nach hastigen Vorbereitungen sind die Tische überladen mit Speis´ und Trank, wichtige Institutionen wie die Caritas und lokale Gastronomen sind vertreten. Ein jung gebliebener Herr bietet den Besuchern übereifrig „țuică" an, den er in Plastikflaschen abgefüllt hat. Das eigentliche Programm noch gar nicht begonnen, aber viele Teilnehmer am Wettbewerb zur Kür der besten Hauswurst, Helfer und Journalisten sind schon anwesend. Am Ende des Raumes befindet sich der Mittelpunkt der Veranstaltung, eine Tafel mit den Proben. Neben dem Orchester liegt, einem barocken Festmahl gleich, die ganze Hälfte eines Schweines. Der Chef der Pater Paulus Farm in Bakowa erzählt stolz, wie das Tier erst gestern geschlachtet wurde. Vierundzwanzig Wurstkostproben aus dem ganzen Banat müssen dem Urteil der fünfköpfigen Jury standhalten, die vom Konsul Ralf Krautkrämer geleitet wird. Keine einfache Aufgabe, wo es bei diesem Wettbewerb gewissermaßen im doppelten Sinn um die Wurst geht.

Siegfried Thiel, Redaktionsleiter der BZ, richtet sein Wort als Erster an die Gäste, berichtet über die Bedeutung der „Worschtkoschtprob“, die mehr als ein „Essen und Trinken unter der Schirmherrschaft der Banater Zeitung“ beinhaltet, sondern „ Esskultur und Traditionspflege“ ist. Mit den Worten „Banat bedeutet Interkulturalität“ trifft der Abgeordnete Ovidiu Ganț den Charakter der „Worschtkoschtprob“ wohl auf den Punkt. Konsul Ralf Krautkrämer reimt zu Ehren der Wurst und verleiht seiner Begeisterung über „die fünfte Jahreszeit“ in Versform ganz besonderen Ausdruck.

Nach den einleitenden Worten nimmt der Festschmaus unwiderruflich seinen Lauf und endet erst, als viele der Teller leer sind. Neben sechzig Kilo Wurst, findet auch der bekennende Vegetarier in mir die existenzsichernde Nahrungszufuhr in Form von feinem Wein, Kaffee, Salaten und Kuchen. Jenseits des Podiums halten die Medien den Lokalpolitikern fordernd das Mikrofon vor die Nase, gelebter Journalismus eben. 

Die Kapelle spielt auf und eine Gruppe junger Tänzer, traditionell gekleidet, tritt auf, um unter lauten Jauchzern durch den Raum zu gleiten. Später gesellen sich auch Gäste unter die Menge, die ihr Tanzbein jedoch deutlich gemächlicher schwingen. „Was die Rumänen von den acht Röcken halten?“, frage ich. Man lächelt mir grinsend zu, zwinkert verschmitzt, eine Antwort bleibt man mir jedoch schuldig.

Schließlich kommt es zum entscheidenden Moment und die Rangfolge der Gewinner wird verkündet. Der Konsul, als Vorsitzender der Jury, verleiht den Produzenten die Preise, letztere treten mit bescheidenem Lächeln auf die Bühne. Kamerablitze leuchten auf.

Den dritten Platz holt Pfarrer Szabo Peter aus Neuschimand, während der Metzger Erdös Petru den zweiten Platz belegt. Ein fünfköpfiges Team von Wurstherstellern – alles Angestellte der Stadtverwaltung Busiasch – gewinnt in diesem Jahr den Preis für die beste Wurst in Banat. Darüber hinaus kürt die Jury einen der Gewinner des Vorjahres, Andrei Herczeg, mit dem Spezialpreis. Die „Worschtkoschtprob“ ist ein Fest für alle: für die lokalen Metzger, die unter fairen Bedingungen produzieren, für den familiären Kreis der Zeitungsfreunde, für Politik und Kultur, für Schwaben und Nicht-Schwaben – letztendlich sogar für eine Vegetarierin wie mich.

In aller Ruhe klingt das Fest aus, einzelne Gäste packen sich noch kleine „Care-Pakete“ für den langen Heimweg ein. Die Banater Schwaben haben sich über viele Jahre ihre Wurst bewahrt, ein Kulturgut in schweren Zeiten.

 

Erster Preis: Wurstprobe Nr. 13 Schweinefleisch und Wildschweinfleisch (mit 24 Punkten): ein fünfköpfiges Team von der Stadtverwaltung Busiasch

Zweiter Preis: Wurstprobe Nr. 18 Kalbfleisch und Schweinefleisch (mit 23 Punkten) Erdös Petru

Dritter Preis: Wurstprobe Nr. 24 Wildschweinfleisch und Mangalitza-Fleisch (mit 20 Punkten) Szabo Peter aus Zimand Cuz, Kreis Arad

Spezialpreis der Jury: Wurstprobe Nr. 9: pikante Wurst (mit 19 Punkten) Andrei Herczeg aus Temeswar