WORT ZUM SONNTAG: Es geht um das Gebet

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er es euch geben. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei.“
Johannes 16,23b – 24
 

Es gehört wohl zum Besten, was man einem Menschen wünschen kann, wenn man ihm „viel Freude“ wünscht. Allerdings hat jede Freude in diesem Leben ihre Grenze. Manche Freude kommt uns schon am nächsten Tag als nichtig vor. Rechte Freude hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass sie lange anhält und dass man sich in Dankbarkeit an sie zurückerinnert. Aber auch die schönste Freude ist vergänglich. Sie wird spätestens durch den Tod begrenzt.

Doch nun lesen wir beim Evangelisten Johannes die Worte: „Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei“ oder, sinngemäß,: „Bittet, so werdet ihr empfangen, dass eure Freude alles Maß übersteigt.“ Uns wird also eine Freude angeboten, die sogar über die Grenze des Todes hinausgeht und alle Ewigkeit umfasst. Doch wie kommt man zu einer solchen Freude? Unser Herr Jesus Christus hat gesagt: „Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei.“ Es geht also hier um das Gebet.

Viele Menschen beten wohl regelmäßig zu Gott. Oft sind es fest formulierte Gebete, die man manchmal schon aus den Kindertagen kennt. Manchmal drängt uns ein besonderes Erlebnis, eine besondere Freude, oder auch Not zu einem spontanen, freien Gebet. Doch haben wir nun durch solche Gebete die Freude erfahren, die alles Maß übersteigt? Solche Freude müsste sich in unserem Leben als Quelle unserer Kraft und Zuversicht auswirken. Aber sind wir nicht immer wieder sehr verzagte und kleinmütige Menschen? Woran liegt das? Vielleicht daran, dass wir nicht richtig gebetet haben? Waren unsere Gebete nur fromme Sitte und Tradition? Und ging es bei unserem Beten nicht oft um uns selbst und unsere eigene Sache? So oder ähnlich dürften damals vor Jesu Auferstehung auch seine Jünger gebetet haben. Doch nun sagt Jesus vor seiner Verheißung zu seinen Jüngern: „Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. An jenem Tag aber werdet ihr bitten in meinem Namen und euer himmlischer Vater wird es euch geben.“ Das Gebet, durch das wir vollkommene Freude empfangen, ist also Gebet in Jesu Namen. Doch was bedeutet das? Zwar enden viele fest formulierte Gebete im Gottesdienst mit den Worten: „Dies bitten wir durch unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Aber so ein Satz macht nur Sinn, wenn das Gebet davor dem Namen und der Sache Jesu Christi entspricht. Beim Gebet im Namen Jesu geht es um seinen Namen und damit auch um seine Ehre und um seine Sache. Und wo es um seinen Namen, seine Ehre und seine Sache geht, da ist unsere menschliche Sache und unser menschlicher Vorteil mit eingeschlossen.

Wenn ein Mensch einen anderen sehr lieb hat, so wird er dessen Namen allezeit im Gedächtnis haben. Und er wird sich bemühen, gerade auch dann, wenn jener Mensch nicht anwesend ist, so zu handeln und zu reden, dass er dem Namen des lieben Menschen Ehre macht. Er wird sich bemühen, mit allem, was er tut, dem lieben Menschen eine Freude zu bereiten. So soll und kann es auch mit dem Namen Jesu sein. Wenn wir seinen Namen allezeit vor Augen haben, werden wir im Einsatz für seine Sache eine Freude gewinnen, die alles Maß übersteigt. Und was Jesus in den einzelnen Lebenslagen von uns fordert, erfahren wir aus seinem Wort an uns. Es mag uns zwar mit dem Neuen Testament oft so gehen wie den Jüngern vor der Auferstehung Jesu.

Für sie waren die Worte Jesu oft nur unverständliche Sprüche und Bilder. Erst nach seiner Auferstehung verstanden sie, was er ihnen sagen wollte. Und so wird das Neue Testament auch für uns erst verständlich, wenn wir auf das Zeugnis vom Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu achten.Denn in Jesus hat sich Gott unwiderruflich auf die Seite der Menschen gestellt. Wer etwas von der Liebe Gottes begriffen hat, die im Heilswerk Christi kundwird, der wird keine Gelegenheit verstreichen lassen, sich immer neu durch sein Wort stärken und ausrichten zu lassen. Und so ist es dann möglich, richtig in seinem Namen zu handeln und zu beten. Wer Gott im Namen Jesu anruft, der darf seine Sache bei ihm in den besten Händen wissen. Zugleich weiß er aber auch, dass Gott nicht nur ihn, sondern alle Menschen gleicherweise annimmt. Es geht beim Gebet im Namen Jesu immer auch um die Sache aller Menschen, also um Fürbitte. Wir werden in diesem Gebet beteiligt am heilsamen Weltregiment Gottes. Wir sind gewürdigt, seinen Sieg über alle Friedlosigkeit, Feindschaft und Lieblosigkeit durch unsere Fürbitte und unseren Einsatz für unsere Mitmenschen zeichenhaft erkennbar zu machen. Und darin besteht unsere Ehre und Freude, dass Gott sich nicht nur unserer annimmt, sondern uns für wert erachtet, Mitarbeiter an seinem Reich zu werden. Amen.