WORT ZUM SONNTAG: Rezept für den Urlaub

Der Apostel Paulus treibt uns mit seinen Worten oft in die Enge. Manchmal sind seine Worte so erdrückend und sie gehen so tief, dass wir meinen, darunter zu zerbrechen. Er spricht dann vom Kreuz, vom Tod, vom Begraben werden in den Tod oder vom alten Menschen in der Sünde. Das sind keine Worte für einen Urlauber, der sich gerade vorbereitet, einen erholsamen Sommer zu genießen. Mit solchen Worten könnte ich mich nicht auf den Weg in die Erholung machen.

Also sollten wir den Apostel mit seinem Wort lieber zu Hause lassen und die kommende Freizeit nach unserem Geschmack gestalten. Zuversichtliche Worte und seelenstärkende Worte zu diesem Vorhaben finden wir zur Genüge in der Bibel. Es gibt dafür sogar christliche Anleitungen, bevor man sich ans Steuer setzt, um in den Urlaub zu fahren. Gebetsanleitungen und Bibelzitate in bunten Broschüren. Zum Beispiel ein Vers aus Psalm 91:„Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“ oder aus Psalm 46 „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben“. Je nach Glaubensüberzeugung haben wir die Freiheit, hier Akzente zu setzen. Doch sollten wir Eines nicht vergessen: das letzte Wort hat dennoch Gott! Und wie immer die bevorstehende Freizeit ausfällt, sie wird dennoch von Gott bestimmt. Deshalb sollen wir nicht nur die Worte, die uns zur gegebenen Situation passen, aus der Heiligen Schrift entnehmen, sie aus einem Kontext reißen, sondern alles als Ganzes betrachten. So sagt auch Jesus: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“ (Matthäus 24,35).

Meine Mutter schickte uns im Sommer oft in den Gemüsegarten, um frische Petersilie zu holen. Doch Kinder sind Kinder. So rupften wir im Petersilienbeet die Kräuter der Reihe nach ab und zogen die Petersilie sogar mit Wurzel heraus. Das merkte mein Großvater und zog uns deshalb an den Ohren. Er sagte dabei: „Das Ganze ist wichtig, nicht nur die Blätter für euren momentanen Genuss. Denn die Petersilie, als ganze Pflanze muss doch überwintern, um im nächsten Jahr die Samen für ein weiteres Leben zu stellen. Mit Einsicht wird das Leben erst schmackhaft, doch alles unter Gottes Obhut.“ Jetzt weiß ich, was er damit meinte. Und ich denke heute nicht anders, denn ich stehe bewusst in der Verantwortung.

Dabei nehme ich nicht nur die Worte in Gebrauch, die mir gerade zur Situation passen, sondern das Ganze aus Gottes Angebot. Auch das Kreuz, auch das Leiden, auch die Trübsal, auch der Tod und auch das Begrabensein in der Sünde. Und wenn der Apostel Paulus nun sagt, dass alle „die in Christus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft“ (Römer 6,3), so gehört diese Erkenntnis zu unserem ganzen Leben, nicht nur zu unserer momentanen Gemütsstimmung. Auch wenn mich frische Petersilie für den Moment, in der Suppe fröhlicher stimmt, so dürfen wir die ganze Pflanze nicht vergessen. Das Ganze aus Gottes Angebot will der Apostel Paulus ansprechen, wenn er von der Taufe in den Tod Christi erzählt.

Er reißt diese theologischen Erkenntnisse nicht mit Wurzel aus einem Kontext heraus, sondern er bietet sie uns an. Denn Sünde und Tod sind Wahrheiten in unserem Leben. Aber genau so sind auch Kreuz und Auferstehung gleiche Wahrheiten für das Leben, weil sie durch Jesus Christus, dem Sohn Gottes, geschehen sind. Was wären wir denn ohne Christus ? Lauter sinnlose Wesen! Aber mit Christus „sollen wir in einem neuen Leben wandeln“ (Römer 6,8). Dieses neue Leben ist das Ganze, welches uns Gott in Jesus Christus anbietet.

Damit soll die Wahrheit des Wortes Gottes nicht einzeln als Geschmacksbegleiter für das Leben gesehen werden, sondern wir sollen das Wort Gottes als Ganzes hinnehmen, es nicht aus dem Kontext reißen, um es für den Urlaub anzupassen. Unser „Herr, und Gott”, lässt sich nicht in unsere erdachten Lebensrezepte einbinden, wiewohl wir es gerne hätten. Denn er ist das Rezept fürs Leben, weil wir in „ihm leben und weben und sind” (Apostelgeschichte 17,28). Er ist auch das Rezept für unsern Urlaub, und nicht die aus irgendeinem Kontext herausgerissenen Worte. Also „mit Christus in den Urlaub” - heißt die Devise für diesen Sommer.
Wird aber die Sonntagssuppe sauer, so trägt nicht er, „der Herr”, die Schuld, sondern wir, weil wir sein Wort zur Teilwahrheit herabstuften. Er ist sogar bereit, uns bei einer wünschenswerten Neuorientierung beizustehen. Seine Hilfsbereitschaft darf darum entsprechend mit Dankbarkeit gewürdigt werden. Lasst uns dies tun, heute und jetzt und morgen und übermorgen und ewig!