Zu Besuch in Heltau

Joachim Gauck und Klaus Johannis besichtigen die Kirchenburg

Beim Rundgang in der Kirchenburg Heltau zeigten die beiden Staatsoberhäupter und ihre Begleitung großes Interesse.

Joachim Gauck besichtigte die geheime Schatzkammer in der Südapsis der Heltauer Kirche.
Fotos: Eveline Cioflec

Hermannstadt – Pünktlich nach Plan traf der rumänische Präsident Klaus Johannis in Begleitung seiner Ehefrau am westlichen Eingang der Heltauer Kirchenburg ein. Der Präsident begrüßte die zurufenden Menschen auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit Händedruck und blieb vor dem Eingang zur Burg stehen. „Es kommt noch ein Präsident“, erklärte er den etwas verwunderten Leuten. Joachim Gauck und Klaus Johannis besichtigten die Heltauer Kirchenburg, am 21. Juni, im Anschluss an den gemeinsamen Besuch in Hermannstadt/Sibiu.

Der Besuch des Bundespräsidenten Joachim Gauck in Begleitung seiner Lebensgefährtin steht im Zeichen der gemeinsam ausgeübten Schirmherrschaft der Staatsoberhäupter Deutschlands und Rumäniens über die 2015 gegründete Stiftung Kirchenburgen mit Sitz in Hermannstadt. In Heltau/Cisnădie trafen viele Gäste ein: Vertreter der Stiftung Kirchenburgen, des Deutschen Demokratischen Forums, der Evangelischen Kirche A.B. sowie der Heimatortsgemeinschaft und des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, aber auch weitere Ehrengäste, darunter auch der deutsche Botschafter Werner Hans Lauk, der rumänische Botschafter in Deutschland Emil Hurezeanu, und die deutsche Konsulin Judith Urban. Gast des Bundespräsidenten war auch Peter Maffay, der sich unter anderem tatkräftig für die Kirchenburg Radeln einsetzt. Die Stadt Heltau wurde von Bürgermeister Gheorghe Huja vertreten.

Nach dem Rundgang durch den Kirchhof, wo Pfarrer László-Zorán Kézdi Auskunft über die Geschichte und Architektur der Kirche und der Befestigung der Burg gab, betraten die Gäste die Kirche, wo sie vom Kirchenvorstand und der Gemeindevertretung erwartet wurden. Beide Präsidenten begrüßten diese herzlich und mit Händedruck – Klaus Johannis kannte einige unter ihnen noch aus seiner früheren Hermannstädter Amtszeit. Zügig wurden dann die Plätze der ersten Bankreihen eingenommen. Eine Ansprache hielt Bischof Reinhart Guib, der von der Lage der Kirchenburgen in Siebenbürgen sprach und sich für den Einsatz der beiden Präsidenten für die Kirchenburgen bedankte.

Daraufhin hielt Bundespräsident Gauck spontan eine kurze, aber rührend herzliche Rede, in der er seinen Einsatz erklärte. Es ginge ihm nicht um Gebäude, sondern insbesondere um die Menschen, die in schweren Zeiten hier durchgehalten haben. Dafür setze er sich ein, das sei es, was ihn zu seiner Unterstützung bewegt, dass Menschen, sei es auch im Kleinen, ihren Beitrag geleistet haben. „Auch kleine Kräfte sind Kräfte“, beteuerte der Bundespräsident. „Wir wollen niemals vergessen, dass wir Menschen die Hoffnung haben“, und fuhr fort „Hoffnung, das ist eine Aufgabe“. Dann fügte er noch hinzu: „Ich bin wie ihr.“

Pfarrer Kézdi lud anschließend ein, die Kirche zu besichtigen, so auch den Braller Altar und den Heltauer Kirchenschatz. Der Kirchenschatz Heltau wurde zum Teil mit freundlicher Genehmigung des Brukenthalmuseums zum Anlass des Besuchs der Kirche Heltau zur Verfügung gestellt und in der Kirche für diesen Nachmittag ausgestellt – und Gauck versicherte sich nochmals, sich nicht verhört zu haben – tatsächlich nur für diesen Nachmittag. Die goldenen Schätze beeindruckten nicht wenig: vergoldete gotische Kelche aus dem 14.und 15. Jahrhundert und anderes. Umso mehr faszinierte dann das geheime Versteck gleich daneben, ein gut getarntes Kämmerchen in der Südapsis, wo diese Schätze aufbewahrt wurden und von dem ehedem nur die Kirchenväter wussten.

Zum guten Abschied von den Heltauern wurde gemeinsam gesungen: Auf Gaucks Vorschlag stimmten alle ein in den Choral „Nun danket alle Gott“. Im Kirchhof erhielten die ehrwürdigen Gäste dann noch einige Geschenke. Besonders beeindruckt und überrascht war Klaus Johannis von der ihm vom Vorsitzenden der HOG Heltau e.V. Heinz-W. Hermann ausgehändigten Stammbaumtafel seiner Familie. Die Vorfahren des rumänischen Präsidenten sind darauf in Heltau bis ins Jahr 1371 nachgewiesen. Beim Ausgang aus der Kirchenburg gab es erneut Zurufe für den rumänischen Präsidenten. „Ich komme wieder, wenn wir uns so gut verstehen“, erwiderte Klaus Johannis auf Rumänisch der versammelten Menschenmenge.