Zukunftspläne für die Moldau

Marquard Scholz verstärkt das Team des Deutschen Wirtschaftsclubs Moldova in Galaţi

Der Deutsche Wirtschaftsclub Moldova (DWCM) ist der flächenmäßig größte deutschsprachige Wirtschaftsclub Rumäniens. Dies liegt daran, dass der Nordosten des Landes schwächer wirtschaftlich entwickelt ist und es bisher sehr wenige deutschsprachige Investoren vor Ort gibt. Der Geschäftsführer des Unternehmens „Biogest SRL“ aus Galaţi, Marquard Scholz, will sich nun im Süden der Region Moldau für die Belange des DWCM einsetzen. Er möchte den Club beim Aufbau von Kontakten mit der Wirtschaft und den Behörden im Großraum Galaţi unterstützen und weitere Mitglieder für den DWCM finden. Ulrich Brunhuber sprach mit dem Unternehmer Scholz über seine Sicht der Lage sowie die Zukunftsperspektiven.

Erzählen Sie etwas über den Werdegang Ihres Unternehmens in Rumänien.

Seit 2005 lebe und arbeite ich in Rumänien als selbstständiger Unternehmer. Gemeinsam mit meiner Frau und Geschäftspartnerin ist unser Unternehmen in den Bereichen der beruflichen Weiterbildung, Projektentwicklung und Umwelttechnik tätig. Seit 2009 sind wir Partner und Repräsentant eines bundesdeutschen Unternehmens, einer mittelständischen Ingenieurgesellschaft aus dem Bereich der biologischen Abwasserreinigung. Im Januar 2012 wurde mir die Gründung und Leitung der rumänischen Niederlassung dieser Firma anvertraut. Unsere Geschäftsräume befinden sich in Galaţi, im so bezeichneten „Park für Informationstechnologie“, einem der Vorzeigegeschäftszentren dieser Stadt.

Welche Eindrücke haben Sie bei Ihrer Arbeit hier in Rumänien gewonnen?

Wie wohl viele meiner deutschen Kollegen erlebte und erlebe auch ich die Jahre in diesem Land der unbegrenzten Möglichkeiten als eine Zeit gewaltiger Herausforderungen, harter aber interessanter Arbeit, vieler verlorener und wiederentdeckter Hoffnung und, dies nicht zuletzt, des endlosen Dazulernens. Sicher könnte jeder von uns ganze Bücher mit verblüffenden und für unsere Landsleute in Deutschland geradezu schockierenden Geschichten füllen, was das Leben in Rumänien betrifft. Wir alle haben erfahren, dass wir nur wenig tun können, um das Land in angemessener Zeit mit der Lebensqualität und dem kultivierten menschlichen Miteinander zu erfüllen, welches wir aus dem modernen Westeuropa kennen und lieben. Aber genau das Wenige, was uns bleibt, sollten wir auch wirklich tun, gemeinsam mit allen, die verstanden haben, dass es immer einen Anfang geben muss.

Nicht zuletzt in der Region Moldau liegt dieser Anfang noch immer vor uns. Während in den westlichen und zentralen Metropolen in Rumänien die Tätigkeit zahlreicher westeuropäischer Unternehmen bereits vor Jahren einen unübersehbaren kulturellen und wirtschaftlichen Wandel eingeleitet hat, profitiert der Osten des Landes noch immer von vergleichsweise wenig westeuropäischem Unternehmerinteresse. Die Gründe dafür sind vielfältig und beschränken sich keineswegs ausschließlich auf die ungünstigere geografische Lage und Entfernung zum Landeszentrum. Die Folgen sind schon jetzt schwerwiegend und unüberschaubar, nicht zuletzt hinsichtlich der zunehmenden sozialen Verarmung großer Bevölkerungsgruppen und der fortwährenden Auswanderungswelle, wodurch der Region insbeson-dere junge Menschen sowie die qualifizierten Fachkräfte unaufhörlich verlorengehen.

Welche Ziele möchten Sie gemeinsam mit dem Deutschen Wirtschaftsclub Moldova angehen?

Als Mitglied des Deutschen Wirtschaftsclubs Moldova sehe ich es als eine verpflichtende Aufgabe, gemeinsam mit Freunden und Partnern durch zielgerichtete Projekte und Aktivitäten an der systematischen Verbesserung des Geschäftsumfeldes in der Region Südmoldau zu arbeiten, dies sowohl im Interesse der einheimischen Klein- und Mittelunternehmen als auch zur Erhöhung der Standortqualität und der Investitionssicherheit für neuansiedelnde Unternehmen.

Wesentliche Projektinhalte bilden die Analyse von regionalen Standortvorteilen, Investorenzielgruppen und Synergieeffekten zwischen Investoren und bereits ansässigem Gewerbe, die Identifikation von Gewerbeflächen, die Verbesserung des Qualifikationsniveaus ansässiger Fachkräfte, die aktive Beratung und Unterstützung investierender Unternehmen bei der Überwindung bürokratischer Hindernisse sowie die Realisierung eines professionellen Marketings für die betreffenden Regionen auf europäischem Niveau. Als essenzielle Voraussetzung für die qualifizierte Planung und Ausführung solcher Projekte müssen fachliche Kapazitäten und finanzielle Ressourcen zur Verfügung stehen. Daraus leiten sich weitere Aufgaben ab. Zu ihnen zählen die Gewinnung neuer fachlich qualifizierter und engagierter Mitglieder, die Organisation von Arbeitsgruppen, die Bildung von Kooperationspartnerschaften sowie die Erschließung europäischer und internationaler Förderprogramme, als einer wesentlichen Finanzierungsgrundlage.
Ich danke dem Vorstand und allen Mitgliedern des Deutschen Wirtschaftsclub Moldova im Voraus für ihre tatkräftige Unterstützung bei der Umsetzung der vor uns liegenden Aufgaben und freue mich gemeinsam mit ihnen auf viele erfolgreiche Projekte.

Wir danken Ihnen für das Gespräch.