Zum zweiten Mal Deutsche Kulturtage in Temeswar

Ausstellung mit alten deutschen Büchern

Bei der Eröffnung der Deutschen Kulturtage (v. l. n. r.): der Historiker Thomas Remus Mochnacs, der deutsche Konsul Rolf Maruhn, der Bibliotheksleiter Vasile Docea, die Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Temeswar, Mona Petzek, und Eleonora Ringler-Pascu von der Schauspielabteilung an der Hochschule für Musik und Theater. Unter den Gästen war auch der Abgeordnete Ovidiu Ganţ.
Foto: Cristian Sebastian Peica

Als „die erste Ausstellung mit alten deutschen Büchern in dieser Präsentation“ bezeichnet Vasile Docea, der Leiter der Zentralen Universitätsbibliothek „Eugen Todoran“ in Temeswar, die unlängst eröffnete Ausstellung mit alten deutschen Büchern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert aus dem Bibliotheksbestand. Mit diesem Ereignis wurde die zweite Ausgabe der Deutschen Kulturtage, die derzeit bis zum 7. Juni in der Unibibliothek in der Stadt an der Bega stattfinden, eröffnet. Wenn die erste Auflage im vergangenen Jahr den gesamten deutschsprachigen Raum – Deutschland, Österreich und die Schweiz – mit eingeschlossen hat, so ist die diesjährige nur Deutschland gewidmet, betont der Bibliotheksleiter.

„Wenn man sich die Bücher ansieht, bemerkt man auch, für was sich die Leute früher interessiert haben, offenbar auch für die Geheimnisse der Frauen, denn das älteste Buch, das hier gezeigt wird, ist die deutsche Übersetzung des einschlägig bekannten Boccaccio“, so der deutsche Konsul in Temeswar, Rolf Maruhn. „Aber auch sonst sind interessante Werke über Gesundheit und die Medizin ein Schatz“, fügt der deutsche Konsul hinzu und begrüßt somit die Initiative zur Veranstaltung dieser Ausstellung.
Von den insgesamt 87 Exponaten stammen die meisten aus dem 18. Jahrhundert, aus der Zeit der Aufklärung, wobei das älteste Buch, die überhaupt erste Boccaccio-Übersetzung ins Deutsche (1543), eine Postinkunabel, eine Seltenheit ist, präzisiert Thomas Remus Mochnacs, der Leiter der Abteilung für Kommunikation und Konservierung der Sammlung sowie Kurator der Ausstellung, die während der Deutschen Kulturtage geöffnet ist.

Die Bücher wurden auf dem jetzigen Gebiet Deutschlands, nicht auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, das bis 1806 bestand und u. a. Österreich und Tschechien umfasst hat, gedruckt. Die vielfältige Palette der Exponate umfasst philosophische, literarische, medizinische, technische und religiöse Bücher. Zu den chronologisch ausgestellten Büchern gehören zugleich Werke, gar Erstausgaben bekannter Autoren, wie Friedrich Schiller, Johann Gottfried Herder oder die Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel. Die Letzteren sind auch Herausgeber der Zeitschrift „Athenaeum“, wovon die Temeswarer Universitätsbibliothek ein paar Bände besitzt.

Auf das abwechslungsreiche Programm, von den wertvollen Bücherschätzen über musikalische Darbietungen, moderne Theaterinterpretationen bis hin zur Stadt Weimar – „ein Programm, das für jeden Geschmack etwas bietet“ – verwies außer dem Bibliotheksleiter auch der deutsche Konsul Rolf Maruhn. So folgte der Ausstellungseröffnung eine Musikveranstaltung mit Liedern von Robert Schumann, geboten von Camelia Fornwald-Docea (Mezzosopran) und Marius Manyov (Bass) von der Staatsphilharmonie „Banatul“ in Temeswar, sowie Adriana Dogariu (Klavier) von der Musikhochschule ebenda. Ein weiteres Musikprogramm wird am 6. Juni, um 12 Uhr, mit den Studenten und Lehrkräften der Hochschule für Musik und Theater der West-Universität Temeswar in der Aula der Unibibliothek stattfinden.

Die Deutschsprachige Schauspielabteilung der Hochschule für Musik und Theater beteiligte sich an den diesjährigen Deutschen Kulturtagen mit der Vorstellung „Botho Strauß meets August Strindberg“, die vor Kurzem beim Schauspielstudententreffen „Nonstop Festival 2016“ in Chemnitz/Deutschland gezeigt wurde. Die drei Schauspielstudenten Daciana Voinescu, Ioana Niţulescu und Armand Crişan traten unter der Regie von Simona Vintilă und der Choreografie von Mădălina Ghiţescu auf. Die Aufführung gehört zum Projekt „Theater in der Bibliothek“, das von Eleonora Ringler-Pascu und Daniela Silidean koordiniert wird. Partner in diesem Projekt ist außer der Hochschule für Musik und Theater auch das Deutsche Kulturzentrum Temeswar.

Die Deutschen Kulturtage klingen am 7. Juni, um 17 Uhr, mit der Lesung des Weimarer Schriftstellers Stefan Petermann aus. Die Lesung ist zugleich Teil der Projektreihe „Das Deutschlandprojekt: Stadt Weimar“, das vom Deutschen Kulturzentrum mit Unterstützung der Stadt Temeswar organisiert wird. Anlässlich der Lesung ist auch ein Übersetzungswettbewerb für Studenten der deutschsprachigen Studiengänge und Schüler des Nikolaus-Lenau-Lyzeums vorgesehen. Die Gewinner können bei der Lesung Stefan Petermanns ihre Übersetzungen vorstellen. Veranstalter der Deutschen Kulturtage sind die Universitätsbibliothek „Eugen Todoran“, das Deutsche Konsulat, die Hochschule für Musik und Theater und das Deutsche Kulturzentrum Temeswar. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.