Zwei Betten voller Verwechslungen

Zur Premiere von „Ein Bett voller Urzeln“ an der deutschen Abteilung des Radu-Stanca-Theaters

Emöke Boldizsár, Valentin Späth (stehend), Daniel Bucher und Anca Cipariu in „Ein Bett voller Urzeln“. Foto: Cynthia Pinter

Der Abend war anstrengend. Für die Darsteller, die mit Verve auf die Bühne purzelten und wieder runter und dabei aus einer Sprache in die andere wechselten, und für die Zuschauer, die dem Verwirrspiel folgten und aus einem Lachanfall in den nächsten verfielen. „Ein Bett voller Gäste“ lautet der Originaltitel der Boulevardkomödie von Dave Freeman, als „Ein Bett voller Urzeln“ erlebte diese an der Hermannstädter deutschen Bühne des Radu-Stanca Theaters am vergangenen Wochenende (20. und 21. März) Premiere.

Im Original findet die Handlung im Elsass, und also an der französisch-deutschen Grenze statt, verlegt wurde sie nach „Mândria Transilvaniei“. Der in der Ursprungsfassung erwähnte Brauch wird als Urzellauf konkretisiert – und selbst das stilisierte Urzelkostüm passt bestens in den Rahmen. Für die „siebenbürgische Bühnenversion“ zeichnete [erban Puiu, dem in Hermannstadt schon mehrere hervorragende Komödieninszenierungen gelungen sind. Mit der deutschen Abteilung hatte er von demselben britischen Autor zuletzt „Ein Schlüssel für zwei“ auf die Bretter gebracht.

Die „rumänisch-deutsch, deutsch-ungarisch, luxemburgisch-schweizer“ (so der Programmzettel) Truppe hatte offensichtlich viel Spaß daran, beim „Vertranssylvanieren“ des Stückes sowohl der Zusammensetzung der Truppe als auch den Zuschauern Rechnung zu tragen. „... wir glauben, wir können auch zusammen über uns lachen, über unsere Unterschiede und unsere Gemeinsamkeiten, und über die Um- und Zustände, natürlich,“ – so die Absichtserklärung  des  Programmzettels.  Die Lachsalven und der Applaus zum Schluss bewiesen, dass dies auch gelungen ist. Mit viel Humor werden allbekannte Vorkommnisse und Klischees auf die Bühne gebracht, von den kaputten Schaltern und der ebensolchen Heizung in der „Pensiunea Heinz“ mit vier Margareten, in der Hausmeister Karak (köstlich von Ali Deac gespielt) ein alleskönnender Handwerker, für jeden Dienst sein Becherchen hinstellt für die „Dankerweisung“, über die Lebensmittelvergiftung nach dem Verzehr der „Blutwurst a la Dracula“ und dem Lösen sämtlicher Probleme bei und mit einem Schnäpschen, hin zu den Vorurteilen gegenüber Rumänen und Rumänien – wo die Straßen schlecht sind und nichts funktioniert, zu jenen gegenüber Deutschen, die geizig sind.

Der Plot des Stückes ist einfach: In der wegen des Urzellaufes überbelegten Pension wird zwei aus dem Ausland kommenden Ehepaaren das gleiche Zimmer zugewiesen: die zickige Brenda (Johanna Adam) hat eine englische Mutter und einen rumänischen Vater, ihr Mann Dieter (Daniel Bucher) stammt aus Düsseldorf – und bedauert stetig, statt hin, nach Siebenbürgen gefahren zu sein; Helga (Emöke Boldizsár) stammt aus Budapest und will ihren Mann Claude (Valentin Späth, ein Neuzugang im Ensemble), einen deutschen Diplomaten, zu seinem Geburtstag überraschen, der diesen allerdings mit der russischen (moldawischen?) Gespielin Simone (Anca Cipariu) zu verbringen gedacht hatte. Pensionsinhaber Heinz (Daniel Plier) versucht verzweifelt, das Renommee des Hotels zu retten, Hausmeister Karak, das Verwirrspiel zu seinen Gunsten auszunutzen. In dem Familienzimmer mit zwei Doppelbetten landen meistens die falschen Partner zusammen im Bett – u.a. auch, weil zu den Verwechslungen der Personen auch sprachliche Verständnisprobleme hinzukommen. Zum Schluss taucht dann auch die vielfach erwähnte und gefürchtete Frau Hofmeister, „die bulgarische Vorsitzende des Bundes der Radfahrer“ (Renate Müller-Nica) mit einem Riesenfahrrad auf. Die Überraschungen reißen nie ab in diesem Stück.

Es war ein anstrengender Abend. Aber die Anstrengung hat sich gelohnt.