AluConcept - Standortwechsel von Mitarbeiterflaute bedingt

Neue Kunden und neues Personal auf Wunschliste

Das Konzept für den Standortwechsel ist durchdacht und auf Papier festgehalten. Für das BZ-Foto haben Claudia Peiov und Nikolaus Faur auch ein Lächeln parat.
Foto: Zoltán Pázmány

Funken sprühen an diesem Tag durch die Halle. Es wird jedoch nicht wie üblich produziert, sondern die Anlagen werden abmontiert. Im Grund ist ein neuer Aufbruch geplant, die Abbruch-Stimmung kann jedoch am Ortsrand der Gemeinde Billed keiner verheimlichen. Fast zehn Jahre war die Niederlassung der Schweizer AluConcept in der ehemaligen Schwabengemeinde mit ihren Schleif- und Polierarbeiten an Nichtmetallteilen angesiedelt, nun muss sie aus Mangel an Mitarbeitern umziehen. Am neuen Standort in Temeswar erhoffen sich Geschäftsführerin Claudia Peiov und Produktionsleiter Nikolaus Faur bodenständigeres Personal, aber auch zusätzliche Aufträge von Firmen in Temeswar, die die Qualität bei AluConcept und die Kundennähe schätzen.

Das Schleifen und Polieren wird nun in der Nähe des Dedeman-Baumarktes durchgeführt. „Ich pendelte früher Jahre lang nach Temeswar, also sehe ich da keine besonders schwierige Aufgabe auf mich zukommen“, sagt der deutschstämmige Produktionsleiter. Trotz dieses Neuanfangs lassen die leeren Hallen und die Gesichter der Mitarbeiter erkennen, dass hier etwas zu Ende geht – ein Stückchen Nostalgie bleibt in der Halle der ehemaligen Kantine der Station für Maschinen und Traktoren zurück. Der Regen am Umzugstag tut sein übriges zur Stimmungslage.

„In diesem Jahr war es extrem“, sagt Geschäftsführerin Claudia Peiov, wenn sie an die Fluktuation der Mitarbeiter denkt. „Einer ist gerade mal zwei Stunden lang geblieben, dann hat er seine Sachen gepackt und ist nie wieder erschienen“, beschreibt der erfahrene 55 Jahre alte Nikolaus Faur die Arbeitsmoral mancher seiner Angestellten. „Niki“, wie ihn hier alle kennen, bildet reihum neue Mitarbeiter aus, weil  Schleifer und Polierer derzeit in keiner Schule ausgebildet werden. Er selbst bekam Fachunterricht von einem deutschen Spezialisten, vor zwei Jahren wurden die Mitarbeiter auch in Deutschland geschult. Über die deutsche Niederlassung des Konzerns erfolgen auch die Aufträge für den rumänischen Standort. Im Akkord wird die Arbeit bezahlt. Der Arbeitgeber legt auch Wert darauf, dass in einer kurzen Zeit eine hohe Produktion gefertigt wird. „Überdurchschnittliche Leistung wird besonders gut honoriert“, sagt Nikolaus Faur. Einen Nettolohn, der auch 30-40 Prozent über dem Landesdurchschnitt liegt, kann manch einer im kleinen Werk verdienen. Viele der Mitarbeiter wohnten im Ort; auch ihr Pensum durften die Mitarbeiter – wegen der Akkord-Bezahlung – über weite Strecken selbst bestimmen. Trotzdem hielt es viele nicht lange im Job. Zur Fluktuation kam zuletzt hinzu, dass die Leitung des Betriebs überhaupt keine Mitarbeiter mehr fand. Außer der Geschäftsführung, dem Produktionsleiter und der Gütekontrolleurin sind nur noch drei Mitarbeiter geblieben. Weitere vier würde der Betrieb gerne einstellen, doch in Billed und der näheren Umgebung war keiner zu finden.

„Mit drei Mitarbeitern ist die Produktion nicht zu stemmen, wenn der Kunde innerhalb kürzester Zeit ein hohes Produktionsvolumen in Aussicht stellt“, so Produktionsleiter Faur. In Temeswar rechnet das Unternehmen mit neuem Personal. Vor allem aus Ortschaften in der Nähe der Großstadt gibt es angeblich Interessenten, die geneigt wären, in einen Standort in Temeswar zu pendeln, bis ins nochmals 30 Kilometer entfernte Billed jedoch nicht. Am neuen Standort, nur wenige Fahrminuten vom Stadtzentrum entfernt, sieht Nikolaus Faur auch die Perspektive zusätzlicher Aufträge von außerhalb des Mutterkonzerns, um auch bei personell stärkerer Belegschaft das gesamte Jahr über voll ausgelastet zu sein.