Anerkennung für Temeswarer in Italien

Lektorin und Student der Musikfakultät Temeswar gewannen Gesangswettbewerb

Simona Negru im Konservatorium „Gesualdo di Venoso“ in Potenza. Foto: privat

Es ist sicherlich nicht einfach, die Karriere im 44. Lebensjahr anders und neu zu gestalten. Einigen gelingt es. Und es gehören Talent, Mut und eine Folge glücklicher Ereignisse dazu, wie Simona Negru das dargestellt hat. Simona Negru kennen viele Studentengenerationen als Lektorin an der Musik-Fakultät Temeswar. Sie unterrichtet Gesang und viele ihrer ehemaligen Studenten machen nun eine Solo-Karriere. Jetzt hat sich Simona auch in diese Welt gewagt. Umgekehrt ist der Weg einfacher, von der Solo-Karriere ans Katheder, nur wenige schaffen es aber, mit der Didaktik anzufangen und dann Jahre später in der künstlerischen Szene auch erfolgreich zu sein.

Der erste Schritt im Ausland bei einem internationalen Wettbewerb hat Simona Negru schon die erste Anerkennung gebracht: Der „Concorso lirico internazionale ‚Francesco Stabile‘“, der zwischen dem 7. und dem 10. Mai in Potenza, Italien, stattgefunden hat. Veranstaltet wurde der Wettbewerb von dem Konservatorium „Gesualdo di Venoso“ in Potenza. An dem Wettbewerb, der über 20 Teilnehmer aus mehreren Ländern zusammenbrachte, von Italien bis China, haben Solisten ohne Altersbeschränkung teilnehmen können. Es gab zwei Sparten, in denen man gewinnen konnte, in der ersten ging es um die Interpretation von Arien, in der zweiten um Rollen aus Pietro Mascagnis „Cavalleria Rusticana“, die Ende Juni in Potenza aufgeführt werden soll. Simona Negru hat die wichtigste Frauenrolle, die Rolle der Santuzza, bekommen. Ihr Student, der Kontratenor Alin Buruian², der im IV. Jahr ist, hat den ersten Platz in der Arien-Sparte gewonnen.

Gleich zwei Temeswarer, die einzigen Rumänen, die an dem Wettbewerb teilgenommen haben, sind preisgekrönt worden. „Das ist auch das Ungewöhnliche an dem Wettbewerb: Da es ohne Altersbeschränkung stattgefunden hat und die ersten Etappen gemeinsam waren, konnten daran Lehrer und Studenten teilnehmen, auch gegeneinander konkurrieren“, erklärt Simona Negru.

Die Produktion „Cavalleria Rusticana“ wird international belegt sein, die Rolle des Alfio wurde von dem niederländischen Bariton Wiebe-Pier Cnossen gewonnen. „Für die männliche Hauptrolle des Turridu haben sie erst nach dem Wettbewerb die richtige Person gefunden“, so Simona Negru. Die Aufführungen finden am 29. und 30 Juni im Freien, in einer Piazzetta in Potenza statt, um das Bühnenbild so naturgetreu wie möglich zu halten. Am Dirigentenpult wird der Franzose Guillaume Boulay stehen.

Simona Negru hofft auch auf eine Beziehung zwischen dem Konservatorium in Potenza und der hiesigen Musikfakultät. „Vielleicht kann der Wettbewerb einmal in zwei Jahren auch hier veranstaltet werden. Oder bekannte Namen, die dort dabei waren, auch in der Jury, über das Erasmus-Programm hierher eingeladen werden“, meint Simona Negru.

Auch für Alin Buruian² wird es demnächst eine andere wichtige Etappe geben: Am 5. Juli ist sein Auftritt in Händels barocken Heldenoper „Giulio Cesare“; das wird sein Abschlussexamen sein. Regie führt dabei seine Lehrerin Simona Negru, die sich auch um die Kostüme kümmert: „Die Aufführung findet im Ion-Vidu-Musiklyzeum statt; die Oper wird ausschnittweise präsentiert, insgesamt würde die ganze Oper drei Stunden und vierzig Minuten dauern“.

Simona Negru ist dem Publikum im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus bekannt, sie ist hier bereits mehrmals aufgetreten, zum Beispiel mit Schumann-Liedern mit Versen von Nikolaus Lenau: „Es ist für mich sehr wichtig gewesen und ich bin deshalb auch sehr dankbar, dass mir Herr Fernbach sowohl als Kollege an der Musikfakultät als auch als Forumsvorsitzender geholfen hat. Wir Lehrer haben selten die Chance der Bühnenauftritte. Dadurch, dass mir die Chance gegeben wurde, im Forum aufzutreten, habe ich die Übung wiederbekommen und eine gewisse Sicherheit, ein Selbstvertrauen. Das Publikum im Forum ist sehr warm. Wenn man dort auftritt, geht es nicht nur um eine technisch und künstlerisch gute Interpretation, sondern auch darum, dass man den Menschen etwas vermittelt. Und es ist ein musikliebhabendes Publikum“.