Auf der Donau ins „wilde“ Banat (3)

Die frühe Ansiedlungszeit der Banater Schwaben im Spiegel der Literatur/ Romane von Karl Wilhelm von Martini, Adam Müller-Guttenbrunn und Gerda von Kries

Karl Wilhelm von Martini, der Autor des Romans "Pflanzer und Soldat", 1854. Foto: privat

Karl Wilhelm von Martini wurde 1821 als der Sohn eines Oberarztes des damals in Lugosch stationierten I. Kaiserlichen Husarenregiments geboren. Er wuchs ab seinem 5. Lebensjahr in der romantischen Gegend um Herkulesbad auf, wo sein Vater zu der Zeit als Militär- und Badearzt tätig war. Die an den bewaldeten Ufern der Cerna verbrachten Kindheitsjahre hinterließen bleibende Spuren im späteren Banat-Bild des Schriftstellers. Der „Erdfleck zwischen Donau, Theiß und Marosch“, wie er das Banat nannte, ist ihm wie ein Märchenland in Erinnerung geblieben, trotz oder gerade wegen der noch wilden Landschaft. Diese frühen Eindrücke spiegeln sich denn auch in den Schilderungen der Natur und der Bewohner dieses Gebietes im Roman „Pflanzer und Soldat“.

Martini besuchte im nahe bei Herkulesbad gelegenen Mehadia die Schule, kam dann ins Temeswarer Piaristengymnasium, wo bis 1844 noch in deutscher Sprache unterrichtet wurde (Heinrich Lay).  Er beherrschte außer der deutschen Sprache auch Ungarisch und Rumänisch, Französisch und Italienisch. An der Universität Wien studierte er Philosophie, hatte jedoch besonderes Interesse an der Mathematik und am Militär.

Im Rang eines Leutnants kam er 1841 als Mathematik-Lehrer an die „Grenz-Cadettenschule“ in Karansebesch, dem Stabsort des Banater-Rumänischen-Grenzregiments, wo er bis 1847 tätig war. Nach seiner Beförderung zum Hauptmann wurde er in die Garnison nach Pest versetzt, nahm jedoch bereits 1850 seinen Abschied aus dem Militärdienst und ging als Redakteur nach Prag. Ab 1853 arbeitete Martini bei der „Grazer Zeitung“ und veröffentlichte neben Feuilletons umfangreiche Reise-Berichte, seine wichtigsten Publikationen dieser Jahre: „Reisebilder aus Italien“, aus Kroatien, der Vojvodina und schließlich „Aus der Österreichischen Walachei“, die ihm schöne Erfolge bei der Leserschaft bescherten. Aus dem Militärleben schöpfte er den Stoff für die mehrfach aufgelegten „Bilder aus dem Honvédleben“ (Wien 1851) und „Stilleben eines Grenzoffiziers“, ein Bereich, dem wir auch im zweibändigen Roman „Pflanzer und Soldat“ begegnen werden.

3.2. Zum Roman „Pflanzer und Soldat“ (Prag & Leipzig 1854. 2 Bände)

Martini stellt seinem Hauptwerk, das von seinen eigenen Banat-Erlebnissen ebenso geprägt ist wie von der bis dahin veröffentlichten Literatur über die Geschichte dieses Gebiets, eine ausführliche Widmung an den Vater voran. Darin verdeutlicht der Schriftsteller sowohl die historischen und biographischen Hintergründe, als auch die Beweggründe seines Schreibens:

Theuerster Vater!

Dies Buch Deines Erstgeborenen kommt zu Dir als Gruß aus der Ferne. Es trifft Dich noch immer im gesegneten Banate und soll Dich mahnen an Mehadia und an´s paradiesische Csernatal, wo in Deiner Hut ´meine Kindheit gespielt und geweint´. (…)

So übtest Du mich am Fundort antiker Größe (Herkulesbad, Anm. W.E.) im Rückwärtsschauen und pflanztest in das junge Herz des Knaben die Liebe zum großen Mutterlande, zum ´Reiche´, wie wir´s im Banate mit rührender Halsstarrigkeit nennen. Und je mehr ich mich der wilden und wüsten Vergangenheit meines Geburtslandes in allen ihren Phasen bemächtigte, desto mehr schwoll mein Herz vor Stolz und Freude, dachte ich daran, was der Erdfleck zwischen Donau, Theiß und Marosch seit hundert Jahren durch deutschen Fleiß und deutsche Ausdauer geworden.

Um das Gewordene durch Vergleich mit dem Gewesenen würdigen und überschauen zu können, sind die hier folgenden Schilderungen aufgezeichnet und in die Zeit v o r die großen Einwanderungen verlegt worden. (…)

Doch da komme ich ins Plaudern (…) und vergesse das zum Buche Gehörige mitzutheilen, nämlich: daß schon vor den berührten Einwanderungen vereinzelte Deutsche an die untere Donau vorgedrungen, daß dem Helden meiner Geschichte, den ich Urgroßvater und als solchen  M a r t i n  I n i t r a m  nenne- obgleich unser Familienname anders lautet – dieses wenig beneidenswerte Schicksal bereitet wird, und daß ich die Fata und Abenteuer des unruhigen, aus der freien Reichsstadt Regensburg stammenden Ahnes aus Familientraditionen geschöpft haben will.

Ob ich die angegebene Quelle treu, ob mit poetischer Lizenz benützt, wirst Du, lieber Vater, schon aus den nächsten Zeilen entnehmen; nicht minder, daß meine Vorliebe im Banate und daher auch bei Dir geweilt, der Du durch echt menschliches Wirken in vielen banatischen Herzen Wurzel geschlagen....

Fortsetzung folgt