Beiträge zur Banater Erinnerungskultur (12 - 1)

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Die etwa anderthalb Kriegsjahre 1914-15 werden als „Bewegungskrieg“ bezeichnet, weil sie vom Vor- und Rückzug der Heere gekennzeichnet waren. Schon diese Zeitspanne zeigte – zumindest im Nachhinein betrachtet – dass der erste Weltkrieg kein Krieg war, den eine der Seiten gewinnen konnte. Nicht umsonst sprachen die „Verlierer“ des ersten Weltkriegs schon während der Friedensverhandlungen in Paris von einem verlorenen, aber von niemand gewonnenen Krieg – und dachten bereits an die Planung des nächsten Großen Krieges, der dann vor allem von Bewegung gekennzeichnet war.

Was aber im ersten Weltkrieg auf den „Bewegungskrieg“ folgte, war das wohl aussichtsloseste, aufwändigste  und anstrengendste Kriegsunterfangen der Menschheitsgeschichte: der Stellungskrieg.

Unter Schützengräben des ersten Weltkriegs muss man sich Systeme von Gräben, Stollen, Unterständen und Grabensystemen („Nachschubgräben“, „Verbindungsgräben“ usw.) vorstellen, die sich kilometerweit in die Breite und Tiefe der Fronten erstreckten, wo Millionen Soldaten monatelang im Dreck, geplagt von Wanzen und Läusen und Ratten (damals entstand auch die Wendung vom 20. Jahrhundert als „Jahrhundert der Wanzen und Läuse“ – was sich aber nicht nur auf Schützengräben, sondern auch auf Gefangenen- und Internierungs- oder Arbeitslager vom Typ GULAG bezog).

Während die Kriegsstrategen und Generalstabschefs der Heere ohne jede Rücksicht auf „Verluste an menschlichem Material“ drauflosplanten, häuften sich im Banat die Nachrichten vom Tod der Einbezogenen. Auf dem Friedhof in Perjamosch kann man auf dem Denkmal der für das „Vaterland“ Gefallenen (welches VATER-LAND?!) mit dem klassischen Trauerfries 138 Namen vermerkt sehen.

Faszinierend, aber auch nachdenklich stimmend ist an diesem Granitdenkmal mit eingelassenen Marmorplatten für Fries und Namenlisten, dass auf der Rückseite des Denkmals eindeutige Spuren zweier Einschüsse zu sehen sind, die aus der Zeit des Rückzugs der Wehrmacht vom Gebiet Rumäniens und den Kämpfen um die Marosch-Furten im Herbst 1944 stammen müssen, als es im Raum zwischen Perjamosch und Großsanktnikolaus ein wochenlanges Hin- und Herwogen der Roten  Armee einerseits und der ungarischen und deutschen Divisionen andererseits gegeben hat.