Beiträge zur Banater Erinnerungskultur (24)

Fotos. Zoltán Pázmány

Zunehmend sind die Historiker der Meinung, dass das Attentat von Sarajevo nur ein unbedeutender Anstoß war zum Ausbruch des ersten Weltkriegs war, dessen Prämissen schon gleich nach 1870 und aus dem Sinnen der Franzosen auf Rache für die Schmach der Niederlage entstanden, aber auch durch die zahlreichen Allianzen der damaligen europäischen Großmächte, die man um die Jahrtausendwende schmiedete. Trotzdem, und da sich Samstag das Attentar von Sarajevo jährte, kurz etwas darüber.

Der am 13/25 Juli 1898 in Bosnien geborene Serbe Gavrilo Princip war ein begeisterter Gefolgsmann serbisch-nationalistischer Ideen und Strömungen, soll Mitglied der Geheimorganisation „Jungbosnien“ gewesen sein. Bosnien wurde am 6. Oktober 1908 vom Habsburgerreich von den Türken annektiert (durch Übertreten des Friedensvertrags von Berlin, 1878), was die Opposition der Serben und ihrer Schutzmacht, des Zarenreichs („Beschützerin der Slawen des Balkans“), hervorrief. G. Princip lebte in Sarajevo bei einem älteren Bruder und nahm schon 1912 an Demos gegen das „Kolonialverhalten der Besatzer“ teil, wofür man ihn exmatrikulierte. Er kam mit der serbischen Geheimorganisation „Schwarze Hand“ und der Geheimgesellschaft „Einheit oder Tod“ in Verbindung, wurde jedoch für Terrortätigkeit als „ungeeignet“ gehalten, da zu klein und schmächtig. Princip kontaktierte im Süden Serbiens den Vize-Geheimdienstchef der serbischen Armee, Major Vojislav Tankosic, der ihn als Mitarbeiter auch ablehnte.

In Belgrad schloss sich Princip Zivojin Rafajlovic, einem der Gründet der Tschetniks, an, der ihn, zusammen mit 15 jungen Bosniern, in ein Ausbildungslager der Tschetniks für Guerillataktik brachte. Hier lernte er Danilo Ilic von der „Schwarzen Hand“ kennen, den Planer des Attentats auf das Thronfolgerehepaar, sowie Dragutin Dimitrijevic, den Leiter des serbischen Heeresgeheimdienstes. Die beiden hatten fünf Serben (auch Princip) und einen mohammedanischen Bosnier fürs Attentat ausgewählt.

Im Juni 1914 lud General Oskar Potiorek, der Militärgouverneuer Bosniens, das Thronfolgerpaar zur Einweihung eines neuen Krankenhauses nach Sarajevo ein. Das sollte Sonntag, den 28. Juni, geschehen.

Die Thronfolger wurden am Bahnhof von Automobilen abgeholt. Im dritten der Kolonne, einem offenen Gräf&Stift, nahmen das Thronfolgerpaar, der Gouverneur und Oberstleutnant Graf Franz von Harrach Platz – dem das Fahrzeug gehörte.

Die Attentäter waren in der Menge verstreut. Zuerst, 10,10 Uhr, warf Nedeljko Cabrinovic eine Bombe, die vom Fahrzeug runterfiel und unter dem Nachfolgenden explodierte. Cabrinovic schluckte eine Zyan-Tablette und warf sich in die Miljaka – die wegen Dürre 13 cm hohes Wasser führte. Das alte Zyan wirkte auch nicht. Er wurde verhaftet. Franz Ferdinand und Prinzession Sophie wollten im Krankenhaus die Verwundeten besuchen. Die Fahrzeuge verfuhren sich und plötzlich wendeten sie genau dort, wo Gavrilo Prinzip stand. Der schoß von etwa fünf Metern Entfernung, traf den Thronfolger an der Halsschlagader und die Thronfolgerin in den Unterleib – erklärte nachher, er hätte Potiorek ermorden wollen. Sofia starb bei der Ankunft im Hause des Gouverneurs, der Erzherzog zehn Minuten später. Die Attentäter – außer den vor Ort Verhafteten Cabrinovic und Princip, flohen nach Serbien. Einer der zehn Punkte des Ultimatums von Franz Joseph an Serbien war, dass die österreichische Polizei in Serbien die Attentäter suchen durfte. Neun der Punkte des Ultimatums wurden angenommen, dieser nicht, so dass der Krieg gegen Serbien begann. Und der erste Weltkrieg.

In Grabatz, keine 100 km nördlich von Belgrad, hatte man wohl, ähnlich wie in London, erst sehr spät (in London aus dem Zeitungen am 21. Juli) vom Attentat von Sarajevo erfahren. Nichtdestotrotz hat auch die kleine Banater Ortschaft ihren Blutzoll entrichtet und viele Gefallene zu beklagen gehabt. Das marmorne „Helden“-Denkmal steht im Hof der Kirche.