Das "Wäldchen" kommt ins 21. Jahrhundert

Moderner Stadtpark mit computergesteuerten Anlagen

Etwas verwahrlost aber naturnah: Das Temeswarer "Wäldchen" vor der Umgestaltung
Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar - Skatepark, Fitnessecke und Radpisten, WiFi für die Internauten, Spezialrasen und computergesteuerte Bewässerungsanlage- Damit und mit etlichen anderen modernen Einrichtungen soll das "Wäldchen" (Pădurice), der bisher eher ruhige oder "sich selbst überlassene" Temeswarer Park zwischen dem Giroker Stadtviertel und dem Sonnenviertel den Einzug ins 21. Jahrhundert erleben. Nach langen Jahren, da die Temeswarer Stadtverwaltung die längst fällige Sanierung ständig, wohl wegen den hohen Kosten, aufschob, wird der Park, früher auch Lidia- und Sonnenpark genannt, nun mittels einer Finanzierung von 1,2 Millionen Euro aus dem Stadthaushalt zu einem modernen Stadtpark umgestaltet. Laut dem Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu, der sich für dieses Projekt der ehemaligen Komunalverwaltung von Anfang seiner Amtszeit besonders stark gemacht hatte, werden die Arbeiten nicht erst im Frühjahr 2016, wie vertragsmäßig vorgesehen, sondern schon drei Monate früher, um Weihnachten 2015 fertiggestellt werden.

Das "Wäldchen" ist einer der jüngsten Grünzonen der Begastadt, mit seiner Gesamtfläche von 9,03 Hektar gilt es aber auch als größter und bisher "natürlichster" Park mit den geringsten künstlichen Eingriffen. Das Wäldchen wurde 1900 angelegt, also Jahrzehnte später als mehrere der großen und traditionsreichen, zentralgelegenen Stadtparks an den Begaufern wie der Volkspark (1852), der Zentralpark (1870) oder der Rosengarten (1891). Die Grünanlage wurde von Anfang an als städtische Baumschule genutzt. Die hier gezüchteten Bäumchen wurden in allen Stadtstraßen oder Parks angepflanzt. Heute gibt es diese städtische Baumschule im Stadtviertel Rote Tscharda. Erst die Einheimischen aus den beiden Neubauvierteln, dem Giroker Viertel und dem Sonnenvciertel, machten das Wädchen zu einem beliebten Park und Naherholungsort. Diese wegen ihrer Waldähnlichkeit, dem alten Baumbestand, den weiten Grasflächen ohne Umzäunung viel Raum und Freiheit bietende grüne Oase am Stadtrand erhielt erst 1999 auf Wunsch der Bewohner die heutige Parkstruktur mit Alleen und Sitzbänken.

Das laufende Modernisierungsprojekt hat trotz der zahlreichen eingeplanten neuen Einrichtungen, wohl auch deswegen, weiterhin etliche Gegner, vor allemn aus den Reihen der Benutzer, der Einheimischen aus den beiden Stadtteilen. Die meisten Leute hätten eine gewöhnliche Sanierung und Hygienisierung der Grünzone lieber gehabt, sie fürchten, wohl mit Recht, dass mit den Arbeiten viel von dem natürlichen Bestand, dem naturnahen Image verloren gehen wird.

Ausgeführt werden die komplexen Arbeiten von der lokalen Firma Lovrintim SRL . Erstens wird das Wäldchen, wie geplant, mit neuem, wertvollem Pflanzgut (fast 2000 Bäumchen, 1600 Blumenarten) aufgefrischt. Es werden thematische Blumengärten (italienische, griechische, spanische und englische) bzw. sieben neue Grünzonen, zwei Teiche, ein Bach, zwei Brücken, eine Erholungsecke mit WiFi und Bänken, eine computergsteuerte Bewässerungsanlage angelegt. Alle Alleen werden neu eingerichtet. Mit Skatepark, Fitnessecke, Sportplatz, Kinderspielplätzen, Radpisten, einem Amphitheater soll zudem an alle Arten und Alterskategorien von Parkbesucher gedacht werden. Man fragt sich nun, ob diese Umgestaltung, die vielen Einrichtungen nicht den ehemals ruhigen Park zu einem überfüllten Rummelplatz machen werden. Positiv ist immerhin schon jetzt das Versprechen der Lokalverwaltung zu werten, dass der zukünftige Park auch künftig uneingefriedet bleiben soll.