Das Zeitalter der Kommunikation

Konferenz zum Thema PR in Temeswar

Am zweiten Tag der Konferenz fanden Werkstätten mit Experten aus dem Bereich Kommunikation statt.

Andi Vanca ist zuständig für die Vermarktung des Musikfestivals „Electric Castle“.
Fotos: Zoltán Pázmány

Zum fünften Mal hat die Kommunikationsagentur PR Beta eine Konferenz zum Thema „Public Relations und Marketing“ veranstaltet. Mitte Mai fanden Vorträge von Experten aus dem In- und Ausland sowie Werkstätten statt. Teilnehmer waren vorwiegend Studenten, die Kommunikationswissenschaften studieren sowie werdende Journalisten. Die PR Beta Konferenz ist die einzige dieser Art, die in West-Rumänien organisiert wird.

 

Öffentlichkeitsarbeit ist für Sagor Meskovic heilig. Mit ihr steht und fällt heutzutage der Erfolg eines Unternehmens, einer Einrichtung oder Veranstaltung. Schließlich leben wir, so Meskovic, im Zeitalter der Kommunikation und darum sind die Hauptaufgaben eines PR Managers zu entwerfen und zu vermeiden.

Meskovic ist Marketing- und Publicity-Manager. Zur Zeit kümmert er sich um den Auftritt des serbischen Musikfestivals Exit Festival, das jeden Sommer seit 2000 in Novi Sad veranstaltet wird. Bis 2008 besuchten fast 200.000 Menschen das Festival, das Stars wie  Snoop Dogg, Nick Cave and The Bad Seeds, Fatboy Slim und Björk nach Serbien brachte. Mit der Wirtschaftskrise gingen auch die Besucherzahlen zurück. Darum hat sich das Festival neu erfunden und heißt seit 2014 „Exit Adventure“: Es wurden gleich drei Festivals nacheinander an drei verschiedenen Orten veranstaltet, um so den Aufenthalt ausländischer Besucher zu verlängern und den Tourismus zu fördern.

Sagor Meskovic redet mit Stolz von dem Musikfestival, das so gut beim Publikum ankommt, dass selbst der DJ und Musikproduzent Skrillex 10.000 Dollar zusätzlich für einen Privatjet zahlte, nur um einen weiteren Tag beim Festival dabei zu sein. Damit hätte Skrillex, so Meskovic, die teuerste Eintrittskarte gezahlt, die je eine Person für das Exit Festival ausgegeben hat.  

Der immense Ansturm an Besuchern aus ganz Europa wäre ohne die hohen Kosten für Werbemaßnahmen nicht möglich. 100 Millionen Mal wurde das Exit Festival in internationalen Medien erwähnt. Eine beachtliche Zahl, findet nicht nur Meskovic. Dafür besitzt das Festival, PR Leute in fast den meisten Ländern. In Rumänien würde man zur Zeit jemanden suchen, meinte er augenzwinkernd. Nach Temeswar bringen die Veranstalter Ende Mai das „Revolution Festival“. Die erste Auflage, die im Dorfmuseum veranstaltet wird, erscheint unter der registrierten Marke „Get Exited“.

Eine mögliche Konkurrenz für das schon ohnehin erfolgreiche „Electric Castle“-Festival. Der PR Manager eines der größten rumänischen Musikfestivals, Andi Vanca, erzählte über den Aufbau einer starken Community, die überhaupt das Musikevent trägt. Angefangen hätte alles mit Privatpartys, die in größeren Städten organisiert wurden. Als Vorbild dienten die amerikanischen College-Partys, die von den Burschengemeinschaften organisiert werden. Das heißt, man konnte während de Partys so viel trinken, wie viel man wollte, aber man musste dazu eingeladen werden. Es war also ein ganz exklusiver Club. Daraus entstand eine Gemeinschaft, die auch sofort auf die Idee abfuhr, eine größeres Festival zu organisieren. Somit hatte „Electric Castle“ von Anfang an eine gesicherte Anzahl an Besuchern. Die Idee wurde schließlich ausgebaut: In den letzten zwei Jahren wurden als Vorevents Partys an ungewöhnlichen Locations in Städten wie Bukarest und Temeswar gehalten. Ein Vorgeschmack auf das eigentliche Festival. Darum verkaufen sich auch inzwischen die Abonnements lange vor dem Start der Musikveranstaltung. „Electric Castle“ ist auf dem besten Weg, das rumänische Pendant zum serbischen Exit Festival zu werden. Voraussetzung ist ein kontinuierlicher Zuwachs an Besuchern und somit auch die finanziellen Mittel größere Acts einzuladen.

 

Selbstvermarktung und Mel Gibson

Die Journalistin und Verlagsleiterin Marta U{urelu findet, dass Selbstvermarktung alles ist. Der Ersteindruck ist immer wichtig. Als Beispiel nannte sie ein Treffen mit einem potenziellen Investor bei dem sie in einem Mercedes vorfuhr. Ein Leihwagen. Das wusste der Investor allerdings nicht und zeigte sich gegenüber einer Zusammenarbeit viel offener.

Man muss aber auch den Mut haben seinen Weg zu gehen und zu träumen. U{urelu erzählte von ihren Anfängen als Journalistin. Wie sie als einzige ein Bild mit Eros Ramazzotti ergatterte und später nach Amerika fuhr und Mel Gibson interviewte. Die Redaktion wollte ihr den USA-Trip nicht finanzieren, da wandte sie sich entschlossen an Reiseagenturen und Hotels aus Bukarest, um sich Reise und Unterkunft zu sichern. Beim Pressetreffen mit dem Hollywoodstar durften nur akkreditierte Fotografen Bilder machen, sie schmuggelte eine gewöhnliche Filmkamera ein und sprach Gibson während dem Interview darauf an, ob die zwei nicht zusammen ein Foto machen könnten. Ein verdutzter Sicherheitsbeauftragter schoss das Foto, kurz bevor er sie rauswarf und man ihr Hausverbot erteilte.

Es waren diese gewagten Handlungen, die sie im Leben gestärkt hätten. Das führte auch dazu, dass sie das Wirtschaftsmagazin Biz als Verlegerin übernahm, als es kurz vor dem Ruin stand. Sie schaffte es die Investoren zu überreden, ihr die gesamte Verantwortung zu übertragen. U{urelu hatte zwar kein Geld, dafür aber Erfahrung. Für die Geldgeber war Erfahrung weniger wert, sie gaben ihr einen Monat Zeit, um ihnen zu beweisen, dass sie das Magazin retten kann. Heute gehört Biz weiterhin zu den erfolgreichsten rumänischen Printmagazinen.   

 

Kommunikation heißt näher am Menschen dran

Auf der PR Beta Konferenz 2015 sprach auch Ana Maria Onisei. Sie ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit für das Festival George Enescu. Videocontent und ungewöhnliche Happenings ziehen das Publikum an. Das ist ihr Geheimrezept. Facebook-Kampagnen, die das Publikum in den Mittelpunkt rückt, tragen dazu bei, dass Menschen sich mit dem Festival identifizieren. Das schafft Emotionen und sie sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Vermarktung.

Zwei Tage dauerte die Konferenz. Sie fand im City Business Centre statt. PR Beta wurde von den zwei Bloggerinnen, Oltea Zambori und Cristina Putan, gegründet.