Der „Prüfungsdoktor“ vor dem Richter

Der Bestechungsfall an der Medizinischen Uni Temeswar

Temeswar - In flagranti ertappt wurde am 8. Februar der Temeswarer Arzt und Hochschullehrer Daniel Cioca, direkt an seiner Arbeitsstelle, an der Medizinischen Uni Temeswar. Aufgrund von Hausdurchsuchungen der Staatsanwaltschaft in seinem Büro und Wagen, die handfestes Beweismaterial erbrachten, wurde er in Handschellen abgeführt. Das Temeswarer Amtsgericht entschied angesichts der Strafuntersuchung wegen Annahme von Schmiergelder von Studenten im Schnellverfahren auf 29 Tage Untersuchungshaft. Auch der Arbeitsvertrag des Hochschullehrers wurde bis zur Klärung seiner Situation bei Gericht gekündigt. Kürzlich entschied das Temeswarer Schiedsgericht, den Angeklagten bis zur Gerichtsentscheidung auf freien Fuß zu setzen. Ein erster Termin in dem anstehenden Prozess beim Amtsgericht Temeswar wurde für den 13. Mai angesetzt.

Die von den Staatsanwälten erarbeitete Anklageschrift gegen den „Prüfungsdoktor“ ist recht ansehnlich und mit allerhand klaren Beweisen gespickt: Die Staatsanwaltschaft hatte Cioca schon seit längerem im Visier, kurz vor der Festnahme wurde er mit Hilfe von SRI-Mitarbeitern direkt „bei der Arbeit“ bzw. bei der Annahme von Bestechungsgeldern von seinen Studenten in Wort und Bild aufgezeichnet. Um ein Auge bei seinen Prüfungen im Studienfach Zellen- und Molekularbiologie zuzudrücken, erhielt der Hochschullehrer regelmäßig zwischen 100 und 300 Euro, fein im Umschlag oder in Büchern oder Tüten. So hatte sich eine Studentin am 30. Januar prompt mit einem weißen Umschlag in seinem Büro präsentiert, und einige Tage später schaffte sie die Prüfung wie im Film, gar mit einer ausgezeichneten Neun. Während der Prüfung hatte sie geschickt und bestens vorbereitet ungestört über zwei Themen sprechen dürfen, die gar nicht zur Prüfungsmaterie gehörten.  

Mitgefilmt wurde u.a. auch der Stress und die große Aufregung, die der Lehrer jedes Mal bei der Annahme dieser Umschläge zeigte. Aus einem Telefongespräch mit einer Bekannten ist zum Beispiel auch sein Frust darüber herauszuhören, dass er an einem richtig „guten Tag“ während der Prüfungssession nicht sein gewöhnliches Tagespensum schaffen und nur schäbige 250 Euro kassieren konnte!?

Die Untersuchungen ergaben, dass der clevere Hochschullehrer seit 2500 nicht mehr sein Gehaltskonto in der Bank angetastet hatte. Wozu auch? Daniel Cioca hatte gutgefüllte Konten in Lei und Euro an mehreren Temeswarer Banken, so bei BRD, BCR, Bank Leumi Rumänien. Zwei Konten mit 33.000 Euro bzw. 122.000 Lei hatte er erst heuer in der Transilvania-Bank Temeswar eröffnet. Dabei entpuppte er sich selbst in der gutverdienenden Branche der weißen Kittel als eine Extrawurst, als ein hierzulande überdurchschnittlicher Verdiener. Seine Gehaltseinnahmen als Lehrer und Forscher betrugen in der Zeitspanne 2007-2012 insgesamt 500.000 Lei.

Die Staatsanwaltschaft beantragte übrigens die Beschlagnahmung von 33.000 Euro und 122.000 Lei, die Cioca kurz nach seiner Verhaftung in die Konten seiner Mutter überwiesen hatte.

Laut dem Gesetz droht dem „Prüfungsdoktor“ Daniel Cioca eine Haftstrafe von bis zu 13 Jahren.