Diskussionen um die Kulturhauptstadt 2021

Konstruktive Kritik ist immer erwünscht, Nörgeleien sind fehl am Platz

Bürgermeister Nicolae Robu und Simona Neumann, die Geschäftsführerin des Vereins „Temeswar – Kulturhauptstadt Europas“, in einer Pressekonferenz. Foto: Zoltán Pázmány

Vor einigen Wochen hat Bürgermeister Nicolae Robu begonnen, sich über den Verein Temeswar Kulturhauptstadt 2021 sowie über die erste große Veranstaltung auszulassen, die im vergangenen Jahr stattgefunden hat, die Auftritte des „Cirkus Cirkör“. Erstaunlich, da der Bürgermeister selbst in der Pressekonferenz bei der Vorstellung des Zirkus dabei gewesen war und damals die Initiative als positiv dargestellt hatte. Er hat außerdem keiner der Vorstellungen beigewohnt.

Zugegeben, die Kommunikation hätte viel besser sein können. Erst beim Beiwohnen der Vorstellung ist die Botschaft des „Cirkus Cirkör“ auch richtig rübergekommen: Vielleicht hätte man im Vorfeld viel mehr das Wort „Performance“ und nicht „Zirkus“ betonen sollen, und auf jeden Fall mehr die europäische, aufklärerische und sehr zeitgemäße Botschaft dieser Performance ins Licht rücken. Es ging um Migration, Europa und das Auseinandersetzen mit dieser hochaktuellen und brisanten Problematik, es ging darum, wie wir uns definieren als Europäer, es ging um Andersartigkeit und um Inklusion. Ein europäisches und ein Temeswarer Thema.

Eine kluge Auseinandersetzung, eine konstruktive Kritik kann sich nur positiv auf das Projekt auswirken. Die harten Attacken, bei denen es vor einer Woche bei einem Treffen mit Kulturleuten im Bürgermeisteramt gekommen ist, sind jedoch etwas anderes. Dabei ist der Universitätsdozent und ehemalige Diplomat Vasile Popovici über Simona Neumann, der Geschäftsführerin des Vereins „Temeswar 2021“, in Worten hergefallen, die so gut wie gar nichts mit akademischem oder mit diplomatischem Niveau zu tun haben.

Weniger erstaunlich war es, einige der Personen unter den Anwesenden zu sehen, die eigentlich schon seit langem zu den Nörglern zählen, so etwa die Journalistin und Universitätsprofessorin Brândușa Armanca. Anfang Oktober 2016 – Temeswar hatte erst vor Kurzem den Titel in einem engen und strengen Wettbewerb gewonnen – war Präsident Klaus Johannis zu Besuch in Temeswar. Unter anderem kam es damals zu einem Dialog mit den Vertretern des Vereins und mit Repräsentanten von Kulturinstitutionen im Barocksaal des Kulturmuseums. In der allgemeinen Euphorie hat damals Brândușa Armanca die von den Anwesenden mit erhobenen Augenbrauen verfolgte Frage gestellt: „Gut, der Verein hat den Titel für Temeswar gewonnen. Woher wissen wir, dass dies die Leute sind, die das Projekt am besten umsetzen?“

Als Temeswarer kann man nur hoffen, dass ein konstruktiver und respektvoller Dialog weitergeführt und dass die Bedeutung des Projektes für die Stadt und alle ihrer Bürger auch im Auge behalten wird. Das „Bidbook“ ist nicht mehr ein Projekt, sondern ein Vertrag, und daran werden wir von Europa gemessen. Deshalb scheint uns der Aufruf seitens des Präsidenten der Temeswarer Filiale des Architektenordens Vlad Gaivoronschi ausgeglichen und äußerst vernünftig: „Die öffentliche Anfechtung der Leitung des Vereins kann das Image Temeswars und der Kulturhauptstadt 2021 verletzen, indem das Bild einer zerrissenen lokalen Gemeinschaft entsteht, die von verschiedenen persönlichen und politischen Interessen geleitet wird. Wir glauben, dass eines der wichtigsten Ziele des Projektes eben das Gegenteil darstellt, und zwar die Kohäsion der gesamten Gemeinschaft rund um ein Projekt, das der Stadt zugutekommt, die wir alle lieben“.