Ein Stadtfest für Jung und Alt

Resident EX und INNA heizten das Publikum ein

Resident ES ließ einige Rocker-Herzen schneller schlagen. Bei dem Wiedersehen mit Ex-Cargo-Frontman Kempes kamen Erinnerungen hoch. Foto: Zoltán Pázmány

Konzerte, Workshops, Tanz und gute Unterhaltung für alle: Das gab es beim diesjährigen Stadtfest reichlich. Die Verwaltung hatte sich nämlich bemüht, für jeden Geschmack etwas anzubieten, und holte nicht nur Rock- und Jazzbands nach Temeswar/Timişoara, sondern auch beliebte SängerInnen wie Kamelia, George Hora oder Inna. Gefeiert wurde an jedem Wochenendtag bis nach Mitternacht.

Mit einer feierlichen Büstenenthüllung am Freitag Vormittag erklärte der Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu das Stadtfest als eröffnet. Unter den Klängen der Timisoara Big Band fand die Zeremonie im Zentralpark statt. Die Büste des Kunstkritikers Deliu Petroiu ist die 16. Skulptur, die in der Allee der Persönlichkeiten aufgestellt wurde.

 

Nach dem festlichen Akt im Zentralpark verlagerte sich die Feier ins Rathausgebäude. Hier fand – wie schon seit Jahren gewohnt – die feierliche Kommunalratssitzung statt. Bürgermeister Robu sorgte zu Beginn für einen kurzen Einblick in die Stadtgeschichte. Seit 1999 gilt der 3. August als der Geburtstag von Temeswar. Am 3. August 1919 kam die Stadt unter rumänische Verwaltung, nachdem Oberst Virgil Economu und seine Truppen ins Banat einzogen.

Der Temeswarer Bürgermeister betonte, dass damals auch alle Banater Ethnien ihre Rechte garantiert bekamen. „Temeswar rühmt sich heute mit drei Theaterhäusern in drei verschiedenen Sprachen, die für drei bedeutende Gemeinden stehen. Leider sind sie heute nicht mehr so wichtig wie früher, und damit beziehe ich mich vor allem auf die Deutschen, deren Zahl sehr stark gesunken ist“, sagte Robu. „Trotzdem haben wir uns bemüht und werden uns auch künftig darum bemühen, dass die drei Theaterhäuser – das rumänische Nationaltheater, das Deutsche und das Ungarische Staatstheater – ihre Tätigkeit weiterführen können. Auf ihre Präsenz hier in Temeswar sind wir sehr stolz“, betonte der Bürgermeister.

Deutsch geprägt war das Stadtfest auch dadurch, dass ein zur Zeit in Deutschland lebender Temeswarer zum Ehrenbürger ernannt wurde. Bereits im Mai war beschlossen worden, dass dem Bildhauer Ingo Glass der Titel eines Temeswarer Ehrenbürgers verliehen werden soll. Der Vorschlag kam von János Szekernyés, dem Vorsitzendem der Temeswarer Filiale des Verbandes der Bildenden Künstler, sowie von Prof. Dr. Marcel Tolcea, dem Leiter des Temeswarer Kunstmuseums. Die Laudatio auf den Bildhauer sprach Marcel Tolcea.

Der 71-jährige Künstler Ingo Glass hatte im Laufe der Jahre drei Werke seiner Geburtsstadt Temeswar geschenkt: „Öffnung“ – das Denkmal für die Opfer der Revolution von 1989, eine zehn Meter hohe Stahlplastik, die Ingo Glass 1991 schuf; das Werk „Hommage à Vasarely“, eine Spende des Künstlers für den Temeswarer Skulpturenpark aus dem Jahr 2003, sowie die Metallplastik „Tor nach Serbien“, die seit 2009 vor der Michelangelo-Brücke steht. „Es ist für mich eine große Ehre, diesen Titel zu bekommen. Die Ähre ist aber auch das Ergebnis des Weizens, den man streut. Der Weizen wächst und zum Schluss ist die Ähre da. Symbolisch, natürlich. Meine Skulpturen sind so wie Weizenkörner, die man in der europäischen Landschaft streut“, sagte Ingo Glass.

Den Geburtstag der Stadt Temeswar konnten die Bürger gleich drei Tage lang feiern. Tagsüber gab es Kunstwerkstätten und Sportereignisse, während abends Filmprojektionen im Rosenpark organisiert wurden. Am Freitag, Samstag und Sonntag Abend fanden auf der Bühne am Domplatz oder in der Alba-Iulia-Straße Konzerte aller Genres statt. Besonders gut kam das Konzert der Rockgruppe Resident EX am Freitag Abend bei dem Publikum an. Die Band besteht aus Musikern, die Geschichte in der rumänischen Rockszene geschrieben haben, jedoch aktuell nicht mehr in Rumänien leben.

Eine Show der Superlative lieferte der ehemalige Leadsänger der Temeswarer Rockband Cargo, Ovidiu Ioncu „Kempes“, aber auch der deutsche Gitarrist Matthias Lange. Zum Schluss gab es einen lang anhaltenden Applaus.

Das Temeswarer Stadtfest verlief in diesem Jahr nicht ganz so reibungslos. Das Highlight der Feierlichkeiten sollte der Auftritt der rumänischen Pop-Sängerin INNA am Sonntag Abend darstellen, dafür hatte die Kommune ursprünglich ein Honorar von 20.000 Euro versprochen. Den Temeswarern schien es jedoch viel zu viel – im Zeichen des Protests stellten sie eine Facebook-Seite auf, um ihrem Frust Wind zu machen. Schließlich erklärte sich die 25-jährige Sängerin bereit, das Honorar dem Christian-Şerban-Zentrum für diabetes- und hämophiliekranke Kinder und Jugendliche aus Busiasch/Buziaş zu spenden (die ADZ berichtete). „Wir freuen uns über jede Spende. Aber wenn junge Leute Großzügigkeit zeigen, weiß ich das hoch zu schätzen“, sagte Margit Şerban, die Leiterin des Klinikums aus Busiasch.

Die Pop- und Dance-Sängerin INNA, bekannt für Sommerhits wie „Hot“ und „Sun is up“, besichtigte am Sonntag das Christian-Şerban-Zentrum, wo sie von den Kindern sehr warm empfangen wurde. Zu dem Konzert am Abend auf dem Temeswarer Domplatz kamen Dutzende von Jugendlichen, die bis lang nach Mitternacht mit ihrem Idol feierten. Jedoch meinten einige, dass die Atmosphäre nicht ganz so „heiß“  war wie bei dem Konzert der Rockband Resident EX am Freitag. Und daran war keineswegs das Wetter schuld, denn das Quecksilber in den Thermometern wollte auch nach 22 Uhr nicht unter 25 Grad Celsius sinken.