Faszination Theater

Der lange NiL-Theatertag ging in Temeswar über die Bühne

Der lange NiL-Theatertag bringt die Theatergruppen der Lenau-Schule auf der DSTT-Bühne. Foto: Zoltán Pázmány

Alle Jahre wieder: Der lange NiL-Theatertag fand erneut auf der Bühne des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT) statt. Seit 17 Jahren werden Schüler der Nikolaus-Lenau-Schule aufgefordert, ihrer Kreativität und ihrem künstlerischen Geiste durch Theater einen Ausdruck zu geben. Sie dürfen sie auf der Bühne wie wahre Künstler performen und können so auch einen Einblick in die Theaterwelt bekommen. Viele ehemalige Mitglieder der Lenau-Theatergruppe sind heutzutage tatsächlich Schauspieler geworden. Ioana Iacob, Horia Săvescu, Ionuţ Chiriac und Andrea Nistor sind nur einige Beispiele.

Die Jugendtheatergruppen NiL, NiL-Junior und After-NiL des Temeswarer Nikolaus-Lenau-Lyzeums begingen in diesem Jahr zum 14. Mal den alljährlichen „Langen NiL-Theatertag“. Im Saal des Deutschen Staatstheaters Temeswar konnten die Schüler, Mitglieder der NiL-Gruppe und sogar ehemalige Lenauschüler, Mitglieder der After-NiL-Gruppe, ihre Theaterleistungen unter Beweis stellen. Auf dem Programm der diesjährigen Auflage standen mehrere Aufführungen. Das erste Theaterstück des langen Theatertages wurde von der NiL-Junior-Gruppe vorgeführt. Das Spiel „Der Sommer von Aviha“ ist nach dem gleichnamigen Jugendroman von Gila Almagor entstanden. Das Schauspiel bringt die Gefühle eines jungen Mädchens namens Aviha zum Ausdruck. Die Handlung spielt sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ab. Avihas Mutter ist Überlebende des Holocaust und hat durch traumatische Erfahrungen im Konzentrationslager immer wieder psychische Zusammenbrüche und kann ihre Tochter nicht richtig großziehen, so dass das Mädchen in Kinderdörfern aufwachsen muss. Das Spiel bringt ein Erlebnis Avihas in einem Sommer, in dem viel passiert, in den Vordergrund. Der Roman erhielt im Laufe der Jahre viele Auszeichnungen: der deutsche Literaturpreis - Auswahlliste 1991; das Buch wurde 1989 verfilmt und erhielt noch im selben Jahre den Silbernen Bären bei der Berlinale; 1989 wurde der Film auch mit einem Goldenen Spike in Spanien ausgezeichnet. Das Theaterstück „Avihas Sommer“ wird jedes Jahr in Israel am Jahrestag der Shoah aufgeführt.

Das Programm wurde mit den Theaterstücken „After Juliet“ von Sherman Macdonald fortgesetzt. Später wurden „Die Geschwister“ von J. W. Goethe und „Der Heiratsantrag“ von A.P. Tschechow als Collage aufgeführt. „Die Geschwister“ ist ein Vierpersonen-Stück in einem Akt. Johann Wolfgang von Goethe schrieb den Text Ende Oktober 1776. „Der Heiratsantrag“, ein Spiel in einem Akt von Anton P. Tschechow aus dem Jahr 1888. Auch die Leiterin der Theatergruppe, die DSTT-Schauspielerin Isolde Cobeţ, hielt ein Monolog: „Gott will es so haben“. Die NiL-Gruppe führte dann eine Collage nach „Undine geht“ von Ingeborg Bachmann auf. Die After-NiL-Gruppe führte letztens „Nora oder Ein Puppenheim“ von Henrik Ibsen vor.

Mitglied in der After-NiL-Gruppe ist auch Astrid Weisz, die Redaktionsleiterin der deutschen Sendung bei Radio Temeswar. Die Absolventin der Lenau-Schule machte während ihrer Zeit in der Schule nicht bei der NiL-Gruppe mit. „Ich hatte schon die Hochschulbank verlassen, als ich zum ersten Mal in der Gruppe After-NiL auftrat. Dazu bewogen hatte mich zum Einen die Freundschaft zu Isolde Cobeţ, andererseits die Auftritte meines jüngeren Bruders, Harald. Und so kam es, dass ich 2011 seine ´Schwiegermutter´ in ´Figaro lässt sich scheiden´ spielte“, erzählt die Journalistin.

In diesem Jahr spielte Astrid Weisz das Mädchen im Haus im Stück „Nora oder Ein Puppenheim“. „Das Mädchen für alles ist eine Rolle, die ich nicht selten im richtigen Leben auch einnehme“, scherzt sie. „Jeder Auftritt bringt meine Wangen vor Aufregung zum Brennen und manchmal pocht mir das Herz so stark, dass ich denke, ich werde keinen Ton von mir geben können. Ich habe gelernt, wie man auf der Bühne sprechen muss, und sowohl verstanden, dass man Gesten viel breiter machen muss als normal, damit sie auch in der letzten Reihe wahrgenommen werden“, sagt Astrid Weisz.

Die NiL-Theatergruppe ist die offizielle Theatergruppe des „Nikolaus Lenau“-Lyzeums Temeswar. Gegründet wurde diese 1996 von Christian Bormann, Gastschauspieler aus Deutschland, zusammen mit Schülern des Lyzeums. 1998 entstand die NiL-Junior Theatergruppe, die auch den Schülern der Gymnasialklassen die Möglichkeit gab Theater zu spielen. Nach demselben Muster entstand 2008 die After NiL-Theatergruppe auf Wunsch einer Studentin, die ihr Hobby für das Theater pflegen wollte.

Die Studententheatergruppe besteht aus ehemaligen Schülern des Nikolaus-Lenau-Lyzeums. Die NiL-Theatergruppen werden schon seit Jahren von der DSTT-Schauspielerin Isolde Cobeţ geleitet und sind der erste Begegnungsort vieler heutiger DSTT-Schauspieler der jüngeren Generation mit dem Theater. Die Gruppen nehmen an verschiedenen Schülertheaterfestivals in Deutschland, Ungarn, Kroatien und Rumänien teil. „Der lange NiL-Theatertag“ wird jährlich im Frühling veranstaltet. Alle Theatergruppen der Lenauschule stellen somit ihre Theaterstücke vor. „Das Ereignis zeigt den Schülern, wie es ist, in einem Profitheater zu spielen“, sagt Gruppenleiterin Isolde Cobeţ, da der lange NiL-Theatertag auf der DSTT-Bühne stattfindet. Die Temeswarer deutsche Staatsbühne unterstützt hiermit die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen für das Theater. Alle Vorstellungen beim langen NiL-Theatertag wurden simultan ins Rumänische übersetzt.