Friedhof Weidenthal nicht wiederzuerkennen

Die alten Fichten wurden gefällt. Gemeindebesucher sind aufgebracht

Wie ein kleiner Wald sah bis vor Kurzem der Friedhof im deutsch-böhmischen Dorf aus.

Der Weidenthaler Friedhof sieht nun in den Augen vieler Besucher fremd aus.

Ein Markenzeichen der Ortschaft, oftmals auch eine Attraktion und ein Denkmal – der Friedhof in Weidenthal/Brebu Nou war bis vor Kurzem ein besonderer Ort im deutsch-böhmischen Dorf. Die immer grünen fast hundert Jahre alten Fichten, die den Friedhof umringten, sind nun Geschichte. Fast alle über 30 Meter hohen Bäume wurden gefällt.

 

Viele Besucher des Dorfes waren von der neuen Aussicht auf den Friedhof schockiert. „Wir kommen schon seit Jahren hierher, um ruhige Tage in der Natur zu verbringen. Wir kommen aus Temeswar und sind die neue Route über Slatina Timis gefahren. Als wir die Straße in Richtung Weidenthal hinunterfuhren, konnten wir es nicht fassen – Schon aus der Ferne konnten wir bemerken, dass alle Fichten weg sind!“ sagt ein Mittdreißiger. „Wir sind extra hierher gekommen, um zu sehen was los ist“, setzt der Mann fort, indem er sich vor dem zerfetzten Zaum aus Stacheldraht umschaut. Genauso wie er, ist auch seine Frau schockiert: „Die Tannen hier waren das Besondere an diesem Ort – nun ist die Landschaft nicht wiederzuerkennen“.

Die Aussicht ist tatsächlich nicht wiedererkennbar. Wie ein Schlachtfeld sieht nun der Friedhof in Weidenthal aus: Die meisten Tannen - bloß etwa zehn Bäume stehen noch - wurden gefällt; viele Baumstämme zerrissen dabei auch den umringenden Stacheldrahtzaun. Allein das Eingangstor steht noch, zwischen zwei Betonsäulen befestigt. Touristen und viele Einwohner können die Maßnahme gar nicht verstehen. Alldas sei die Entscheidung der Kommune gewesen – die Mehrheit der Vertreter im Gemeinderat haben die Abholzung genehmigt. Auch weitere 40 ausgewanderte Deutschböhmen aus Weidenthal, die derzeit in Deutschland leben, hätten ihre Unterschrift dafür gegeben. Heinrich Hausner, einer von deren Vertreter, kann das nachweisen.

Das Vorhaben ist jedoch ein älteres Problem in Weidenthal. Vor zwei Jahren ist im Sommer bei der Polizei in Reschitza/Resita eine Anzeige eingegangen: Knapp über 20 Nadelbäume, die den römisch-katholischen Friedhof in Weidenthal umringten, wurden damals gefällt. Die Fichten sollten für etwa 8000 Euro verkauft werden. Die Polizisten konnten damals insgesamt 24 alte Nadelbaumstämme zählen. Beim Fällen wurden auch einige Gräber geschädigt.

Gabriel Bordea, der Bürgermeister von Weidenthal und Wolfsberg/Garâna (dem das demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen die Unterstützung entzogen hat und der also abgesetzt werden müsste, der aber noch gegen das DFBB prozessiert), behauptet, dass einer der Gemeinderäte, Heinrich Hausner, schon damals ein Dokument gezeigt hätte, in dem die deutsche Gemeinschaft in Weidenthal die Instandhaltung und Reinigung dieser Bäume beantragt. „Für Gelände innerhalb der Ortschaft braucht man keine Genehmigung vom Forstamt. Man braucht nur eine Genehmigung seitens des Bürgermeisteramtes. Als ich mein Amt antrat, waren die Bäume schon gefällt“, behauptete Gabriel Bordea vor zwei Jahren. Das Gleiche behauptet der Bürgermeister und Geschäftsmann Bordea (er ist einer der drei Teilhaber der Temeswarer Großmetzgerei „Agil“, ein Familienunternehmen) auch jetzt. „Die deutsche Gemeinschaft hatte die Abholzung der Fichten beantragt“, sagt er. „Die Bäume waren beschädigt und krank und bedeuteten eine Gefahr“, fügt Bordea hinzu.

Die Bäume wurden von einer Firma aus Bokschan gefällt. Die gleiche Firma hat auch die abgeholzten Baumstämme gekauft. Etwa 150 Millionen Lei sollen infolgedessen in den Haushalt der Kommune fließen. Anstelle der über 30 Meter hohen Fichten, wurden nun neue gepflanzt – bis die Ansicht des Friedhofs, sich der schon bekannten nähern wird, werden mindestens fünf Jahrzehnte vergehen müssen.