Investitionsstandort, Flugtouristik, Nostalgieeisenbahn

Beim Deutschsprachigen Wirtschaftsclub in Temeswar notiert

Andreea Kremm stellt das Flugpotenzial ihrer Firma vor: Währenddessen laufen auf dem Monitor Aufnahmen aus der Vogelperspektive. Foto: Adi Ardelean

Nahezu verdreifachte Handelsbeziehungen zwischen Bayern und Rumänien innerhalb eines Jahrzehnts, Bayern-Stammtische im Banat und deren Sinn und Zweck, aber auch Freizeit- und kommerzielle Flüge waren Themen des Septembertreffens beim Deutschsprachigen Wirtschaftsclub Banat.  Gäste aus dem Wirtschaftsministerium Bayerns, aus Deutschlands AHK in Bukarest und neue Mitglieder im Temeswarer Wirtschaftsclub hatten die Themenvielfalt überhaupt möglich gemacht. Ein langjähriges Mitglied hingegen lud zu einer Reise ein, die jedoch jenseits der Entspannung Zeichen setzen und eine seit 150 Jahren bestehende Eisenbahnstrecke vor der Schließung retten soll.

Platz 20 nimmt Rumänien in der Hierarchie der Wirtschaftsbeziehungen Bayerns zu anderen Ländern ein. Die stetig zunehmenden Handelsbeziehungen, die in Rumänien angesiedelten Firmen aus dem deutschen Bundesland, aber auch die 1,2 Milliarden investierten Euro bayerischer Unternehmen in Rumänien hob Ursula Heinzel aus den bayerischen Wirtschaftsministerium hervor. Sie wies auf den verstorbenen Anton Kathrein hin, „der ein Verfechter des Wirtschaftsstandortes Rumänien war“. Vorbehalte gäbe es zwar in Bayern Rumänien gegenüber, „doch Unternehmen, die diesen Schritt gewagt haben, sprechen von guten Erfahrungen“, sagt Heinzel. Bayern und seine Wirtschaft war auch Bezugspunkt von Iuliana Rusu von der AHK. „Das Banat ist einer unserer Lieblingsorte“, sagt sie und bringt auch gleich zur Bestätigung ein stichhaltiges Argument: „Nach Bukarest sind die meisten bayerischen Unternehmen im Banat angesiedelt“. Seminare und Veranstaltungen zu verschiedenen Themen organisiert die AHK in den Regionen, in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsclubs. Als wichtiges Bindeglied zwischen AHK und Wirtschaft sieht die AHK-Vertreterin auch den Abgeordneten Ovidiu Ganţ, der in wirtschaft-politischen Themen unterstützt.

In lockerer Art stellte Andreea Kremm die Netex-Firmengruppe vor. Sie kam jedoch schnell zur Kernbotschaft für diesen Abend – zur Unterhaltungs- bzw. kommerziellen Fliegerei. 13 Jahre nach der Gründung wird die Firma der Banater Deutschen Unternehmerin Mitglied im Deutschsprachigen Wirtschaftsclub. Erst jetzt, „weil wir mit unseren Inlandsflügen jetzt ein Produkt für den rumänischen Markt haben.“ Die Unternehmer und Werksleiter können nach Meinung von Andreea Kremm „richtig einschätzen, wie wichtig es ist, mit dem Flugzeug schnell von A nach B zu gelangen". Ihre Cessna war während der acht Tage gesperrten Flughafens in Temeswar ständig im Einsatz und ihr Geschäftspartner und Pilot Claudiu Patt glaubt, „bald zusätzliche Unterstützung am Steuerhorn finden zu müssen“, weil ihr Flugzeug zuletzt besonders gefragt war.

Die Cessna ist auch dabei und filmt aus der Luft, wenn Sergio Morariu, Präsident der EnduRoMania-Stifung, am Samstag, den 21. September, versucht, die möglicherweise letzten oder entscheidenden Zeichen zu setzen, die Semmeringbahn zwischen den beiden Städten im Banater Bergland, Orawitza – Anina zu retten. Nach 150 Jahren Zugverkehr will er es nicht wahrhaben, dass diese Bahn nun außer Betrieb gesetzt werden soll: eine Nutzung zu touristischen Zwecken erkennt Morariu. Genauso sehen es auch der Kreisrat Karasch-Severin, das Umweltamt, Tourismusorganisationen und Kommunen aus der Region.