KOMMENTAR: Jederzeit komplizenbereit

Vier Jahre gingen ins Land und eine Menge Polit-Komplizitäten und Hochschulschweinereien wurden publik, bis „das gescheiterte Produkt eines schief angelegten politischen Systems“ – so die Wochenschrift „22“ über Ex-Premier und Dr.rer.jur. Victor Ponta – von einer autorisierten Institution definitiv zum Dieb von Geistesgut, durch Abschreiben, gestempelt wurde. Glaubt man seinem Blog, so hat ihn der „institutionelle Nachweis“ des Abschreibens von über 60 Prozent seiner Doktorarbeit kalt gelassen. Oder, wie der Philosoph Andrei Ple{u schrieb, er blieb „auf der Linie der Trivialität und der moralischen und mentalen Konfusion, an die uns seine Herrschaft gewöhnt hat“.

2012 hatte die Zeitschrift Nature nachgewiesen, dass Ponta ein Abschreiber ist. Bezeichnenderweise keine rumänische Publikation... Der Skandal schlug international höchste Wellen: Ponta war damals kein einfacher Minister, wie Abschreiber befreundeter Länder, sondern Premier. Zwischen dem Jahr der Erstenthüllung des Abschreibens seiner Doktorarbeit und dem 30. Juni 2016, als der Nationalrat für die Bestätigung von Universitätstiteln, -diplomen und -zertifizierungen (CNATDCU) ihn als Plagiator entlarvte, drückten fünf Unterrichtsminister den Stuhl. Vier von ihnen (Pop, Andronescu, Pricopie und Câmpeanu) deckten den Abschreiber kraft ihres Amtes (war das nicht vielleicht Amtsmissbrauch?). Der vorletzte, der unlängst entlassene Curaj, ging die Frage anfangs voller Elan an, um zuletzt vor lauter Zögern vor seinem eigenen Schatten zurückzuschrecken. Es kostete ihn den Stuhl. Jetzt drückt ihn einer, der bisher immer entschlossen für Maßnahmen gegen den höchsten Abschreiber der Nation plädierte. Schau mer mal, ob er nicht auch inzwischen die Courage auf dem Weg ins Ministerium verliert!

Die Stinkespur der innerparteilichen und parlamentarischen Komplizitäten hatte Folgen auch im Bildungswesen, wo manche der Minister zu sehr beschäftigt waren, das Bildungsgesetz so zu adjustieren, dass der Kopierer Ponta seinen Doktortitel behält – der Verlust müsste ihm den Rausschmiss aus der Anwaltskammer bringen, so wie der Titel ihm die Tür dorthin automatisch geöffnet hat. Letztendlich stünde dann Ponta als falscher Anwalt da – und was geschieht dann mit den Prozessen, in denen er als (offensichtlich falscher) Anwalt auftrat? Die Besudelung des Hochschulwesens durch getürkte Doktoren wird mit keinem Gesetz gecleant.

Ponta hat 2015 indirekt gestanden, dass er den Dr.rer.iur. auf krummem Weg (bei Doktorvater Adrian N²stase, damals Premier) erlangt hat. Er wollte der Universität Bukarest den Titel zurückgeben.

Schlimm jetzt: seine Komplizen, die Parlamentarier, die zu seinem Schutz gewühlt haben, alle Ex-Bildungsminister sind unbehelligt und putzmunter.

Jederzeit komplizenbereit.